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Stefan Meyer (Naturschutzberater im Projekt "Landwirtschaft für Artenvielfalt" in Hessen), Jörg von Schönfels (Landwirt mit Zertifikat) und Frank Gottwald (Projektkoordination "Landwirtschaft für Artenvielfalt" im Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts-forschung Müncheberg e.V.) bei einem Ortstermin. Im Hintergrund die Charolais-Herde von Jörg von Schönfels. - Fotos: Dieter Graulich

HERBSTEIN Lebensraum für Tiere verbessern

Herbsteiner Betrieb betreibt "Landwirtschaft für Artenvielfalt"

05.08.21 - Das Modellprojekt "Landwirtschaft für Artenvielfalt" will die Vielfalt der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen erhalten und erhöhen. Das gelingt mit Hilfe eines variierbaren Naturschutzmoduls, einer Zusatzqualifikation für den Bio-Landbau. Herzstück des Projekts ist ein Katalog von über 100 verschiedenen Naturschutzmaßnahmen, aus denen Bio-Landwirte unter naturschutzfachlicher Beratung die für Ihren Betrieb und die dortigen natürlichen Bedingungen besonders geeigneten Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt wählen.

Im Jahr 2012 gestartet, sind die Projektpartner auf Erzeugerseite die ökologischen Anbauverbände Biopark und Bioland. Das Projektmanagement liegt beim WWF Deutschland. Die wissenschaftliche Begleitung führt das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. durch. EDEKA fördert das Projekt finanziell und organisatorisch, vermarktet die Erzeugnisse der teilnehmenden Betriebe und honoriert die Zusatzleistungen für den Naturschutz.

Das Stehenlassen von Teilflächen sei wichtig

Ein wahrer Schattenspender

Charolais

Ungefähr 150 Bio-Betriebe, darunter auch der 150 Hektar große Bioland Betrieb von Jörg von Schönfels (Herbstein), nehmen mittlerweile am Projekt teil. In den Betrieben spielt die Grünland- und Ackerbewirtschaftung eine zentrale Rolle. Der Schwerpunkt bei der Tierhaltung liegt auf der Mutterkuh- und Schweinehaltung.

Der Herbsteiner Betrieb hat 100 Mutterkühe, 70 Kälber, 15 Jungrinder, 40 Mastbullen und vier Deckbullen der Rasse Charolais. Zum Projekt-Hintergrund war bei einem Ortstermin zu erfahren, dass ungefähr die Hälfte der Fläche in Deutschland landwirtschaftlich genutzt wird. Viele Arten in Mitteleuropa nutzen landwirtschaftliche Flächen als Lebensraum. Da diese immer intensiver genutzt werden, nimmt ihre Eignung als Lebensraum mehr und mehr ab. Der Bio-Landbau trägt erwiesenermaßen zum Erhalt der Artenvielfalt in hohem Maße bei.

Gleichzeitig gibt es gute Ausgangsbedingungen, den Lebensraum für Tiere und Pflanzen auf bewirtschafteten Flächen weiter zu verbessern und die Artenvielfalt zu erhalten und sogar zu erhöhen. Auf dem Betrieb von Schönfels werden viele unterschiedliche Naturschutzleistungen erbracht. Die einzelnen Maßnahmen werden auf ausgewählten Flächen beziehungsweise Teilflächen umgesetzt. Beim Ackerland: Reduktion von Striegeln und Hacken, Anbau von Luzerne-/Klee-Grasgemenge (LKG), Stehenlassen von Teilflächen im LKG und Kleinflächige Anbaustruktur. Beim Grünland: Extensive Wiesen und Weiden, Reduzierte Düngung, Ruhephasen in der Brutzeit, Stehenlassen von Teilflächen im Grünland, Heunutzung, Schonende Mahdverfahren und Spezielle Schutzmaßnahmen für Wildtiere. Hecken werden als Landschaftselemente erhalten und es erfolgen Periodische Vernässungen.

Auf der Hofstelle dienen Ställe und Scheunen als Vogelhabitate und es gibt Nisthilfen für Insekten. Auf einer Fläche erfolgt zur Förderung des in Deutschland stark im Bestand gefährdeten Wachtelkönigs eine Spät-Mahd im September. Der Charolais-Mutterkuhbetrieb von Herrn von Schönfels ist vor allem durch Umtriebs Weiden mit geringer Besatzdichte charakterisiert. In den Tallagen findet Mitte Mai ein Schnitt vor Beweidung statt. Für die Heunutzung zur Kuhfütterung (nur für tragende Kühe) bewirtschaftet der Betrieb großflächige Anteile von blüten- und kräuterreichen Berg-Mähwiesen sowie kleinere Anteile an extensiven Mähwiesen und artenreichen Borstgrasrasen. Als charakteristische Kennarten treten hierunter anderen seltene und gefährdete Arten wie Arnika, Teufelsabbiss, Schwarze Teufelskralle, Breitblättriges Knabenkraut und Wald-Läusekraut auf.

Auf allen Wiesen und Weiden erfolgt eine Düngung ausschließlich mit Festmist, die sich positiv auf die Artenvielfalt auswirkt. Auf einen Mähaufbereiter wird grundsätzlich verzichtet. Auf einzelnen Grünländern ist zudem zukünftig das Stehenlassen von Teilflächen ohne Nutzung von Mitte Juni bis Mitte Juli sowie die Anlage von überjährigen Grasstreifen zur Förderung von Insektengemeinschaften geplant.

Die Leistungen der Betriebe für die Artenvielfalt werden mit einem Punktesystem evaluiert und damit nachvollziehbar in Wert gesetzt. Dabei werden sowohl die Verfahren der Bewirtschaftung als auch spezielle Maßnahmen sowie Landschaftselemente und bestimmte seltene oder gefährdete Arten einbezogen. Verbraucher werden über die Projekthomepage informiert und für den Schutz und Erhalt der Artenvielfalt und nachhaltigen Konsum sensibilisiert. Anhand wissenschaftlicher Untersuchungen bestimmter Zielarten wie Braunkehlchen, blütenbesuchende Insekten oder bestimmte Ackerwildkräuter wird der Erfolg der Maßnahmen beispielhaft überprüft.

Die Bio-Betriebe, die an dem Projekt teilnehmen, wählen dabei gemeinsam mit naturschutzfachlichen BeraterInnen individuell die für ihre Betriebe und den Artenschutz in dem Gebiet optimalen Maßnahmen aus. Die vermarkteten Produkte tragen neben dem Bio-Siegel auch das "Landwirtschaft für Artenvielfalt"-Projektlogo. EDEKA fördert das Projekt und vermarktet und bewirbt die Produkte aus dem Projekt in seinen Märkten: Auf regionaler Ebene führt EDEKA derzeit verschiedene Produkte wie Fleisch und Kartoffeln mit Artenvielfalt-Logo und garantiert den teilnehmenden Bio-Landwirten die Abnahme ihrer Erzeugnisse und honoriert ihre besonderen Naturschutzleistungen über einen Aufpreis für bestimmte Produkte. Konsumenten haben die Möglichkeit, durch ihren Einkauf den Erhalt der Artenvielfalt in ihrer Region bzw. in Deutschland zu unterstützen. (Dieter Graulich) +++


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