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Von links: Christoph Lübcke, Michael Brand, Marie Keßler, Dr. Heiko Wingenfeld, Bernd Woide - Foto: Martin Engel

FULDA Premiere

"Walter-Lübcke-Preis" verliehen: Einsatz für Menschlichkeit und Zusammenhalt

20.08.21 - Am Donnerstag wurde im VHS Forum Fulda erstmals der vom Fuldaer Bundestagsabgeordneten Michael Brand ausgelobte Walter-Lübcke-Preis im Beisein von Familie Lübcke an Marie Keßler, einer 22-Jährigen aus Simmershausen, verliehen.

Mit dem neuen Preis soll das Engagement der vielen oft stillen Helferinnen und Helfer in unserer Gesellschaft besonders gewürdigt werden. Die Intention ist, "nicht nur einzelne gute Taten zu würdigen, sondern damit auch ein Beispiel zu geben, dass es sich lohnt, in diesem Land zu leben und für unsere Werte einzustehen", wie Brand erläuterte.

Marie Keßler Fotos. Marius Auth

Mit dem Preis, den Michael Brand in Erinnerung an seinen Weggefährten und Freund Dr. Walter Lübcke jährlich auslobt, wird ein Mensch geehrt, der sich in besonderer Art und Weise um Mitmenschen verdient gemacht hat. Der erste Preisträger wurde aus einer Vielzahl von Vorschlägen von einer Jury unter Mitwirkung der Familie Lübcke ausgewählt.

Zur Preisverleihung im VHS Forum Fulda war nicht nur Sohn Christoph Lübcke gekommen, sondern auch Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Landrat Bernd Woide, der ehemalige Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger, Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez sowie vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Roman Melamed und Bella Gusman.

"Walter war nicht nur ein Wegbegleiter, sondern ein guter Freund. Das Anliegen seiner Hinterbliebenen ist, ihn nicht nur durch die Umstände seines Todes in Erinnerung zu behalten, sondern vor allem durch sein Leben und Wirken. Er wäre an diesem Wochenende 68 Jahre alt geworden. Walter Lübcke war deutscher Patriot, heimatverbunden. Er war ein guter Charakter, kämpferisch mit christlicher Motivation und ansteckender Fröhlichkeit. Er war ein Anwalt der Leute und ist jedem, vom Pförtner bis zum Ministerpräsidenten, mit demselben Respekt begegnet", erklärte Brand in seiner Laudatio.


"Demokratie muss wehrhaft sein"

MdB Michael Brand mit Preisträgerin Marie Keßler

Die Demokratie müsse wehrhaft sein, für den Kampf gegen Antisemitismus und Fremdenhass reiche Empörung nicht aus: "Die Gegner der offenen Gesellschaft kämpfen inzwischen nicht mehr nur im Verborgenen. Zwei Jahre nach dem Mord an Walter Lübcke stellen sich die Fragen: Was bleibt? Was ist der Auftrag?", so Brand. Der Walter-Lübcke-Preis soll Menschen herausstellen, die in besonderen Momenten das Richtige getan haben. 50 Vorschläge seien bei Brand eingegangen, die Entscheidung fiel auf Marie Keßler. Die 22-Jährige aus Hilders-Simmershausen ist aufs Domgymnasium gegangen, absolvierte von 2017 bis 2018 ihren Wehrdienst in der Sanitätsstaffel und ist seit 2019 bei der Bundeswehr in der Ausbildung zur Notfällsanitäterin.

Am 24. April 2021 erlebte Keßler im Bahnhofsviertel von Hannover einen Zwischenfall, der sie zu Zivilcourage über das normale Maß hinaus motivierte: Mehrere Männer schlugen auf einen am Boden liegenden Mann ein, Keßler alarmierte nicht nur Notarzt und Polizei, sondern schritt ein. Der Schwerverletzte konnte später von Sanitätern aufgenommen werden. Die Nominierung Keßlers ging vom Verein "Simmershausen-AKTIV" aus.

"Ich wollte im Bahnhofsviertel nur einen Rucksack kaufen und habe den Vorfall miterlebt. Ich konnte nicht einfach nur  danebenstehen und zusehen, wie die Täter ihren Hass an diesem Mann auslassen. Umstehende Personen haben nicht eingegriffen. Es gilt, ein Bewusstsein zu schaffen dafür, zu handeln statt wegzuschauen. Wie man selbst behandelt werden will, so sollte man auch andere behandeln", erklärt Keßler.

Mit Humor fürs Gute bewegt

"Mein Vater hätte es toll gefunden, dass Sie den Preis gewinnen. Er soll nämlich auch an die Zeit erinnern, als er stark Position bezogen hat, etwa bei der Versammlung in Lohfelden, wo er dafür plädiert hat, für demokratische Werte zu kämpfen. Er stand lange alleine da nach dieser Aussage. Wir müssen alle zusammenhalten als demokratische Gesellschaft. Ich verneige mich vor Ihnen", erklärte Christoph Lübcke.

"Walter Lübcke hat andere mit Humor und Tiefgang fürs Gute bewegt. Wir sind froh, als Stadt Gastgeber dieses Preises sein zu dürfen. Lübcke hatte eine besondere Beziehung zur Region Fulda, nicht nur, weil er einst an der Hochschule Fulda studiert hat. Er hat übers dienstliche Maß hinaus Kontakt zu den Menschen hier gesucht. Auch deswegen haben wir uns entschieden, eine Straße am Waidesgrund nach ihm zu benennen. Menschen sollen sich ermutigt fühlen, Haltung zu zeigen und ihren Weg zu gehen. Denn Einschüchterung, das war das Ziel derjenigen, die für seinen Tod verantwortlich waren", erklärte Wingenfeld.

Der massive, 25 cm hohe Glasquader, geschaffen von einem Dresdner Künstler, zeigt einen offenen wie optimistischen Walter Lübcke in dreidimensionaler Ansicht, versehen mit der Inschrift "FÜR BESONDEREN EINSATZ UM MENSCHLICHKEIT UND ZUSAMMENHALT IN UNSEREM LAND".

Bewusst wurde das Datum der Preisverleihung in zeitlicher Nähe des Geburtstages von Walter Lübcke am 22. August gewählt, "um die Erinnerung an einen so guten Charakter nicht mit dem Umstand seines Todes, sondern mit seinem positiven Leben wachzuhalten", erklärt Michael Brand. +++


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