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Im Deutschen Feuerwehr-Museum diskutierte Kanzleramtsminister Helge Braun auf Einladung seines Parteifreunds Michael Brand mit Vertretern aus Ehrenamt, Feuerwehr und Rettungsdiensten darüber, wo sie der Schuh drückt. - Alle Fotos: Martin Engel

FULDA Mit Michael Brand im Feuerwehrmuseum

Der Minister mit dem Feuerlöscher: Helge Braun antwortet auf drängende Fragen

28.08.21 - Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) ist der Minister mit dem Feuerlöscher. So hat er sich selbst ins Bild gesetzt, als ihn die Süddeutsche Zeitung kürzlich fragte: "Welche Art Politiker sind Sie?" (https://sz-magazin.sueddeutsche.de/sagen-sie-jetzt-nichts/helge-braun-interview-kanzleramt-angela-merkel-90526)

Kanzleramtsminister Helge Braun Alle Fotos: Martin Engel

Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg (Präsidentin des DRK)

Am Freitagabend konnte er sich in dieser Funktion den drängenden Fragen von Menschen stellen, die haupt- und ehrenamtlich mit der Bewältigung von Katastrophen zu tun haben. Im Deutschen Feuerwehr-Museum diskutierte er auf Einladung seines Parteifreunds Michael Brand mit Vertretern aus Ehrenamt, Feuerwehr und Rettungsdiensten darüber, wo sie der Schuh drückt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Im Einsatz für Schutz und Sicherheit – im Dialog mit Feuerwehr, Rettungsdienst und Ehrenamt". Ohne den tagtäglichen Einsatz engagierter Menschen und Organisationen sei ein sicheres Lebensumfeld, insbesondere in Katastrophenlagen, nicht vorstellbar, erklärte Michael Brand.

Lothar Mihm, Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands

Constantin von Brandenstein-Zeppelin, Ehrenpräsident des Malteser Hilfsdienstes, ...

Gärtner Wilhelm Hartmann

"Zuhören zu können, ist eine Kernkompetenz für Politiker", betonte der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete eingangs und gab deshalb das Wort zunächst an Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, die sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich für das Deutsche Rote Kreuz engagiert und Präsidentin des DRK-Kreisverbands Fulda ist. Sie erinnerte an die Hochwassereinsätze an Elbe und Oder, bei denen sie mit dem DRK im Einsatz war. "Damals dachte man noch, das ist weit weg." Sie mahnte mehr Unterstützung für die ehrenamtlichen Helfer durch die Bundesregierung an. Besonders die Vorhaltung größerer Reserven an Hilfsmitteln für solche Schadenfälle wie jetzt im Ahrtal und die schnelle Wiederauffüllung der Lagerbestände legte sie dem Minister ans Herz.

MdB Michael Brand organsierte die Podiumsdiskussion

Auch Constantin von Brandenstein-Zeppelin, Ehrenpräsident des Malteser Hilfsdienstes, war es ein wesentliches Anliegen, gemeinsam bessere Konzepte zu entwickeln, die der Tatsache Rechnung tragen, dass Katastropheneinsätze immer länger dauerten und die Hilfskräfte längerfristig binde. Eine vom Staat finanzierte qualifizierte Ausbildung der Ehrenamtler und deren Verpflichtung auf einen längeren Zeitraum könne da ein Lösungsansatz sein. 

Als Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands warb Lothar Mihm ebenfalls um Unterstützung. "Wir haben immer öfter Probleme damit, die Tagesalarmbereitschaft sicherzustellen. Die Akzeptanz der Arbeitgeber für die Freistellung ihrer bei der Feuerwehr engagierten Mitarbeiter sei nicht überall gegeben und es gebe erhebliche Nachwuchssorgen. Mit einer gesetzlichen Rentenregelung für Ehrenamtler könnten sicher auch mehr Kräfte gewonnen werden.

Christoph Schwab Vorstandsvorsitzender DRK-Kreisverband Fulda e.V.

Museumsleiter Rolf Schamberger begrüßte den den prominenten Gast

Von seinem aufreibenden Einsatz mit seiner großen Truppe und Lkw und Radladern im Katastrophengebiet an der Ahr berichtete Gärtner Wilhelm Hartmann erschreckende Details. "Wir haben tagelang riesige Anschwemmungen abgeräumt, da waren allein 22 Pkw, große Baumstämme mit knapp einem Meter Durchmesser, Tierkadaver und leider auch fünf Leichen darunter". Sein Hilferuf an Michael Brand, der stundenlang mit ihm im Katastrophengebiet unterwegs gewesen war, brachte schnellen Erfolg: den Einsatz eines Bundeswehrpanzers. Hartmann war zum Teil mit einem harten Einsatz plus zusätzlichen Koordinierungsaufgaben der vielen anderen freiwilligen Helfer am Limit. "Es wäre wünschenswert, dass unsere ehrenamtliche Kraft optimal genutzt, aber auch entlohnt würde", gab er dem Minister mit nach Berlin.

Helge Braun gestand, er wünsche sich manchmal, wenn er ein Martinshorn höre, dass er selbst wieder im Notarztwagen zum Einsatz fahre. "Politik ist viel mehr Papierkram, als ich mir vorstellen konnte." Die Ehrenamtler in Feuerwehr und Rettungsdiensten seien ein großer Schatz dieses Landes. "Es sind ganz besondere Menschen, die eben genau dorthin gehen, wo Not, Elend und Sorge sind, wovor sonst viele einfach weglaufen." Seinen Vorredner:innen gab er recht, dass die Erarbeitung besserer gemeinsamer Strukturen oberste Priorität habe. "Wir brauchen schnelles Handeln aus einem Guss". Das derzeit viel kritisierte Bundesamt für Bevölkerungsschutz sei eigentlich eine Ressourcenverschwendung, "denn die warten auf den Kriegsfall", für den sie geschaffen wurden. Eine bessere Ausstattung aller Sicherheitskräfte sei dringend notwendig.

Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber.

"In manchen Feuerwehrstützpunkten sieht es noch immer so aus wie hier", kritisierte er mit Blick auf die Exponate des Feuerwehr-Museums. Die Wiederbelebung der Alarmierung durch Sirenen, ein funktionierendes Notrufsystem, flächendeckende Katastrophenwarnungen per SMS und entsprechende Übungen stünden noch auf der Agenda. "Wir müssen klarmachen, dass jederzeit etwas passieren kann und das notwendige Verhalten auch breit einüben." Auch der Hinweis eines Notarztes, dass die gedeckelte Zahl der Medizinstudierenden unbedingt aufgestockt werden müsse, stieß bei Helge Braun auf Zustimmung. "Wir müssen resilienter in der Krise werden und ich hoffe, dass wir gemeinsam gute Ideen dafür entwickeln", machte der Minister für besondere Aufgaben den anwesenden Ehrenamtlern Mut. (Carla Ihle-Becker) +++


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