"Intimer Live-Moment" vor 200 Fans: Rapper Bengio war mal wieder "zuhause"

16.09.21 - "Ich komm nachhause jetzt", rappt Bengio in einem seiner Smash-Hits. Zuhause, das ist für den 28-Jährigen nach wie vor die Domstadt. Völlig klar also, dass der Wahlberliner hier auftritt, wenn im Museumshof eben dieser Stadt eine Bühne aufgebaut wird und die kulturdurstigen Menschen coronabedingt schon zwei Mal auf das alljährliche Konzert von ihm im Kreuz verzichten mussten. Rund 200 Fans sind am Mittwoch Bengios Einladung in den barocken Hof in der Innenstadt gefolgt.

Seinen Fans hat er im Interview mit OSTHESSEN|NEWS im August einen besonders intimen Live-Moment versprochen. Und an dieses Versprechen hat sich der gebürtige Fuldaer Ben-Giacomo Wortmann am Mittwochabend im Museumshof gehalten. Wo sonst eine ganze Band den Rapper begleitet, erlebten die rund 200 Fans lediglich einen Musiker und Bengio, der die Bühne in einer grünen College-Jacke betrat. Übrigens genau die Jacke, in der er vor etwa einem Jahrzehnt sein erstes Musikvideo aufgenommen hat. Und zwar am gleichen Ort.

"Ich bin zuhause"

Nach Fulda zu kommen, ist für Bengio immer ein bisschen, wie nachhause zu kommen. Und auch das Veranstaltungsteam verriet kurz vor dem Konzert, dass es immer etwas Familiäres hat, wenn Bengio da ist. "Wir freuen uns total, dass er endlich mal wieder hier ist", sagte Nina Lissek vom KUZ Kreuz, das die Veranstaltungsreihe "Kultur findet Stadt" gemeinsam mit der Stadt Fulda noch bis zum 25. September veranstaltet.

Und so geht es eben auch Bengio selbst. "Ich bin zuhause" kündigte er kurz vorm Veranstaltungsbeginn in seiner Instagram-Story an. Und bevor er dann das Lied "Unterwegs" anstimmte, sagte er ins Mikro: "Ich war viel unterwegs, aber bei euch ist es am schönsten." Das Publikum dankte es ihm mit tosendem Applaus und erhob sich beim zweiten Song des Abends "Perfeqt" fast ausnahmslos von den Stühlen. "Bleibt stehen", rief Bengio, "im Lockdown habt ihr alle lang genug zuhause gesessen".

Viele neue Songs

Während diesem hat Bengio einige seiner neuen Songs geschrieben, die er dem Publikum am Mittwochabend vorstellte. "Reset" ist einer davon. Der 28-Jährige erzählte, dass er ihn geschrieben habe, als nach der letzten großen Tour plötzlich alles stillstand. Weitere Konzerte wurden abgebrochen und Bengio saß in seiner Wohnung in Berlin und hatte viel Zeit nachzudenken. Das, worüber er in "Reset" singt, sei etwas, das eigentlich alle von uns irgendwann mal umtreibt. "Wir lächeln oft in die Kamera, auch wenn uns eigentlich zum Heulen zumute ist und tun, als wären wir stärker, als wir sind." In "Reset" geht es darum, die Fassade fallenzulassen.

Noch viel emotionaler und tiefgründiger ist aber der Song, den Bengio als nächstes releasen will. Er wird "Domino" heißen und die Geschichte, die er dazu erzählte, handelt von einem Tag, an dem er zuhause saß und eigentlich ziemlich "abgefuckt" von der ganzen Situation gewesen sei. "Und dann habe ich mein Kind angeguckt und gedacht, dass ich doch eigentlich wahnsinnig privilegiert bin und andere Menschen viel schlimmere Schicksale haben." Dieser Gedanke habe ihn nicht schlafen lassen und herausgekommen ist "Domino", ein Song, mit dem sich Bengio einen langersehnten Wunsch erfüllt. Als Feature konnte er nämlich den Deutschrapper Megaloh gewinnen und das stand schon lange auf Bengios Bucket List.

"Wunderschönes Chaos"

Ähnlich wie bestimmt das Leben, das der gebürtige Fuldaer jetzt lebt. Hier im Museumshof habe er oft gesessen, im Kulturkeller gefeiert und die Dinge getan, die man als Jugendlicher eben so tut. Und jetzt steht er genau hier auf der Bühne und das Publikum singt jedes Wort seiner Songs mit, tausende kennen seinen Namen und Berühmtheiten wie Yvonne Catterfeld featuren ihn dabei. Manchmal ist das Leben eben ein "wunderschönes Chaos". (sur) +++