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Immer wieder soll es bei einer Hundezucht in der Region zu kranken Welpen kommen. - Symbolbild: Pixabay

REGION Herzfehler, kein Fell

O|N-Leser empört: Unseriöse Hundezucht? - kranke Tiere, unzufriedene Käufer

07.10.21 - Der Kauf eines Hundes will wohl überlegt sein - umso trauriger, wenn sich danach herausstellt, dass das Tier, auf das man sich so sehr gefreut hat, krank ist. Ärgerlich ist es auch, dass zusätzliche Kosten für Medikamente und Tierarzt anfallen. Mehreren O|N-Lesern ist genau das passiert - OSTHESSEN|NEWS hat sowohl das Gespräch mit den betroffenen Besitzern sowie der Züchterin gesucht und sich zudem bei der Tierklinik in Fulda-Sickels eine Expertenmeinung eingeholt.

"Im Raum Fulda gibt es eine Hundezüchterin, von der Hunde mit Unregelmäßigkeiten und äußerst kranke Tiere abgegeben werden. Sie haben unter anderem Herzfehler, kein Fell, Lähmungen oder Stoffwechselerkrankungen. Ich selbst habe meinen Hund dort gekauft, verbringe seitdem jede Menge Zeit beim Tierarzt und muss für die Kosten aufkommen" - mit diesem Aufruf wandte sich ein verzweifelter Leser an unsere Redaktion. Drei Jahre lang hat der Besitzer Krankheitsbilder zusammengetragen und viele Besitzer gefunden, die ebenfalls kranke Hunde desselben Züchters gekauft haben. Mit seinem Anliegen ist der Besitzer auch vor Gericht gegangen. "Dort sagte man mir jedoch, dass ich mittels eines speziellen Gutachtens nachweisen müsste, dass der Hund wirklich von Geburt an krank gewesen ist. Dabei habe ich Vorfahren meines Hundes gefunden, die genau die gleiche Erkrankung haben, wie mein Tier", so der Hundeliebhaber.

Besitzer sind verärgert

Zudem hat er das Gefühl, dass die Tiere in der betroffenen Zucht viel zu oft gedeckt werden. "Die Zucht hat immer Welpen, da kann doch etwas nicht stimmen", sagt der Besitzer. Mittlerweile möchte er weder eine Kaufpreisminderung noch sonstige Rückzahlungen erhalten: "Ich will einfach nur, dass das, was dort betrieben wird, aufhört und kann nicht verstehen, warum das Veterinäramt nicht eingreift", so der Hundefreund, der damals auch eine Anzeige in Ebay Kleinanzeigen geschaltet hatte, um nach Menschen zu suchen, die dort ebenfalls einen kranken Hund gekauft haben. "Mein Postfach ist daraufhin explodiert, es kamen Nachrichten aus ganz Deutschland. Mittlerweile haben wir auch eine Facebook-Gruppe, in der wir uns austauschen", so der Besitzer. 

Symbolbild: Pixabay

"Mein Hund wäre fast gestorben"

Auch ein weiterer Besitzer ist der Meinung, dass dort "Massenzucht" betrieben werde. "Mein Hund wäre damals sogar fast gestorben und ich habe dauerhaft hohe Tierarztkosten. Ich habe so etwas bei einer Zucht noch nie erlebt", so der Besitzer, der betont: "Meiner Meinung nach werden hier Tiere produziert und als Geldmaschine benutzt".

Ein weiterer Leser erzählte ebenfalls von seiner Hündin, die er vor einiger Zeit bei der Züchterin gekauft hatte und die er nun decken lassen wollte. "Die Züchterin bot mir an, meine Hündin von einem ihrer Rüden decken zu lassen. Letztendlich mussten die Welpen per Kaiserschnitt geholt werden und wurden tot geboren. Man stellte Krankheiten wie eine Gaumenspalte oder eine offene Bauchdecke fest, die auf genetische Defekte zurückzuführen sind", so die verzweifelte Besitzerin. "Da konnte doch etwas bei den Papieren des Rüden nicht stimmen - offenbar hat eine Genkrankheit vorgelegen". Durch die Facebook-Gruppe wurde sie dann auf weitere Hundebesitzer, mit ähnlichen Problemen und kranken Tieren aufmerksam: "Das ist einfach traurige Wahrheit, man sollte mal schauen, was dort vor sich geht, um vor allem den Tieren jede Menge Leid zu ersparen", so die Besitzerin.

Außerdem meldete sich eine weitere Besitzerin, deren Hund unter einem schweren Herzfehler leidet. "Die Züchterin entgegnete mir daraufhin nur, dass sie noch nie einen kranken Hund gehabt hätte", so die Besitzerin, die zudem weiß, dass die Züchterin bei mehreren Zuchtvereinen aktiv ist. Das sei auch bereits an das Veterinäramt gemeldet worden. "Ich verstehe einfach nicht, warum nichts unternommen wird. Die Zucht muss überprüft und meiner Meinung nach geschlossen werden", sagt die verzweifelte Hundeliebhaberin.

Züchterin wehrt sich gegen Vorwürfe

Die betroffene Züchterin betonte auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS, dass es normal sei, dass bei der Hundezüchtung Krankheiten auftreten. "Es kommt immer mal vor, dass Tiere krank sind. Diese nehme ich dann auch direkt aus der Zucht", sagt sie. Zudem werde sie regelmäßig vom Veterinäramt und vom Tierarzt kontrolliert und habe gegen keine Auflagen oder den Tierschutz verstoßen. "Ich züchte nur mit zuchttauglichen Tieren, welche außerdem auch genetisch untersucht werden. Natürlich ist immer das Ziel, gesunde Hunde zu züchten. Zucht heißt allerdings auch ausprobieren", äußerte sich die Züchterin.

Symbolbild: Pixabay

Strenge Vorgaben bei der Züchtung

Daraufhin nahm O|N Kontakt mit der Tierklinik Sickels auf und fragte nach entsprechenden Vorschriften bei der Züchtung. Hunde werden demnach, bevor sie zur Züchtung zugelassen werden, komplett durchgecheckt. Man schaut nach den Augen, Hüften oder Gelenken und prüft die Tiere natürlich auch auf Erkrankungen. "Da gibt es strenge Vorgaben und hohe Standards", so die Expertin. "Natürlich sollte es generell nicht vorkommen, dass bei der Züchtung Krankheiten auftreten, dennoch ist es nicht auszuschließen. Ein kranker Nachwuchs kann also auch vorkommen, obwohl die Eltern gesund sind", meint die Ärztin. Besonders oft kämen Krankheiten im Bereich der Haut, Augen, Gelenke oder Nieren vor, das hänge unter anderem auch von der Rasse ab.

Generell empfiehlt die Expertin: "Man sollte beim Kauf auf jeden Fall die Mutter des Welpen zu sehen bekommen, falls möglich auch den Vater. Bei Rassehunden bekommt man außerdem normalerweise eine sogenannte Ahnentafel, die Informationen über die Elterntiere enthält. Beim Kauf sollte man zudem darauf achten, dass das Tier gesund aussieht, keine verklebten Augen oder Durchfall hat. Falls das Tier doch mal erkranken sollte, sei das im Vertrag festgehalten.  Der Züchter übernehme, wenn die Krankheit unmittelbar nach dem Kauf auftritt,  dann beispielsweise die Kosten für die Behandlung oder nehme den Hund sogar zurück. "Wichtig ist den Kontakt mit dem Züchter zu halten, man muss leider trotzdem immer mit allem rechnen", so die Expertin. Zudem erfolge in der Regel nach der Geburt eine Wurfabnahme, bei der Wachstum und allgemeiner Gesundheitszustand gecheckt werden. (Lea Hohmann) +++


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