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Das ist ein Ergebnis der Riesen-Spendenaktion, die Sebastian Reinhardt initiiert hat: die Spenden wurden noch am selben Tag verarbeitet - Fotos: privat

GROßENLÜDER / AHRTAL Sebastian Reinhardt hört nicht auf!

"Marmor Stein und Eisen bricht – aber die Hilfe im Ahrtal nicht"

03.10.21 - Schon drei Tage nach meiner ersten Spenden-Tour von Fulda ins Krisengebiet im Ahrtal erhielt ich aus dem Helferlager im Zelt einen Anruf mit der Frage, wann denn die nächste Tour geplant wäre... die 1.600 Sack Mörtel und Wandputz waren wohl bis auf eine angebrochene Palette schon komplett an die Betroffenen vor Ort verteilt worden. Das zeigt, wie riesig der Bedarf an Baumaterial im Katastrophengebiet ist! 

Bereit zur Abfahrt. Linsk: Mario Miskic (Leiter Ausfuhrlogistik Fa. Heurich), Mitte ...

Kaum geliefert erfolgt die Verteilung

Verladung im ZKW Otterbein

Der Pkw wird einer glücklichen neuen Besitzerin übergeben, die ihren Wagen in den ...

Verladung der Kleinmaterialien im Zwischenlager der Fa. Kress in Neuhof ...

Dieser Hilferuf aus dem zerstörten Ahrtal spornte mich an, die Menschen in meiner Heimat noch einmal zu mobilisieren, um eine weitere Spenden-Tour auf die Straße zu bringen. Herzlichen Dank an das Team von Osthessen-News, das mich auch diesmal wieder medial unterstützte. Eure Berichterstattung war ausgesprochen hilfreich und hat wieder viele mitfühlende Menschen mobilisiert. 

Bereits wenige Tage nach dem Aufruf wurden ganze PKW-Anhänger voller Baumaterialien bei der Spedition Kress abgegeben, die meine Hilfsaktion für das Ahrtal unterstützt, indem sie ein Zwischenlager für die Materialspenden zur Verfügung stellt und auch bereits ein Fahrzeug aus dem firmeneigenen Fuhrpark für den Transport zur Verfügung gestellt hat. Mein herzlicher Dank geht auch wieder an die Firma Otterbein, die im Ahrtal mittlerweile auch gefeiert wird, weil sie Geldspenden wieder in Zementbaustoffe zum Selbstkostenpreis umwandelt. Die Zusammenarbeit aller Unterstützer klappt hervorragend! Ein ganz dickes Dankeschön an meine Heimat Osthessen!!

Das Zwischenlager bei Kress in Neuhof füllte sich von Tag zu Tag. Täglich wurde wieder palettenweise Material im Lager abgegeben. Die Firma Fußboden Blum spendete eine große Menge PVC und Linoleum, die Firmen STO und Brillux aus Fulda unterstützten die Aktion mit hunderten Litern Farbe. Und die Firma Ettenberger spendete eine Vielzahl Paletten mit dringend benötigtem Heizungs- und Sanitärmaterial. 

Wir konnten sogar die "Wunschliste" aus Walporzheim erfüllen. Dieter Bickert, von der Firma BKLS in Großenlüder-Müs hatte sich mit dem Baustoffzelt in Verbindung gesetzt und kurzfristig eine größere Menge diverser Materialien eingekauft. Was für eine tolle Aktion. Auch dafür ganz herzlichen Dank! Mehr als 8.800 Gebäude sind von den Flutschäden betroffen und müssen wieder bewohnbar gemacht, oder ganz neu gebaut werden. Was für eine Mammutaufgabe! Wie soll das bloß gelingen, bevor der Winter kommt? Dafür brauchen die Flutopfer im Ahrtal alle Unterstützung, die wir mobilisieren können. 

Zu all diesen Materialspenden gab es eine weite Wunscherfüllung: Über Umwege erreichte mich die Kfz-Werkstatt Kondziella aus Philippsthal, die einen PKW der Mercedes A-Klasse spendete. Der Wagen ist noch keine 80.000 km gelaufen, war komplett durchgecheckt und mit neuem TÜV versehen. Noch am selben Abend wurde eine passende Empfängerin gefunden: Eine alleinstehende Frau, deren Haus bis in den ersten Stock zerstört wurde und deren Fahrzeug von der Flut mitgerissen worden war. Ohne Pkw kann sie ihre neue Arbeitsstätte nicht erreichen.

An der Ahr ist die gesamte Infrastruktur von den Wassermassen zerstört worden, auch die komplette Bahnstrecke. Ihr eigenes Fahrzeug wurde bisher leider noch nicht gefunden. Vermutlich wurde es wie tausende andere Autos irgendwo angeschwemmt und von einem Abschleppunternehmen beseitigt. Das stellt viele Flutopfer vor ein riesiges Problem. Ohne den direkten Nachweis, zahlt die Versicherung keinen Ersatz. Insgesamt sind rund 40.000 Fahrzeuge zerstört und von den Fluten mitgerissen worden. Und eine unglaublich hohe Anzahl auf ewig verschollen, der Verbleib einfach nicht nachweisbar. Welch eine Misere. All diese Menschen sind nun immobil und haben zusätzlich zum erlittenen Schaden an Leib, Seele und Eigentum auch noch den Ärger mit den Versicherungen. Deshalb war diese PKW-Spende ein wahrer Segen für die Empfängerin, der ich den Wagen mit der Familie Kondziella am Mittwoch übergeben konnte.

Aus Fulda kontaktierte mich eine Dame, die ein Ehepaar aus Mayschoß unterstützen möchte. In meinem ersten Bericht, in dem ich über meine Zeit als Fluthelfer in Marienthal und Mayschoß berichtet hatte, konnte ich auch einem sehr sympathischen älteren Ehepaar helfen, dessen Haus von der Flut stark zerstört wurde. Der Fall war deshalb so besonders, weil der Ehemann nierenkrank ist und die lebenswichtigen Fahrten zur Dialyse jedes Mal eine riesige Kraftanstrengung für die beiden bedeutet.

Die Dame aus Fulda, selbst Dialysepatientin, möchte das Ehepaar für eine Woche in ein Hotel nach Fulda einladen und sich auch um die ärztliche Betreuung vor Ort kümmern. Was für eine wunderbare Idee und tolle Unterstützung! Da habe ich sehr gerne den Kontakt hergestellt. Die beiden sind mir ans Herz gewachsen. In den Tagen, als ich in ihrem Haus die Flutschäden beseitigt habe, hat sich ein sehr vertrauensvolles Miteinander entwickelt und ich freue mich darauf, sie wiederzusehen.

Die Spendenbilanz aller Stifter ist auch bei diesem dritten Spendenaufruf beachtlich: Wir können drei weitere Lkw-Ladungen mit Baumaterial ins Ahrtal bringen!

Mit viel Muskelkraft und der Unterstützung von Freunden konnten wir einen Lkw der Spedition Wese aus Großenlüder-Müs beladen. Am Tag zuvor hatten wir schon bei der Firma Otterbein insgesamt 42 Paletten Zementbaustoffe aufgeladen, wobei eine komplette Lkw-Ladung als Materialspende von Otterbein übernommen wurde. Die zweite Ladung, wie auch bereits bei der letzten Tour, aus diversen privaten Geldspenden und einer Spende der Belegschaft des ZKW Otterbein finanziert. Die LKW für den Hilfstransport wurden von meinem Arbeitgeber, der Firma Getränke Heurich und der Firma Getränke Hess zur Verfügung gestellt. 

Ganz herzlichen Dank an alle Unternehmen und an die zahlreichen privaten Spender und Helfer. Mit so viel tatkräftiger und herzlicher Unterstützung können wir den Menschen im Katastrophengebiet Hoffnung und Zuversicht schenken. Unser Zeichen des Mitfühlens kann die Schrecken der Flutnacht, die Trauer und die schmerzlichen Verluste etwas abmildern, ein wenig auffangen. Ich erlebe die Dankbarkeit der Menschen im Ahrtal jedes Mal, wenn wir die Materialspenden überreichen. Die Solidirarität verbindet die Flutopfer mit den Helfern und macht im Ahrtal aus Fremden Freunde. Dieses Gefühl der menschlichen Verbundenheit habe auch ich erfahren dürfen. Es bereichert mein Leben und schenkt Glücksgefühle, bei aller Tragik.

Letzten Sonntag konnten wir uns dann mit drei hoch beladenen Lkw auf den Weg von Osthessen ins Ahrtal machen, um den Menschen wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Auch dieses Mal klappte die Übergabe wieder hervorragend. Hier haben die privaten Helfer rund um Hartmann, Wipperfürth & Zintel alles bestens organisiert. An der Bundesstraße in Walporzheim stand bereits einer der unzähligen privaten Helfer, Stefan, mit seinem Team und einem geliehenen Teleskoplader bereit, um unsere Transporter zu entladen und alle Spenden durch die engen Gassen sicher ins Baustoffzelt zu bringen. Stefan habe ich kennengelernt bei meinem einwöchigen Arbeitseinsatz als Fluthelfer. Wir haben auf meiner Baustelle in Marienthal zusammengearbeitet und er ist weiterhin verlässlich zur Stelle, wenn ich darum bitte. Seit Wochen ist er in jeder freien Minute mit einer mittlerweile riesigen Gruppe an festen Helfern im unermüdlichen Einsatz, um die Flutopfer zu unterstützen. 

Innerhalb von nur einer Stunde konnten wir die drei Lkw entladen. Stefan wurde durch zwei weitere Stapler aus dem Baustoffzelt unterstützt. Ein wahres "Staplerballett"! Chapeau, die Zusammenarbeit der Helfer läuft absolut reibungslos. Auch der Ahrtalfunk funktioniert. Sobald unser Material im Baustoffzelt angeliefert wurde, kamen wieder etliche Anwohner an unsere Fahrzeuge und fragten nach Material. Es ist erschreckend, dass die Not nach so vielen Wochen immer noch so immens groß ist. So haben Stefan und seine private Helfertruppe nach dem Entladen sofort zwei Paletten Estrich auf eine Baustelle in Marienthal mitgenommen um sie noch am selben Tag zu verarbeiten. 

Beim Mittagessen am Baustoffzelt trafen wir drei Jungs aus Fulda, dann den "Flut-Promi" Wilhelm Hartmann, der ebenfalls in Fulda zuhause ist und den Menschen im Krisengebiet von der Stunde Null an unermüdlich hilft.

"Azubi Wilhelm" wie er liebevoll genannt wird, ist am frühen Morgen nach der Flutnacht mit schwerem Gerät aus Hessen ins Ahrtal gefahren, um zu helfen. Als er das Ausmaß der tatsächlichen Zerstörung sah, bat er in seinem Netzwerk um Unterstützung und mobilisierte unzählige weitere private Helfer wie z.B. Markus Wipperführt (der die Situation vor Ort in seinen youtube Videos zeigt), sowie Markus Zintel, der ebenfalls mit Einsatz diverser schwerer Baumaschinen seit zehn Wochen im Ahrtal hilft. Alle folgten sie dem Hilferuf von Wilhelm Hartmann – Landwirte, Lohn- und Bauunternehmer, Bagger- und Schlepperfahrer, ein ganzes Heer an Helfern. In reiner Eigeninitiative kämpften sie sich durch die meterhohen Anspülungen der Flutwellen, durch das zerstörerische Chaos der aufgetürmten und verkeilten Baumstämme, Mauerreste, der zerfetzten Öltanks, Autos, Weinfässer und Wohnwagen zu den Menschen durch.

Jedes Kilogramm, jeder Zentimeter der möglichen Zuladung wird ausgenutzt ...

Entladung auf der Bundesstraße an der Winzermanufaktur in Walporzheim

Unter größter Anspannung arbeiteten sie Tag und Nacht, ohne Pausen und mit kaum Schlaf. Sie waren die Ersthelfer, die Retter in größter Not. Sie eilten den Flutopfern zur Hilfe, holten die Menschen aus den Trümmern. Sie stießen auch auf die Toten der Flutnacht. Sie bargen die Leichen ohne den Beistand professioneller Rettungskräfte. Vollkommen unvorbereitet für diese Ausnahmensituation musste manch einer der Helfer seinen Einsatz abbrechen, weil es ihn schlicht überforderte. 

Die gesamte Infrastruktur der Dörfer war zerstört, es gab kein fließendes Wasser mehr, keine Stromversorgung und auch das Telefonnetz war zusammengebrochen. Die Straßen waren teilweise vom Tsunami unterspült und mitgerissen worden, sie existierten kaum mehr. Metertiefe, von Wasser gefüllt Krater waren entstanden, gefahrvolle Untiefen für normale Fahrzeuge. Rettungseinsätze durch Feuerwehr, THW und DRK waren unmöglich, die Straßen unpassierbar. Die Bundeswehr rettete die Menschen per Hubschrauber von ihren Dächern. Die Versorgung mit Wasser & Nahrungsmitteln erfolgte aus der Luft. Viele Dörfer waren tagelang von der Außenwelt abgeschnitten oder man musste riesige Umwege fahren, um diese zu erreichen.

In dieser Notsituation handelte Markus Zintel und bestellte z.B. Tonnen von Felsgestein, Schotter und Splitt für das Ausbessern der Straßen. Das Material zahlte er vollkommen selbstlos aus eigener Tasche und legte es quasi für den Kreis-Ahrweiler vor, um die Bundesstraße wieder passierbar zu machen. Das schafften Zintel und seine Kollegen in unglaublich kurzer Zeit, in nur wenigen Tagen. Wo vorher Umwege von mehr als 30km gefahren werden mussten, um die Menschen in den zerstörten Dörfern zu erreichen, konnten die professionellen Hilfskräfte die Menschen nun endlich auf direktem Wege erreichen und die Hilfe vor Ort starten. 

Mehr als 700 Menschen wurden in der Schreckensnacht verletzt und 133 Menschen starben. Sie wurden von den reißenden Fluten in ihren Häusern und Autos überrascht und konnten nicht mehr fliehen. Noch immer, auch zehn Wochen nach der Flutnacht, werden Menschen vermisst. Ihre Leichen sind bisher unauffindbar, oder konnten noch nicht identifiziert werden. Die Menschen im Ahrtal standen unter Schock, waren geradezu erstarrt und konnten nicht fassen, was passiert war. Die privaten Helfer rund um Wilhelm Hartmann, Markus Wipperfürth und Markus Zintel kamen aus ganz Deutschland ins Ahrtal, um den Menschen beizustehen und um die Flut-Hindernisse so weit abzutransportieren, dass die Straßen wieder passierbar wurden für Rettungseinsätze staatlicher Helfer, die mancherorts erst am fünften Tag bei den Menschen und den privaten Helfern im Katastrophengebiet eintrafen, wie es Markus Wipperfürth in Walporzheim erlebte und in seinen Videos, die täglich von Tausenden gesehen werden, berichtet.

Hartmann, Wipperfürth und Zintel sind mittlerweile Kult! Weit über die Grenzen Deutschlands hinaus! Sogar die BBC hat sich schon für einen Besuch in "Wilhelmshafen" angemeldet. In Großbritannien findet man die unglaublich große Hilfsbereitschaft der privaten Fluthelfer und ihre beherzte Initiative absolut bemerkenswert.

Aus der Ersthilfe von Hartmann & Co. ist eine sehr effektiv arbeitende Hilfsorganisation erwachsen. Diesen New German Spirit möchte man sich persönlich ansehen und schickte einen Reporter ins Ahrtal um mit den Helfern der ersten Stunde zu sprechen. Und um der Welt zu berichten, welche Kraftanstrengung die Flutopfer und die Helfer miteinander leisten.

Wilhelm Hartmann ist überall im Ahrtal für seine große Hilfsbereitschaft, seine zugewandte und seine bodenständige Art bekannt. Er wird respektiert und hoch geachtet für seine selbstlose und soziale Unterstützung - benso wie Wipperfürth und Zintel. Mit einem großen Team und den ungezählten Fluthelfern bieten sie den Menschen Halt inmitten des Flutchaos.

Der "Wilhelmshafen" ist ein wichtiger Bezugspunkt für die Menschen. Zudem befindet er sich in erreichbarer Nähe, das ist auch für ältere Ortsbewohner wichtig. Hier finden sie ein Stückchen Normalität, Struktur. Hier ergeben sich bei den Mahlzeiten, beim Frühstück, zwischendurch oder beim Abendessen, die Möglichkeit für einen Austausch. Gerade dieser soziale Aspekt ist für die Bewohner vor Ort immens wichtig, weil sich ihr komplettes Leben seit 10 Wochen schlagartig geändert hat, sie quasi aus dem Gleichgewicht und ihrem schützenden Heim gerissen wurden und teilweise wirklich alles verloren haben. 

Gerade für sie ist das Camp von Wilhelm, wo sich immer jemand findet, der zuhören kann, oder weiterhilft, bei praktischen und auch emotionalen Problemen lebenswichtig. Hier im "Wilhelmshafen" ist eine neue Gemeinschaft entstanden, die von großem Wert für die flutgeschädigte Bevölkerung ist und ihnen Halt bietet.

Auf dem Wilhelmshafen, einem ehemaligen Sportgelände in Walporzheim, befindet sich unter anderem das Baustoffzelt Kaiser. Von Wilhelm Hartmann organisiert, von Zelte Walter gestiftet, aufgebaut und vor knapp 5 Wochen eröffnet, wurden dort schon gespendete Baustoffe im Warenwert von über 1 Mio. Euro an die Menschen im Krisengebiet verschenkt – nicht verkauft. Das ist den Helfern und dem Personal vor Ort ganz wichtig. Sie sind keine Verkäufer, sondern "Verschenker". Ich glaube dies ist der schönste Job auf Erden! 

Laut Wilhelm wurden bisher zehn Sattelzüge OSB-Platten, zehn LKW mit Konstruktionsholz, acht Sattelzüge Rigips, mehrere Tonnen Nägel und Schrauben, unzählige Kilometer Elektrokabel und eine unfassbare Menge Zementbaustoffe, sowie Heizung und Sanitärmaterial über das ehrenamtlich errichtete und betriebene Baustoffzelt verschenkt. Es ist besser eingerichtet als mancher Baumarkt. Hier findet man: Gummistiefel, Arbeitskleidung, Bautrockner und Ventilatoren, Werkzeuge, Badewannen und Waschbecken, alles für den Trockenbau und jegliche Arten von Rohren, Verbindungsstücken und Maschinen. Farben, Leisten, Dämmmaterial und auch tonnenweise Mörtel und Verputzmaterial.

Auch ein Zelt für Weißware, für Waschmaschinen, Trockner, Kühlschränke, Elektroherde, Heizgeräte und Küchengeräte wurde aufgebaut. All das wird von Firmen und Privatleuten gespendet, um die Menschen im Ahrtal zu unterstützen und ihnen beim Wiederaufbau der Heimat zu helfen.

Ich bin schon zum zweiten Besuch hier und kenne mittlerweile viele die hier arbeiten. Mir begegnen immer wieder die gleichen Gesichter. Das ist ein gutes Signal, da kann sich Vertrauen aufbauen. Das Zelt wird von einem ehemals Arbeitssuchenden geleitet, der als Fluthelfer ins Ahrtal kam und den Wilhelm Hartmann mittlerweile fest angestellt hat.

Viele aus der Leitung des Baustoffzelts opfern ihren kompletten Jahresurlaub und sind seit Wochen dort im Einsatz. Professionell eingerichtet mit einem Bürocontainer und mehreren PC-Arbeitsplätzen wird sowohl Helfern, wie auch Betroffenen professionell weitergeholfen. Das Zelt organisiert sich mittlerweile von alleine. Eine große Entlastung für Wilhelm.

Hartmann & Co. sind auch auf den Social Media Kanälen präsent und täglich aktiv. Spender und Betroffene finden sich über Facebook, wo täglich die Spender von Baumaterialien oder Gesuche von Flutopfern gepostet werden. Man kann sich auch über die Mailadresse [email protected] direkt an das Baustoffzelt wenden und über ein Servicetelefon: 0170 6374178.

Im " WilhelmsHafen" können sie buchstäblich stranden, sich ausruhen und erfahren Hilfe in vielerlei Hinsicht. Sie werden mit einem Lächeln begrüßt, hierhin wird Post ausgeliefert, am Infopoint laufen alle Neuigkeiten auf. Hier im Hafen von Wilhelm Hartmann werden die Spenden aus ganz Deutschland angeliefert und die Flutopfer wie Helfer mit regelmäßigen Mahlzeiten versorgt. Hier können sie sich bei einem Kaffee austauschen, mit ihren Nachbarn zusammenfinden und neue Kontakte knüpfen. Hier können sie sich verabreden und praktische Unterstützung finden, bei den Fluthelfer und auch von aus dem Ruhestand geholten Verwaltungsbeamten, die Ihre PC's zur Verfügung stellen, die Hilfesuchenden beraten, ihnen beim Ausfüllen von Anträgen weiterhelfen und sie bei den weiteren Hürden im Austausch mit den Behörden und Versicherungen unterstützen. 

Alle diese privaten Helfer arbeiten unermüdlich Hand-in-Hand für ein gemeinsames Ziel – sie möchten die katastrophale Situation der Menschen im Ahrtal verbessern und ihnen helfen, ihre Häuser möglichst vor dem Wintereinbruch beheizbar und bewohnbar zu machen.

Entladung im fließenden Verkehr

Wilhelm wurde zur Institution und hat schon Unglaubliches bewegt und angeschoben. Als wir mit unserer kostbaren Fracht aus Fulda am Baustoffzelt in Walporzheim eintrafen, hat er uns gleich für ein Facebook-Livevideo "verhaftet". Ständig umringt von Menschen bahnt er sich seinen Weg durch den "Wilhelmshafen", seinem Rettungsanker für so viele Menschen im Ahrtal und Anlaufstelle vieler Helfer. Ich kannte ihn bisher nur aus seinen Videos und durch Wippi TV und war schon tief von ihm beeindruckt. Jetzt, wo ich ihn im persönlichen Austausch sprechen konnte, bin ich mehr als beeindruckt. Er ist ein fabelhafter Mensch mit einem Herzen so groß wie ein Weinfass. Menschen wie ihn können wir in Deutschland noch viele weitere brauchen.

Neben dem Baustoffzelt wurde durch seine Initiative hin - er übernahm auch hierfür die Kosten - ein Containerdorf für Helfer und die Mitarbeiter des Baustoffzelts errichtet. Bis zu 200 Personen können hier übernachten. Vor Kurzem wurden die Container mit Heizungen ausgestattet, eine Firma sponserte 200 Matratzen und ein weiteres Unternehmen überdachte den Standort, damit er winterfest wird.

Neben einem Verwaltungscontainer wurden auch Sanitärbereiche, sowie ein Waschsalon und eine eigene Sanitätsstation eingerichtet. Diese hat sogar eine eigene Facebook-Seite (Sanitätscontainer 5 im Hafen von Walporzheim | Facebook). Alles aus privater Eigeninitiative, nur mit Unterstützung einiger Spender, jedoch mit enormem privatem finanziellem Aufwand. Auch ein Heizcontainer mit einer Flüssiggasheizung wurde installiert, um das sowieso schon lädierte Stromnetz im Winter nicht noch mit elektrischen Heizgeräten zu überlasten.

Niemand weiß, wie lange der Wilhelmshafen noch benötigt wird, wann die Flutopfer ihre Häuser wieder soweit bewohnbar gemacht haben, dass sie die Unterstützung der privaten Helfer im Camp nicht mehr benötigen. Jeder Tag verschlingt zusätzliche Kosten, die bis heute von Seiten der offiziellen Stellen nicht ausgeglichen wurden. Immer neue bürokratische Hürden sind zu nehmen und immer neue Herausforderungen müssen erfüllt werden, um vielleicht irgendwann die bereits entstandenen und die noch folgenden Kosten erstattet zu bekommen. Allein eine Füllung des Flüssiggastanks schlägt mit knapp 3.000,- € zu Buche, die von Wilhelm aktuell privat getragen werden. Noch ist nicht absehbar, wie oft der Tank gefüllt werden muss in den nächsten Monaten.

Nun naht der Winter und Wilhelm Hartmann muss eine große Investition in seinem eigenen Betrieb tätigen. Mit seinem Unternehmen ist er unter Anderem verantwortlich für das Streusalz des Winterdienstes in Fulda und Umgebung. Für das Ahrtal hat er in den letzten zehn Wochen neben seinem unermüdlichen Arbeitseinsatz schon so viel privat investiert und vorfinanziert, dass er jetzt an seine Grenzen stößt und nicht weiß, wie er die laufenden Kosten für das Camp weiter stemmen kann. Das belastet ihn und seine Helfer, aber trotzdem lässt er die Betroffenen vor Ort nicht im Stich und ist vorerst weiter unermüdlich im Einsatz.

Leider geht es nicht nur ihm so, dass er aktuell auf einem riesigen Berg Außenständen sitzen bleibt. Von offizieller Seite ist von den großspurig angekündigten unbürokratischen Hilfen nach wie vor nichts bei den Betroffenen angekommen. Ganz im Gegenteil. Spricht man mit den Menschen vor Ort, zeigt sich, dass sie bis auf die Soforthilfe von 1.500 Euro noch keine staatliche Unterstützung erhalten haben und sie zu den offensichtlichen Sorgen nun auch noch um die versprochene Unterstützungen bangen müssen. 

Wo sind denn z.B. die Millionen, die von den großen Hilfsorganisationen medienwirksam gesammelt wurden? Den Betroffenen wurde von diesen Spenden noch nichts ausgezahlt. Auch auf den Webseiten der Organisationen findet man keinen Antrag, um Unterstützungsgelder zu beantragen. Bisher wurden auch noch keine Auskünfte erteilt, wie & wann diese Spenden ausgezahlt werden. Die Menschen in der Katastrophenregion fühlen sich von Bund und Land im Stich gelassen! Ganz besonders, seit die politisch Verantwortlichen den Katastrophenzustand aufgehoben und ihre Hilfskräfte abzogen haben. 

Das gesamte Ahrtal ist bis zur Mündung nach wie vor ein Katastrophengebiet – über eine Strecke von 89 Kilometer liegt die Welt der Menschen in Trümmern! 42.000 Menschen sind von den Folgen der Überflutung betroffen. Noch immer gibt es keine funktionierende Infrastruktur. Das Wasser aus der Leitung ist nicht trinkbar, es ist stark gechlort. Die Versorgung mit Strom und Wärme ist vorerst nur provisorisch, die Gasversorgung sowie die Telefonverbindung sind auf Monate unterbrochen. Die Abwässer der meisten Ortschaften müssen ungeklärt in die Ahr geleitet werden, weil die meisten Kläranlagen zerstört wurden. Ebenso wie die meisten Straßen sind auch die Häuser beschädigt und zerstört. Die Bahnstrecke existiert nicht mehr, was vor allem für die Berufspendler, ältere Menschen und Schulkinder ein massives Problem darstellt. 16 Schulen sind zudem so stark zerstört, dass die Kinder nun stundenlang mit Bussen durch das Katastrophengebiet gefahren werden müssen, um in Ersatzgebäuden am Unterricht teilzunehmen. Die Klassenverbände müssen teilweise getrennt untergebracht werden. Den Kindern, deren Welt ebenfalls in Trümmern liegt, deren Spielzeug und das heiß geliebte Haustier von der Flut mitgerissen wurde, verlieren nun auch noch den Halt und die Gemeinschaft ihrer Klasse, einen wichtigen Teil der Lebensnormalität. Auf den Fahrten werden sie mit dem gesamten Entsetzen der Verwüstung konfrontiert. Das macht Angst und ist noch eine zusätzliche Last für das Gemüt. Ich kenne Erwachsene, die es noch nicht geschafft haben, durch den gesamten Ort zu gehen, um sich dem vollen Ausmaß der Zerstörung in ihrem eigenen Dorf zu stellen, geschweige denn die Verwüstungen der gesamten Region anzuschauen. Aber den Kindern mutet man das zu.

Alleine der Anblick der zerstörten Brücken muss doch ein Albtraum sein. 62 Brücken entlang des Ahrtals wurden komplett von der Flutwelle zerstört. 13 weitere stark beschädigt, teilte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz der Presse mit. 

Der Katastrophenzustand wurde aufgehoben und die Aufräumarbeiten seien auf einem guten Weg, hieß es von Seiten der Politik. Aus was nährt sich diese Aussage? Der Realität entspricht sie zu 100% auf jeden Fall nicht. Dies sieht man bei einer Fahrt durch das Ahrtal und das sehen täglich tausende von Follower in Echtzeit durch die Videos der privaten Helfer, sowie Wippi TV & Co. Der Zustand des Ahrtals ist trotz der unglaublichen Aufräumleistung der Betroffenen und der unermüdlichen privaten Helfer immer noch grauenvoll. Deshalb kommen sie nach wie vor in die Region, um den Menschen vor Ort auch weiterhin zu helfen. Das Leid der Menschen rührt sie.

Es gibt immer noch viele Bereiche am Ahrufer, wo Fragmente, Schrott von Autos, Wohnwagen und Öltanks, Kanister, Medikamente, Plastik und jegliche Form von Schwemmgut liegen. Sie drohen von der Vegetation überwuchert zu werden. Bald sind sie unauffindbar und die Jahreszeit lässt es dann nicht mehr zu, mit schwerem Gerät an den Ufern zu arbeiten und Schwemmgut größerer Dimension vorsorglich zu entfernen, damit sich bei dem Winterhochwasser nicht wieder Wasser vor den Brücken staut und es zu neuen Überschwemmungen führt. Und trotzdem werden Hilfskräfte abgezogen? Und man überlässt die Bewohner des Ahrtals wieder der Fürsorge der privaten Helfer?

Genau so geschehen: Von einem auf den nächsten Tag teilte das DRK einem kleineren Dorf an der oberen Ahr mit, dass man ab morgen nicht mehr kommen werde, um die Bevölkerung mit warmen Mahlzeiten zu versorgen. So ein Verhalten macht doch fassungslos! Wie soll denn von jetzt auf gleich eine private Versorgung der Menschen mit Mahlzeiten und Getränken sichergestellt werden. Solch eine Versorgungsstelle ist auch immer ein wichtiger Treff- und Kommunikationspunkt für die Bewohner. Solch einen wichtigen Ort kann man ihnen doch nicht so abrupt wieder entziehen.

Die Not ist groß. Zahlreiche Menschen haben durch die Flut nicht nur ihr Heim, sondern auch ihre Arbeitsstelle verloren. Der Winter steht vor der Tür und um die Häuser vor Kälteschäden zu schützen, müssen kurzfristig größere Investitionen getätigt werden. Wie sollen die Menschen das stemmen, wenn ihre komplette wirtschaftliche Existenz von heute auf morgen zerstört wurde. Plötzlich sind zum Beispiel auch noch Mieten zu zahlen, weil das eigene Haus nicht mehr bewohnbar ist. Das Auto ist weg, das Haus muss notdürftig instandgesetzt werden. Handwerker und Material sind teuer und nur schwierig zu beschaffen, wie man selbst hier im beschaulichen Osthessen bereits feststellt. Im Krisengebiet, wo über 8.800 Häuser beschädigt oder zerstört wurden, ist es noch weitaus schwieriger.

Wilhelm berichtet, dass er normalerweise mit fünf 5 Stunden Schlaf auskommt. Aber seit der Flut sind es meist nur noch drei Stunden pro Nacht. Das sieht man ihm ehrlicherweise auch an. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung.

Seine berufliche Tätigkeit stellt er aktuell hinten an. Die Betroffenen im Krisengebiet haben für ihn oberste Priorität. Er ist glücklich über die tollen Mitarbeiter in seinem Betrieb in Fulda, sonst wäre dies nicht machbar. Das Unternehmen läuft auch, wenn er ein paar Tage nicht vor Ort ist.

Ununterbrochen klingelt sein Telefon und er koordiniert die Spendenangebote und arbeitet an Problemlösungen. Dank seiner Präsenz auf Social-Media ist er mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund und quasi Kult. Täglich erreichen ihn neue Hilfsangebote und Kooperationen: Erst kürzlich wurde er von einem privat geführten Möbelhaus (Möbel May) mit einem unglaublichen Angebot kontaktiert. Möbel May spendet mehrere Sattelzüge neue Möbel aus Lagerräumungen. Zusätzlich konnte Wilhelm dort Spendengelder in Höhe von 50.000,- € investieren und erhielt Wertgutscheine in Höhe von 60.000 Euro und die Zusage, dass man mit den Gutscheinen die Möbel dann zum absoluten Vorzugspreis, zum Selbstkostenpreis erhalten wird. DAS ist unbürokratische Hilfe liebe Bundesregierung!

Der Austausch mit Wilhelm Hartmann war sehr vertrauensvoll und bestärkt mich in meinem Bemühen, weiterhin Baumaterial für das Ahrtal zu sammeln. Mit Elan und Zuversicht weiter zu trommeln, damit die Öffentlichkeit erfährt, wie es wirklich steht um das Ahrtal und seine Bewohner. Denn eines ist allen direkt Beteiligten klar –  entgegen den Verlautbarungen der politisch Verantwortlichen, benötigen die Menschen nach wie vor und auch in den nächsten Monaten unser aller Unterstützung.

Die Spenderfirmen

Material erfolgreich verarbeitet

Wohncontainer am "Wilhelm-Hartmann-Platz"

Leider werden jedoch auch die Hürden für die Verbringung der Spenden voraussichtlich ab dem 02. Oktober für die Helfer erhöht. Das Sonntagsfahrverbot für LKW und die Aussetzung von Lenk- und Ruhezeiten treten wieder in Kraft, sodass es schwieriger wird Frachtraum und Fahrer zu organisieren. Dies betrifft natürlich nicht nur Hilfstransporte, sondern auch die zahlreichen privaten Helfer, die jedes Wochenende mit schweren Maschinen ins Flutgebiet fahren und sonntags teilweise wieder die Heimreise antreten, da die Maschinen werktags in den Betrieben benötigt werden. Hier ist eine schnelle Entscheidung zur weiteren Aussetzung von Seiten der Politik von Nöten. 

Nach einem gemeinsamen Mittagessen, die gesamte Versorgung der Hilfesuchenden und der ehrenamtlich tätigen Helfer wird gespendet, fuhren wir noch über Marienthal nach Mayschoß. Klaus’s Elternhaus ist nun freistehend. Die Nebengebäude und das Nachbarhaus sind dem Abrissbagger zum Opfer gefallen. Die Keidels haben uns mit Kaffee empfangen. Die Wiedersehensfreude war groß. Im Haus laufen die Bautrockner und man wartet, dass der Wiederaufbau begonnen werden kann. Leider hier nicht für mehr für Sie, jedoch für die potentiellen Käufer des Hauses. Sie werden sich in naher Zukunft ein anderes Haus in einem anderen Ort suchen. Die Flut hat sie zu sehr mitgenommen und der Gesundheitszustand von Herr Keidel lässt einen Aufbau nicht mehr zu.

Auch in der Nachbarschaft bei Maria geht es voran. Die Bautrockner laufen und die ersten Handwerker waren vor Ort, um die Arbeiten in Angriff zu nehmen. Die Hoffnung ist groß, aber es wird noch lange dauern, bis sie ihr Haus wieder bewohnen kann.

Es werden noch viele Positivbeispiele benötigt, um das Leid der Menschen vor Ort zu lindern. Daher laden wir sie herzlich ein, auch ein Teil von "Osthessen-Hilft" zu werden und die Menschen im zerstörten Ahrtal in Form von Geld-, oder Materialspenden zu unterstützen.

Spenden- und Hilfsangebote richten Sie bitte an: [email protected]

Auch Wilhelm Hartmann hat ein Spendenkonto eingerichtet:
Fluthilfe21, Wilhelm Hartmann DE58 5305 0180 0000 0522 23
Wir garantieren, dass die Spenden direkt bei den Betroffenen vor Ort ankommen, jeder Euro wird helfen.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen großherzigen Spendern, Helfern, Unterstützern und Multiplikatoren der "Hilfsaktion Wiederaufbau – Osthessen hilft!" bedanken.

Mit ihrer Unterstützung konnte schon vielen Menschen geholfen werden. Von Herzen DANKE! (Sebstian Reinhardt)+++


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