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Auszeichnung für Aidshilfe Fulda als "Drogenselbsthilfefreundliche Einrichtung"
04.11.21 - Seit über einem Jahr ist ein Team der Aidshilfe Fulda und der Selbsthilfegruppe Connection unterwegs, um Menschen in prekären Lebenslagen auf der Straße Unterstützung anzubieten. Besondere drogengebrauchende Menschen stehen dabei im Fokus: Im Streetwork-Projekt "Sidewalk" erhalten sie Aufmerksamkeit, psychosoziale Unterstützung und die Möglichkeit, in weitere Hilfeangebote vermittelt zu werden. Jetzt wurde sie vom JES-Bundesverband, dem Interessenverband für die Belange Drogen gebrauchendender Menschen, als "Drogenselbsthilfefreundliche Einrichtung" ausgezeichnet.
Während der Pandemie konnten Menschen in prekären Lebenslagen nur wenig die Angebote nutzen, die sonst zur Verfügung stehen. Um auch die eigene Arbeit sicherstellen zu können und nah an den Menschen zu bleiben, ist seit Frühjahr 2020 ein Team der Aidshilfe und der Selbsthilfegruppe Connection stets montags an verschiedenen Orten in Fulda präsent. Sidewalk wird dabei gut angenommen: Das aufsuchende Streetwork-Projekt ist längst etabliert. Ob im Sommer oder im Winter, das Team um Sina Orthofer und Susanne Maul von der Aidshilfe sowie Simone Schafnitzel der Selbsthilfegruppe Connection ist gefragter Gesprächspartner. Während der Pandemie konnte über die Kontakt- und Hygienebestimmungen informiert und unterstützt werden, weiterführende Hilfen wie Beratung und ärztliche Versorgung wurden vermittelt. Die hilfesuchenden Menschen freuen sich über die Aufmerksamkeit und Unterstützung, wenn bspw. sog. Safer-Use-Materialien an sie weitergegeben wurden. "Mit den Mitteln des Safer Use unterstützen wir abhängige Menschen, die kein eigenes, sauberes oder unbenutztes Werkzeug zum Drogenkonsum mehr haben, damit sie sich nicht unnötig in weitere Gefahr begeben", so Simone Schafnitzel. "Dabei ist uns ein Kontakt auf Augenhöhe wichtig, sodass wir einen Menschen in seiner Lage weder verurteilen oder ihm ein Hilfeangebot aufzwingen wollen", so Schafnitzel weiter.
"Drogenselbsthilfefreundliche Einrichtung"
Die Arbeit hat sich für das Team und die Aidshilfe gelohnt: Jetzt wurde sie vom JES-Bundesverband, dem Interessenverband für die Belange Drogen gebrauchendender Menschen, als "Drogenselbsthilfefreundliche Einrichtung" ausgezeichnet. Das Zertifikat wurde bei einer kleinen Feier in der Geschäftsstelle der Aidshilfe durch Torsten Zelgert, JES Nordrhein-Westfahlen und Andreas Canal vom Bundesverband überreicht. "Uns hat das Projekt und der Ansatz der örtlichen Aidshilfe überzeugt, die Belange von betroffenen Menschen in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen und ihnen eine Stimme zu geben. Mit dieser Auszeichnung wollen wir die Arbeit für gleichberechtigte Teilhabe und Selbsthilfe wirksam auszeichnen, die eigentlich selbstverständlich sein sollte", so Andreas Canal. "Damit gehört die Aidshilfe in Fulda mit zu den ersten 20 Einrichtungen in Deutschland, welche dieses Zertifikat erhalten", ergänzt sein Kollege Zelgert.Sina Orthofer von der Aidshilfe erklärt: "Wir nehmen diese Auszeichnung als Motivation für unsere Arbeit entgegen. Stellvertretend für die Menschen, die wir mit unserem Projekt unterstützen und begleiten und die noch einer größeren Aufmerksamkeit für ihre Lebenssituation bedürfen."
Lücke in der Versorgung gefüllt
Die Stadt Fulda unterstützt das Streetwork-Projekt. Für Stefan Mölleney, Leiter des Amtes für Jugend, Familie und Senioren ist es beeindruckend, welche Wirkungen das Projekt bisher entfalten konnte. Das Projekt hätte eine Lücke in der Versorgung gefüllt, die besonders während der Pandemie sichtbar geworden wäre. Für die nahe Zukunft erhofft er sich eine gute Zusammenarbeit mit der geplanten "Fachstelle Wohnen", die zum Jahreswechsel als gemeinsame Einrichtung von Stadt und Landkreis Fulda ihre Arbeit aufnimmt.Sina Orthofer, Susanne Maul und Simone Schafnitzel sind sich sicher, mit dem gemeinsamen Projekt einen Ansatz gefunden zu haben, der langfristig bestehen und ausgebaut werden soll. "Die Kooperation mit Hilfeangeboten in der Stadt ist uns wichtig, denn ohne eine gute Vernetzung können Menschen mit bestimmten Bedarfen nicht unterstützt werden", erklärt Susanne Maul abschließend.
Über die Aidshilfe Fulda
Die Aidshilfe Fulda e.V. wurde 1988 als selbstbewusste Antwort auf ein Klima der Angst und Ausgrenzung in Folge des ersten Auftretens von AIDS in Deutschland als eigenständiger, gemeinnützig anerkannter Verein gegründet. 1989 hat die Aidshilfe ihre Beratungsstelle in der Friedrichstraße 4 in Fulda eröffnet. Seit dieser Zeit sind sowohl ehrenamtliche als auch hauptamtliche Mitarbeiter*innen in verschiedenen Arbeitsbereichen tätig. Zu dem Angebot gehören Prävention und Informationsvermittlung, psychosoziale Beratung, Testberatung sowie Begleitungs- und Betreuungsangebote, als auch die Organisation von Selbsthilfe. www.aidshilfe-fulda.de
Die Selbsthilfegruppe Connection leistet seit über zehn Jahren innovative Drogenarbeit und hilft, dauerhaft clean zu leben. www.shg-connection.de. JES (Junkies, Ehemalige und Substituierte) ist ein bundesweites Netzwerk von Gruppen, Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen, die sich unter dem gemeinsamen Dach des JES Bundesverbands für die Interessen und Bedürfnisse Drogen gebrauchender Menschen engagieren. Organisiert nach den Prinzipien der Freiwilligkeit und Solidarität, können sich bei JES alle Menschen engagieren die Drogen konsumieren, konsumiert haben oder substituiert werden. www.jes-bundesverband.de (pm) +++