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- Fotos: Marius Auth/Hendrik Urbin

PETERSBERG Im Propsteihaus

Krisen - Veränderungen - Chancen: 4. Fuldaer Marketingtag bietet Orientierung

05.11.21 - Der fuldaer marketingtag im Petersberger Propsteihaus kann nach Monaten der Coronaunsicherheit und des Verzichts wieder Lichtblicke für Kommunikations- und Marketingprofis bieten. Die 4. Auflage der Veranstaltung dreht sich am Freitag um den Dreiklang "krisen - veränderungen - chancen" - und das mit hochkarätigen Referenten.

4. marketingtag

In drei Blöcken beschäftigen sich die Referenten damit, wie sich Krisen erfolgreich managen und kommunizieren lassen, wie Veränderungsprozesse eingeleitet und unternehmerische Chancen ergriffen werden können. Jeder Block enthält einen theoretischen Vortrag und einen Praxisbericht und wird von einer Diskussionsrunde mit den Referenten abgeschlossen. Das Programm des fuldaer marketingtags richtet sich an Marketing-, Kommunikations- und PR-Interessierte in der Region Fulda und darüber hinaus. Angesehene Referenten aus Wissenschaft, Beratung, Wirtschaft und Agenturen berichten in Fachvorträgen aus ihrer Berufspraxis.

Hendrik Urbin, Geschäftsführer Medienkontor Fulda

Michael Konow, Hauptgeschäftsführer IHK Fulda

Zum Auftakt sprach Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda, zum Lieblingsthema "New Work": Wie kann die Unternehmerschaft in einer VUCA-Welt (VUCA = volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig) sich auf die neuen Herausforderungen vorbereiten? Ganz einfach, meint Konow, "einfach machen, es könnte gut werden". Das Partizipations- und Transparenzportal #IHKammerMachen der IHK Fulda wurde als Beispiel angeführt, um Mentalität und Herangehensweise beim "New Work" zu verdeutlichen. Die IHK-Azubis hätten eine eigene Konferenz-App programmiert - einfach weil man sie machen ließ und die früher starren Hierarchien wenigstens teilweise gelockert wurden.

Antje Zientek, Group Manager Corporate Communications bei der Webasto Gruppe ...

Kommunikationsberaterin Tanja Siegmund erläuterte den anwesenden Kommunikationsprofis, wie die Unternehmenskommunikation in der Krise gestaltet werden muss, um größere Schäden zu verhindern und bestenfalls sogar Unternehmen und Team voranzubringen. Kurzfassung: proaktiv tätig sein. "Krisen wirken wie ein Brennglas, wo unsere Hausaufgaben nicht gemacht wurden. Kontrollverlust, Schockstarre - das sind typische Reaktionen. Aber das muss nicht sein. Krisen bergen Raum für Veränderung und Wachstum. Ein Vakuum, das Gerüchte entstehen lässt und einen Imageschaden und später auch wirtschaftliche Folgen verursachen kann, tritt nicht auf, wenn die zwischenmenschliche Ebene berücksichtigt wird: Vertrauensvolle und belastbare Beziehungen sind wichtig, eine Feedbackkultur im Unternehmen, die von gegenseitiger Wertschätzung geprägt wird."

Krisen-Kommunikation, hardcore

Bei der Krisen-Kommunikation trennt sich die Spreu vom Weizen bei den PR-Profis. Wie sehr die Weltöffentlichkeit wortwörtlich plötzlich vor der Firmentür stehen kann, wenn etwas schiefläuft, darüber berichtete Antje Zientek, Kommunikationsexpertin der Webasto Gruppe. Das familiengeführte Unternehmen war ganz zu Beginn der Coronapandemie plötzlich in aller Munde - im negativen Sinn: Am 19. Januar 2020 war eine chinesische Kollegin aus Shanghai nach München gekommen - im Gepäck das Virus. Nachdem am 26. Januar das positive Testergebnis fürs bis dahin weitgehend unbekannte Virus vorlag, kam am 27. Januar der Super-GAU: Der erste Kollege wurde ebenso positiv getestet. "Bis dahin gab es erst sehr unklare und vage Informationen zum Virus. Mensch-zu-Mensch-Übertragung war unklar, auch das RKI ging davon aus, dass die Gefahr in Deutschland gering ist. Alle Flughäfen waren offen. Erst am 11. Februar bekam das Virus überhaupt einen Namen", so Zientek.

Kommunikationsberaterin Tanja Siegmund

Die italienische Presse habe sogar insinuiert, dass Webasto fürs Corona-Drama in Bergamo mit verantwortlich sei. Zeit, in die Offensive zu gehen - mit Transparenz. "Wir haben alles minutiös dokumentiert, weil uns der Maßstab der Angelegenheit klar wurde. Am 27. Januar haben wir deswegen unsere eigene Corona Task Force etabliert, einen Tag, bevor wir einen Reisestopp für alle Mitarbeiter der Zentrale verhängt haben. Die Ziele und Botschaften für die externe Kommunikation waren klar: Wir schützen unsere Mitarbeiter und übernehmen eine Vorbildfunktion, zeigen Haltung. Das hat uns Vertrauen bei den Medien gebracht: Offene und transparente Kommunikation, auch um Ängste abzubauen." Eine externe Agentur für den Krisen-Kommunikationsmarathon sei nicht nötig gewesen. Die Ruhe im Chaos zu bewahren, dabei habe auch die aufrichtige Kommunikation im Team geholfen - auch über die eigenen Schwächen und Ängste.

Die Macht der Gewohnheiten brachte Prof. Dr. Maren Urner, Neurowissenschaftlerin und Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln, ins Spiel fürs Change Management: Erlernte Hilflosigkeit verhindere aktiv Veränderungen - genau wie der Mythos von der Unveränderlichkeit des Gehirns ab einem bestimmten Alter. "Das Gehirn verändert sich ein Leben lang, neue Gewohnheiten zu etablieren, das ist immer möglich. Wir Menschen haben eine Vorliebe fürs Negative, aber Perspektivwechsel helfen: 'Wofür?' statt 'Wogegen?', das hilft schon enorm. "Es ist bequemer, nichts Neues zu lernen", stimmte auch Julia Kessler, Prokuristin, Strategisches Change Management, KfW Bankengruppe, Freiberufliche Beraterin, Moderatorin und Coach, zu: "Routinen setzen Energien frei, die anders verwendet werden können, das stimmt. Aber auf dem Weg in die Agilität müssen diese Routinen infrage gestellt werden." (mau) +++


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