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Zerstörung nach der Flutkatastrophe im Ahrtal - Fotos: privat

KREUZBERG / DIPPERZ Aus dem Flutgebiet im Ahrtal

Emotionaler Brief an das Team Rhön: "Ganz Kreuzberg liebt Euch dafür"

08.11.21 - "Team Rhön" - unter diesem Namen ist in Kreuzberg eine private Initiative aus Friesenhausen (Dipperz, Landkreis Fulda) bekannt, die bereits elf Mal Hilfslieferungen nach Kreuzberg (Ahr) gebracht hat und auch die Versorgung des Ortes mit Brennholz für den Winter sicherstellen konnte.

Immer wieder werden die Initiatoren gefragt, warum sie das denn machen, ob es denn noch nötig sei und wie die Lage vor Ort sei. Kaum einer könnte diese Fragen besser beantworten, als ein Betroffener selbst. Der folgende Brief an das "Team Rhön" zeigt, wie groß noch immer die Not, wie tief die Verzweiflung und wie zart das Pflänzchen der Hoffnung ist
 

Ablenkung und Freude über die Hilfe

Gleichzeitig ist dieser Brief aber auch große Motivation für das Team, die 20 bis 24 Stunden dauernden Touren weiterhin auf sich zu nehmen. Er soll aber auch Dank sein, an die vielen privaten Unterstützer, die finanziell, mit Sachspenden oder mit Tatkraft bei Holzaktionen oder beim Beladen geholfen haben. Dank für die Unternehmer wie Landtechnik Leinweber oder Merz, die durch zur Verfügungstellen der Fahrzeuge den Transport erst möglich machen oder wie Elektro Brähler, der selbstlos defekte Sachspenden repariert, um sie doch noch mitnehmen zu können. Hilfe ist weiterhin so dringend nötig. Wer unterstützen möchte, wendet sich bitte an Daniel Krimmel unter der Mobilrufnummer 0170-5470958, Felicitas Diel unter der Mobilrufnummer 0176-36966748 oder Florian Link unter der Mobilrufnummer 0170-3476308.

"Bitte lasst uns die Menschen im Ahrtal nicht vergessen"

"Bitte lasst uns die Menschen im Ahrtal nicht vergessen! Sie brauchen uns", schreibt das Team Rhön.

Nachfolgend der Brief von André (Otti) Lange aus Kreuzberg im Ahrtal im Wortlaut:

"Liebe Fee, Daniel, Carsten und Florian! Liebes Team Rhön!

Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, mein Wort heute an Euch zu richten. Seit der Nacht vom 14. auf den 15. Juli ist hier im Ahrtal auf über 40 km nichts mehr, wie es einmal war. Die Flut hat eine völlige Zerstörung hinterlassen, tausende Häuser sind betroffen und über 40.000 Autos wurden bisher geborgen. Offiziell gibt es 766 verletzte Menschen und 134 Todesopfer.

Das Ausmaß der Flut hat keine Grenze, und je mehr Zeit vergeht, je mehr Müll und Schutt beseitigt wird, umso deutlicher wird es für uns alle, denen bewusst ist, wie schön es hier vorher war, welch großen Verlust das gesamte Ahrtal in dieser Nacht erlitten hat. Wie viele andere war auch ich selbst direkt nach der Flut mit schwerem Gerät in Ahrweiler, um Straßen und Gassen freizubekommen, die mit Schlamm, Treibgut, Bäumen und Autos, den Zugang zu den meisten Häusern nahezu unmöglich machten. Die Altstadt von Ahrweiler hat etliche schmale Gassen und Straßen, sowie auch das ganze Ahrtal hoch und runter.

Der Anblick, der sich hier bot, ist für mich nicht mit Worten zu beschreiben. Es war einfach nur schrecklich. Seit nun mehr als 111 Tagen arbeitet hier an jeder Ecke schweres Gerät, um die Berge an Müll und Bauschutt zu beseitigen. Tausende freiwillige Helfer kamen bisher ins Ahrtal und sind noch täglich vor Ort, um den Menschen hier durch ihre SolidAHRität, Anteilnahme, Fleiß und harter AHRbeit, Hoffnung zu schenken.

Besonders am Wochenende kommen immer noch einige tausende Helfer über den Helfer-Shuttle hier ins Ahrtal, die dann flächendeckend verteilt werden. Diese Helfer leisten erstaunliches  und ich selbst habe mehrfach erfahren dürfen, was für tolle Menschen dahinter steckten. Sie kommen als Helfer und kommen wieder als Freunde! Wir hören immer wieder, dass die Helfer sagen: Nur wer selbst hier war, erkennt wie schlimm es hier ausschaut, was hier passiert ist und wie groß noch immer die Not ist. Die vielen hier im Ahrtal Betroffenen sind dankbar für jeden einzelnen Helfer, was man auf der ganzen "Ahrstrecke" zu sehen und lesen bekommt.

Mehr als 3.000 Häuser wurden massiv beschädigt oder gar zerstört. Die direkt betroffenen Menschen, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, beziffert der ADD auf 17.000 Menschen. Diese Menschen hier sind auch ganz besonders auf Sach – und Geldspenden angewiesen, zumal sie ALLES Elementare verloren haben, Sie haben nichts mehr von dem, was in jedem anderen Haushalt zu finden ist, ganz zu schweigen von den persönlichen Dingen, die ein jeder verloren hat. Ebenso werden dringend Baumaterialien benötigt, um den Wiederaufbau leisten zu können. Die meisten Häuser haben gerade einmal eine Notversorgung mit Strom und Wasser, wobei dieses abgekocht werden muss.

Da ich mit meiner Familie in Kreuzberg/Ahr selbst zweifach betroffen bin, ist mir das gesamte Ausmaß mehr als bewusst. Auch wir standen vor einem Riesen-Schaden, der mit Worten kaum zu beschreiben war. Nach der Entkernung standen wir vor einer Aufgabe, welche für uns alleine nicht zu bewerkstelligen war. Auch wir erfuhren Hilfe und durften EUCH, liebes TEAM RHÖN kennenlernen. Es sind etliche Wochen vergangen, seit Ihr das erste Mal nach Kreuzberg kamt, um hier Spenden zu verteilen. Alles, was Ihr mitbringt, wird hier dringend benötigt und es ist erstaunlich, was Ihr hier Woche für Woche für uns Menschen hier in Kreuzberg leistet.

Eure Aktion "Wärme für’s Ahrtal" war unbeschreiblich. An dieser Stelle bedanke ich mich, im Namen aller Menschen in Kreuzberg, bei jedem einzelnen Spender, Helfer, Arbeiter, Verlader, Lkw-Fahrer, Maschinist etc. Eure Leistung ist einfach einzigAHRtig. Ebenso alle Sachspenden, die Ihr nach Kreuzberg bringt. Ein jedes Wiedersehen mit Euch ist ein warmer Moment in den Herzen der Menschen hier.

Ihr und die Helfer seid es, die uns hier Zuversicht und Hoffnung schenken. Die uns den Glauben daran geben, dass wir es schaffen können, solange es noch Hilfe von Menschen gibt, die SolidAHRität leben und für das Ahrtal spenden. Und diese müssen auch eins zu eins bei den Menschen ankommen, so wie wir es mit Euch erleben dürfen.

Team Rhön: ganz Kreuzberg liebt Euch dafür! Und Euch lieben Menschen, die für uns gespendet haben, sagen wir lieben Dank von Herzen. Die Katastrophe, das Elend und die Not sind nicht vorbei, nur weil kaum noch Medien über uns berichten. Sie wird erst dann vorbei sein, wenn die akute Not beseitigt ist und sich den Menschen eine Zukunftsperspektive bietet, die für sie erreichbar ist. Die Menschen hier sind erschöpft und viele funktionieren einfach nur noch.

Daher bitte ich für alle Menschen hier im Ahrtal: Bitte vergesst uns nicht! Bitte unterstützt uns weiterhin hier im Ahrtal und schenkt uns Hoffnung. Leider gibt es auch schon Menschen, die ihre Hoffnung verloren haben, und haben ihr Leben aufgegeben. Auch sie zählen nun zu den Opfern dieser Flutkatastrophe. Gerade deshalb ist es so enorm wichtig, dass die Menschen nach vorne blicken können. Meinen aufrichtigen Dank an Euch alle. Seid stolz auf Euch, denn wir sind es. Menschen wie Ihr schreiben mit uns im AHRTAL Geschichte. In freundschaftlicher Verbundenheit André (Otti) Lange". (Team Rhön, hhb) +++

 

Herzens-Wärme für das Ahrtal: "Team Rhön" liefert Brennholz nach Kreuzberg


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