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Ob eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen in Deutschland eingeführt wird, ist noch unklar. - Symbolfoto: Pixabay

REGION O|N hat nachgehakt

Debatte über Impfpflicht: "Ungeimpfte gefährden Andere mit ihrer Ablehnung"

17.11.21 - Inmitten der vierten Corona-Welle hat sich die Debatte um eine mögliche Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen neu entfacht. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat die Erwartungen an eine schnelle Entscheidung über eine Pflicht jetzt jedoch gedämpft. "Die Debatte um die Impfpflicht ist da, aber sie ist noch nicht entschieden", sagt er den Sendern RTL/ntv. "Wir werden in den nächsten Wochen schauen, ob wir eine Impfpflicht auf den Weg bringen oder nicht", erklärt er weiter. "Die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen ist eine schwierige Abwägungsfrage."

Doch was sagt der heimische Abgeordnete Michael Brand sowie der Geschäftsführer der St. Vinzenz Gruppe in Fulda, Sven Haustein? OSTHESSEN|NEWS hat nachgehakt:

Michael Brand (CDU) in Berlin Archivfoto: O|N

Fuldaer Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU): "Es bleibt bei dem, was ich immer wieder gesagt habe: Ich bin absolut fürs Impfen, weil es schützt und rettet - aber gegen eine Impfpflicht. Wir können, und wir müssen weiter appellieren, und wir müssen auch bessere Wege gehen, um Menschen zu erreichen, die beim guten Angebot auch erreichbar sind. Wir haben hier noch einiges an Potenzial auszuschöpfen. 

Eine andere Frage ist, ob diejenigen, die beispielsweise in Pflegeheimen Bewohner gefährden, dort weiter hingehen dürfen. In Frankreich hat es hier klare Regelungen gegeben, und die haben gewirkt: Das Personal hat sich impfen lassen, und nur ein Prozent hat sich dem verweigert.

In Österreich gibt es neue Regelungen, wie mit nicht-geimpften Personen unter diesen extremen Bedingungen der neuen Delta-Variante umgegangen wird. Um nicht die Krankenhäuser komplett voll laufen zu lassen, wurde dort ein Lockdown über nicht-geimpfte Personen verhängt. Wenn dadurch Freiheiten für diejenigen, die sich ja in großer Mehrheit sehr an die Regeln halten, gesichert bleiben, ist das nachvollziehbar und verhältnismäßig.

Aber das alles ist für Deutschland keine Grundlage, die Impfpflicht einzuführen. Wir werden uns den Verlauf natürlich weiter aktuell anschauen und schnell reagieren müssen. Aber das muss auf der verlässlichen Grundlage bleiben, die wir aus gutem Grund festgelegt haben. Gerade auch die Verhandler der Ampelkoalition müssen aufpassen, dass sie jetzt keine wirren Signale in der Welt setzen."

Sven Haustein (St. Vinzenz Gruppe) Archivfoto: O|N

Sven Haustein, Geschäftsführer der St. Vinzenz Gruppe in Fulda: "Grundsätzlich empfehle ich jedem, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen. Bei vielen Impfgegnern fehlt mir das Verständnis und ich kann die Argumentationen oft nicht nachvollziehen. Man sollte der Wissenschaft und den Virologen vertrauen, so wie wir an ganz vielen Stellen im Leben vertrauen müssen. Die Ungeimpften finden sich immer häufiger auf den Intensivstationen mit schweren Verläufen wieder und bringen damit die Kapazitäten der Krankenhäuser an Grenzen. Sie gefährden letztendlich Andere mit ihrer Ablehnung.

Generell würde ich es mir wünschen, dass Beschäftige in Gesundheitsberufen geimpft sind. Das ist insbesondere in Altenhilfeeinrichtungen wichtig, um ältere Menschen, die zur Risikogruppe Nummer 1 gehören, zu schützen. Die Praxis sieht allerdings anders aus. Der Fachkräftemangel in Pflegeberufen gibt uns wenige Möglichkeiten, Forderungen zu stellen. Ein Impfzwang, so wie ihn Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt aktuell fordert, könnte dazu führen, dass Pflegekräfte die Branche verlassen. Diese Rückmeldungen gibt es von Pflegekräften mit Blick auf einen möglichen Impfzwang. Ich bin froh, dass in den Einrichtungen der St. Vinzenz Soziale Werke gGmbH nur ganze wenige Beschäftigte nicht geimpft sind. Würde man Druck auf diese Kolleginnen und Kollegen ausüben, würde man sie mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren. Und was dann? Leider gibt der Arbeitsmarkt so gut wie keine Fachkräfte her, wir brauchen jeden einzelnen. Ich bin mir unsicher, ob das so manchem Entscheidungsträger bewusst ist.

Die Pflege musste in den letzten 20 Corona-Monaten sehr viel stemmen und aushalten. Auch hier habe ich manchmal Zweifel, ob das allen Entscheidungsträgern aus der Politik so bewusst ist. Ich würde mir wünschen, die aktuelle Stimmung an der Basis zu erfragen. Das passiert zu wenig. Dann würde man mit solchen Forderungen, wie sie aktuell von der Berliner "Ampel" kommen, sensibler umgehen.

Dennoch müssen wir handeln, solange wir noch die Möglichkeit haben. Wie es aktuell aussieht, müssen wir mit sehr schwierigen Wintermonaten rechnen. Die 2G-Regel oder sogar 2G-Plus sollte noch konsequenter umgesetzt werden, beispielsweise auch bei Besuchern in Pflegeeinrichtungen. Es gilt nun die nicht geimpften Menschen aufzuklären und weiter für eine Impfung zu überzeugen. Die Impfkampagne von Osthessen-News mit bekannten Gesichtern aus der Region war hierzu eine gute Unterstützung. So muss es weitergehen und wir als Träger von Altenpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern müssen uns auch weiterhin die Zeit nehmen, Unsicherheiten bei unseren Beschäftigten abzubauen und klarmachen, dass wir eine Minimierung des Risikos durch eine Impfung erreichen können und das unseren Mitmenschen schuldig sind." (nb) +++


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