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Im August 2016 war der Verein der Köche Fulda am Laurentiustag Gastgeber für rund 1.000 Gastronomen aus ganz Deutschland. - Fotos: Carina Jirsch (18), O|N-Archiv (4), Privat

FULDA "Social Cooking" und Nachwuchsförderung

Mit Leidenschaft und Sportsgeist: Der Verein der Köche wird heute 100

19.11.21 - Man muss nicht unbedingt supersportlich sein, um olympischen Ruhm zu erlangen. Manchmal reicht es auch aus, wenn man einfach nur gut kochen kann. Dies dachten sich wohl auch der Gastronom Leo Schneider und der Bäckermeister Otto Ballmaier, als sie sich heute vor 100 Jahren, am 19. November 1921, im Gasthaus "Zum deutschen Schützen" mit einigen wenigen Gleichgesinnten trafen, um den Verein der Köche Fulda aus der Taufe zu heben. Heute ist die "Olympiade der Köche" aus dem Terminkalender des Vereins nicht mehr wegzudenken.

Erster Vorsitzender Stefan Faulstich

Blick ins Vereins-Archiv

"Da sind immer 50 bis 60 Nationen mit großer Leidenschaft am Start", erklärt Erster Vorsitzender Stefan Faulstich, der das Landhotel "Rhönblick" im Petersberger Ortsteil Steinau betreibt. Nach einem vorgegebenen Warenkorb feilen dann die professionellen Köche-Teams am perfekten Zusammenspiel von Zutaten, Zubereitung und Präsentation. "Zwar gehören die Deutschen immer zu den Top-Nationen, mit Abstand führend aber sind die Skandinavier", muss Faulstich neidlos anerkennen.

Der Wettstreit am Herd ist nicht das einzige Betätigungsfeld des Fuldaer Köche-Vereins, der heute etwa 150 Mitglieder zählt und nach Zwischenstationen im Kurfürsten und im Haus Oranien sein "Stammquartier" heute im Kolpinghaus hat. Ein weiteres Arbeitsgebiet ist das "Social Cooking" – also das Kochen für den guten Zweck. "Wir veranstalten zum Beispiel Charity-Events, kochen für die Tafel, die Bahnhofsmission oder auch mal für die Leitstelle", so Stefan Faulstich. Ein drittes Standbein schließlich ist die Nachwuchsförderung. Denn: "Tradition heißt nicht die Beweihräucherung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers."

Grill-Seminar für die ukrainische Junioren-Nationalmannschaft an der "Kneshecke" ...

Küchenchef Michael Glas

Und so trifft das zweiköpfige O|N-Team beim Interviewtermin im Grillrestaurant "Kneshecke" in Dipperz nicht nur Stefan Faulstich und "Kneshecken"-Küchenchef Michael Glas, sondern die ukrainische Junioren-Nationalmannschaft gleich dazu. Diese weilt derzeit für eineinhalb Wochen in der Rhön, um sich in die Geheimnisse der Fuldaer Küche einweihen zu lassen. "Wir haben zu den jungen Leuten schon länger Kontakt", erzählen die beiden Köche. "Als sie aus Mangel an Sponsoren im letzten Jahr nicht an der Olympiade teilnehmen sollten, haben wir sie unterstützt, damit sie doch fahren können."

"Superkraft"-Benefiz-Veranstaltung im August 2019

Kochen für die Fuldaer Tafel, November 2019

Die Nachwuchsköche der Eduard-Stieler-Schule in Aktion

Auch die jungen Köche der Eduard-Stieler-Schule Fulda nimmt der Verein regelmäßig unter seine Fittiche, entwickelt für sie Seminare und Prüfungsvorbereitungen. Allerdings: "Um den Nachwuchs insgesamt steht es seit Jahren stabil schlecht", sagen Faulstich und Glas unisono. "Die Lebenswirklichkeit der jungen Leute hat sich in den letzten Jahrzehnten eben sehr verändert. Manche glauben, sie könnten von jetzt auf gleich zum TV-Koch aufsteigen, und wundern sich dann, wenn sie ihre Ausbildung mit Kartoffelschälen beginnen müssen."

Lässiges Redaktionsgespräch im Biergarten der "Kneshecke"

Dabei habe der Beruf so viel zu bieten und entwickele sich ständig weiter – man denke nur an den Siegeszug der veganen und vegetarischen Küche. "Wir müssen einfach an unserem Image arbeiten und die jungen Leute dort abholen, wo sie stehen", so Michael Glas. "Auch die Politik könnte helfen, indem sie Ausbildungsbetriebe anders besteuert und im ländlichen Raum eine bessere Infrastruktur schafft", ergänzt Stefan Faulstich. "Denn viele Gasthöfe in der Rhön sind von der Busverbindung völlig abgeschnitten."

Corona hat die Situation in der Branche noch weiter verschärft und schon jetzt sehen die beiden Köche die nächste Stornierungswelle auf die Gastronomie zurollen. Apropos Corona: "Unser Verein ist der größte seiner Art in Hessen und der Zusammenhalt unter den Mitgliedern einmalig gut." Und so war eigentlich fürs Wochenende eine große Sause zum 100. Jubiläum geplant – mit Festgottesdienst, Kommers und einem Gala-Menu. Alles pandemiebedingt abgesagt. "Es sollten Gäste aus ganz Deutschland kommen, aber das geht zurzeit natürlich nicht", bedauert Stefan Faulstich. "Naja: Dann verschieben wir das Ganze eben aufs nächste Jahr …" (Matthias Witzel) +++ 


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