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Verödete Innenstädte, verändertes Einkaufsverhalten: Einzelhändler bangen
06.12.21 - Die Corona-Lockdowns haben die Verbraucher nicht nur gestresst, sondern auch ihr Einkaufsverhalten stark verändert: Ein regelrechter Digitalisierungsschub lässt deswegen die Einzelhändler bangen. Das geht aus einer Studie der Commerzbank hervor, in der auch 100 mittel- und osthessische Einzelhändler befragt wurden.
39 Prozent der Einzelhändler in Mittel- und Osthessen haben im Zuge der Corona-Krise starke Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Für 16 Prozent war oder ist die Krise existenzbedrohend. "Der wiederholte Lockdown und der damit verbundene Kundenverlust haben über ein Drittel der Einzelhändler in Mittel- und Osthessen vor große Probleme gestellt", berichtet Matthias Ahr, Leiter Unternehmerkunden der Commerzbank Fulda. 42 Prozent der Unternehmen mussten auf vorhandenes Eigenkapital zurückgreifen, um Umsatzeinbußen auszugleichen. Rund ein Drittel nahm staatliche Hilfen in Anspruch, jeder Elfte einen Bankkredit. 41 Prozent der Einzelhändler in Mittel- und Osthessen nutzten außerdem Kurzarbeit, um die Krise zu überbrücken. Bei den meisten Unternehmen (55 Prozent) waren jedoch keine Personalmaßnahmen notwendig.
Einkaufsverhalten verändert sich
Die Corona-Krise hat laut den befragten Unternehmen das Einkaufs- und Konsumverhalten ihrer Kunden verändert. Dabei zeigen sich zwei gegenläufige Trends: "Einerseits hat Corona im Einzelhandel einen spürbaren Digitalisierungsschub ausgelöst, wie wir ihn auch als Commerzbank bei unseren Kunden feststellen", erläutert Ahr. So berichtet ein Viertel der Einzelhändler in Mittel- und Osthessen, dass Kunden nun vermehrt online einkaufen. "Auf der anderen Seite sehen wir aber auch einen Nachholbedarf beim Konsum vor Ort. Denn 38 Prozent der Einzelhändler bemerken wieder mehr Bedarf an persönlicher Beratung. Die Studie zeigt daher, dass Kunden beide Kanäle nutzen wollen – digital und persönlich." Auf diese Bedürfnisse der Kunden hat der Einzelhandel in Mittel- und Osthessen mit verschiedenen Maßnahmen reagiert. So setzte jeder Vierte auf Angebote wie Click & Meet, jeder Sechste beriet Kunden auch online. Ein Viertel der Unternehmen investierte in den Auf- oder Ausbau einer Website bzw. App, 13 Prozent in einen Online-Shop.
Furcht vor verwaisten Innenstädten
Viele Einzelhändler zeigen sich jedoch auch besorgt um die Entwicklung ihrer Innenstädte. Fast drei Viertel (72 Prozent) befürchten in den kommenden fünf Jahren eine Verödung der Stadtzentren durch Schließungen kleinerer Läden und Restaurants. 39 Prozent erwarten, dass Kunden zukünftig vermehrt große, auswärts gelegene Einkaufszentren aufsuchen. Um die Innenstädte attraktiver zu machen, wünschen sich zwei Drittel der Befragten daher mehr Radwege und Grünflächen. Ebenfalls zwei von drei Einzelhändlern würden sich zudem über eine Verbesserung des Parkplatzangebots inklusive Elektroladestationen freuen. (pm/mau) +++