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Das Eichhof-Krankenhaus in Lauterbach - Fotos: Eichhof-Stiftung

LAUTERBACH "Es gibt keine Versorgungslücke!"

Ärger und Sorge über Kündigungswelle im Eichhof-Krankenhaus

06.01.22 - Mit einer Kündigungswelle hatte das Eichhof-Krankenhaus in Lauterbach (Vogelsbergkreis) mit 240 Betten und mehr als 10.000 stationären Patienten pro Jahr zum Jahreswechsel zu kämpfen. Besonders brisant ist der Weggang des Chefarztes für Innere Medizin und Kardiologie, Tobias Plücker zum 30. April 2022. Als verantwortlicher Hygienearzt ist er unter anderem maßgeblich für das Corona-Management verantwortlich. Auch Dr. Friedrich Jungblut, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, und Harry Bernardis, Leiter der Vogelsberger Lebensräume für psychisch Kranke, und mehrere Mitarbeiter aus dem Pflegebereich hätten das Haus verlassen. Die Verunsicherung in der Belegschaft sei groß, die Stimmung schlecht, haben uns Insider berichtet.

"Nicht nachvollziehbare Entscheidungen, undurchsichtige Strukturen, rüder Umgangston und miserable Kommunikation", nennt ein Mitarbeiter Gründe für die gestörte Arbeitsatmosphäre. Kritisiert wird unter anderem die Personalführung des hauptamtlichen Vorstands Mathias Rauwolf (55), der seit 2019 als Chef der Eichhof-Stiftung fungiert. Es gebe spürbaren Personalmangel vor allem in der Pflege, das sei aber bundesweit ein Riesenproblem. "Wir sind am Rande der Verzweiflung, wir werden von der Politik komplett im Stich gelassen, für uns klatscht nicht mal mehr jemand", sagt ein Betroffener gegenüber O|N. Dazu komme, dass es in tarifgebundenen Konkurrenzkrankenhäusern eine bessere Bezahlung gebe und dauerüberlastete und erschöpfte Mitarbeiter auch über einen generellen Berufswechsel nachdächten.

Versuche, die Situation durch Gespräche mit dem Stiftungsrat zu beruhigen, seien gescheitert. Das alles führe zu einem äußerst angespannten Betriebsklima: "Jeder reagiert genervt und gereizt, das gute Miteinander liegt im Argen, dabei wollen wir doch alle den Fortbestand des Krankenhauses sichern!" Und zu Rauwolf: "Der Chef lebt in München, ist nur wenige Tage in der Woche hier vor Ort in Lauterbach, hat keinen Bezug zur Stadt und nirgends präsent. Wir Mitarbeiter und das Krankenhaus sind ihm scheinbar völlig egal."

"Falsches Bild vom Empfinden des Gesamtpersonals"

Mathias Rauwolf ist hauptamtlicher Vorstand der Eichhof-Stiftung. Fotos: Eichhof-Stiftung

Der angegriffene Vorstand um Mathias Rauwolf nimmt im Folgenden persönlich Stellung zu den beklagten Missständen:

"Seit November 2019 bin ich mit der Aufgabe betraut, die Eichhof-Stiftung Lauterbach in eine solide und tragfähige Zukunft zu führen. Naturgemäß sind hierzu aktives Gestalten sowie Transformationsprozesse vonnöten. Es versteht sich von selbst, dass notwendige strukturelle Veränderungen an manchen Stellen zum Diskurs mit beteiligten Personen führen. 

Ich bin angetreten, um die Entwicklung des Hauses zu verbessern und zu optimieren. Dass diese Aufgabe als mittel- und sogar langfristiges Projekt zu sehen ist, versteht sich dabei von selbst. Verständlicherweise gibt es in einem solchen Prozedere immer auch Einzelinteressen. Offenbar kristallisiert sich nun aktuell heraus, dass diese nicht immer für einen Kompromiss tragfähig genug sind. Vielmehr scheinen sie zum Teil der Orientierung am Gesamtbild zuwiderzulaufen. Einzelne Mitarbeiter der Stiftung verfolgen ersichtlich eine eigene Agenda und haben aus hiesiger Sicht die Medien instrumentalisiert und den Weg der Presseveröffentlichung dazu benutzt, einzelne und individuelle Sichtweisen als vermeintliches Stimmungsbild der gesamten Mitarbeiterschaft auszugeben. Dies entspricht definitiv nicht den Tatsachen und spiegelt ein falsches Bild vom Empfinden des Gesamtpersonals im Haus wider.

Soweit einzelne Personen sich dazu entschieden haben, ihre Kündigung auszusprechen, darf nicht unerwähnt bleiben, dass es sich hierbei auch um persönliche Entscheidungen und Motivlagen handelt, die es zu respektieren gilt. Die Darstellung, dass Differenzen mit mir persönlich als alleinige Ursache der Kündigungen zu sehen sind, weise ich entschieden zurück, da dies nicht der Wahrheit entspricht. 

Es wäre wünschenswert, wenn sämtliche Beteiligten zur Sachlichkeit zurückkehrten und die eigentliche Aufgabe - die Eichhof-Stiftung Lauterbach zukunftsfähig zu machen - und die bereits begonnenen positiven Maßnahmen unterstützten. Das Krankenhaus Eichhof steht auch zukünftig der hochqualitativen Patientenversorgung in der Region zur Verfügung", so Mathias Rauwolf. 

"Fluktuationen in allen Krankenhäusern üblich"

Stiftungsratsvorsitzender Dr. Gerhard Schlitt

Als Stiftungsratsvorsitzender konstatiert Dr. Gerhard Schlitt abschließend: "Im Ergebnis haben von 50 im Krankenhaus beschäftigten Ärzten bisher zwei Chefärzte gekündigt. Davon ist bereits eine Chefarztstelle wieder nahtlos neu besetzt worden. Personelle Fluktuationen sind in allen Krankenhäusern üblich, was man Tag für Tag auch in allen Medien mitverfolgen kann. Wenn von 800 Mitarbeitern der Stiftung, davon 50 angestellte Ärzte, zwei Chefärzte das Haus verlassen, ist damit das Krankenhaus noch nicht dem Untergang geweiht."

Die Meinungen der Beteiligten in unseren Recherchen gehen weit auseinander. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass sich die Lage im Eichhof bald entspannt und die Patientenversorgung uneingeschränkt gesichert ist, damit der gute Ruf des Krankenhauses auch künftig bestehen bleibt. Das haben nicht nur die Patienten verdient. (ci) +++


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