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Entgegen der Vorurteile ist das Jagdreiten bereits seit 30 Jahren in Deutschland unblutig. - Fotos: O|N-Archiv / Martin Engel

FULDA Jagdreiten voller Vorurteile

Traditionell und faszinierend: Der unblutige Sport in Rot

19.01.22 - Wenn sich auf dem schönsten Schloss der Region 90 Reiter versammeln, die Pferde ihre Runden im Innenhof zu den Tönen der Jagdhornbläser drehen und die Reiter im roten Rock voller Vorfreude auf die nächsten Schleppen sind, dann ist wieder Jagdzeit in Fulda. Trotz der langen Tradition und dem früheren Vorbehalt für Adelige, bekommt der Sport in Rot weniger positive Aufmerksamkeit als verdient. Nicht zuletzt aufgrund der Annahme, dass Wild beim Jagen erlegt werden würde. 

Sabine Walter, 1. Vorsitzende der Jagdreiter Fulda

"Schon seit Mitte der 30er Jahre ist das Jagdreiten in Deutschland unblutig, doch noch immer wissen das viel zu wenige Menschen", berichtet Sabine Walter, Vorsitzende der Jagdreiter Fulda. Früher war das Jagen zu Pferd überlebensnotwendig, doch auch wenn dies nicht mehr der Fall ist, so ist der traditionelle Sport noch immer ein verbreitetes Freizeitvergnügen.  

Statt lebendes Wild zu jagen, wird in Deutschland eine künstlich erzeugte Duftspur gelegt, die der erste Reiter, der sogenannten Schleppenleger, an einer Flasche am Sattel befestigt hat. Somit folgen die Meutehunde dem Scent, der Duftfährte, über Wiesen, Felder und durch den Wald. Am Ende der Jagdveranstaltung bekommen die Hunde eine Belohnung für ihre Arbeit und dürfen beim Curée einen Pansen verschlingen.  

Der Aufbruch zur Jagd

Der Pansen als Belohnung zum Curée

Das Feld darf die Hunde nicht überholen

In anderen Ländern wie England, Irland oder Frankreich gelten andere Regelungen oder werden anders umgesetzt, weshalb dies fälschlicherweise oftmals auch für Deutschland angenommen wird. Dass diese falschen Vorurteile ärgerlich für begeisterte Jagdreiter sind, ist verständlich - doch dabei geht es noch um so viel mehr: "Inzwischen gibt es nur noch 30 eingetragene Hundemeuten in ganz Deutschland, die das ganze Jahr über ehrenamtlich betreut werden. Durch den Ruf, dass in Deutschland von den Hunden auch Wild erlegt werden würde, entwickelt sich eine existenzielle Bedrohung für die lange Tradition des Jagdreitens, die gesamte Sportart und natürlich auch für die Meuten", so Sabine Walter, die ebenfalls im Vorstand der Taunus Meute e.V. tätig ist.  

Jagen mit Regeln und hohem Niveau 

Dennoch sollte der Sport nicht unterschätzt werden, denn im Gegensatz zu herkömmlichen Reitdisziplinen wie Dressur oder Springen, stellt das Jagdreiten eine Zusammensetzung aller dieser dar. "Die Pferde müssen kontrolliert auf ihren Positionen bleiben, egal was zwischendurch passiert. Wer sein Pferd nicht halten kann oder nicht gesittet reitet, der wird des Feldes und zur Not der Jagd verwiesen", betont Walter. Auf einer Strecke von 15 bis 30 Kilometern folgen die Reiter den Hunden in einem hohen Tempo über Baumstämme, Gräben oder anderen Hindernissen und müssen jederzeit die geltenden Jagdregeln befolgen.  

Ein weiterer Aspekt, der das Jagdreiten zu einer Königsdisziplin für Reiter und Pferd macht, sind die naturgetreuen Hindernisse. "Entgegen von gebauten Hindernissen auf dem Springplatz, sind die Baumstämme fest verbaut – da kann nichts fallen". Zwar werden die Baumstämme jederzeit fair für Reiter und Pferd platziert und markiert, dennoch sei der Leistungsanspruch hoch. Gleichzeitig ist es aber auch genau das, was das Jagdreiten so besonders macht. 

nur noch 30 Meuten gibt es in Deutschland

Die Jagdregeln müssen jederzeit eingehalten werden

Die Jagdhornbläser geben die entspechenden Signale für Hunde und Reiter ...


Zusammenspiel aus Natur und Tradition 

Im Vordergrund steht das Miteinander

Unzählige Hunde sprinten über die Wiesen mit lautem Gebell, die Musik der Jagdhornbläser mit den entsprechenden Signalen und ein bebender Boden durch zahlreiche Pferdehufen donnern über Baumstämme. Für viele klingt es riskant, für andere nicht mehr zeitgemäß - doch, wie ist es in Wirklichkeit? "Eine großartige Tradition aufrechtzuerhalten, ist meiner Meinung nach nie rückschrittlich. Wenn man das einmal erlebt hat, kann man nichts als begeistert sein", berichtet die passionierte Jagdreiterin.  

Das Zusammenspiel zwischen Natur, den Hunden und Pferden und der körperlichen Anstrengung sei unbeschreiblich. Bei Schleppjagden geht es weder um das aktive Jagen von Wild, noch um Konkurrenzkampf – sondern einfach um das Miteinander und dem Spaß an der Sache. (law) +++


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