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Impulse von Stadtpfarrer Buß: "Kommt und seht!"
26.01.22 - "Missionarisch Kirche sein" – diesem Schlagwort begegnen Christen innerhalb der Kirche immer wieder mal in heutiger Zeit, besonders dann, wenn es um die Zukunft der Kirche geht. "Missionarisch sein", das bedeutet Menschen wieder für den Glauben zu begeistern. Dies ist lebenswichtig für die Gemeinschaft des Glaubens, für die Kirche. "Missionarisch sein" ist der Auftrag Jesus Christi an seine Kirche. Und eine Missionarische Kirche ist eine Gemeinschaft, die sich nicht einschließt in ihre sicheren vier Wände, sondern die sich öffnet nach außen hin. Eine Kirche, die Raum bietet für neue Mitglieder und die eine positive Ausstrahlung darstellt, sodass viele Menschen dazugehören möchten. Eben eine Kirche, die einladend ist.
Zu diesem Thema "Missionarisch Kirche sein" erschien bereits vor 20 Jahren ein bemerkenswerter Hirtenbrief des damaligen Bischofs von Erfurt, Bischof Joachim Wanke (20.12.2000). Aus diesem Hirtenbrief ist mir noch ein Satz in Erinnerung, der mich immer wieder mal beschäftigt. Dieser Satz lautet: "Wenn Gott so großzügig ist, wie kann sein Bodenpersonal dann kleinlich sein". Spannend, oder? Wenn Gott so großzügig ist, können dann die Menschen in seiner Kirche, sein "Bodenpersonal", so ganz anders sein: nämlich kleinlich und lieblos, unbarmherzig und gnadenlos?! Dann sind sie eine schlechte Reklame, für Gott – und damit auch für seine Kirche. Denn Kirche und kirchliches Leben werden ja nicht erfahrbar durch kluge Bücher, nicht durch hochtheologische Vorträge, die keiner liest; sondern Kirche wird vor allem erfahrbar durch Menschen. So wie die Menschen in der Kirche sind, wie sie ihren Alltag leben, so ist dann auch Kirche selbst. Um diesen Punkt geht es genau beim Evangelium nach Johannes, dass wir schon im 1. Kapitel lesen können (vgl. Jo. 1,35-39).
Johannes verweist zwei seiner Jünger auf Jesus hin und sie suchen neugierig den Kontakt mit ihm. Sie wollen wissen, wo er wohnt. Er hat sie eingeladen. Voraus geht aber ihre Frage: "Wo wohnst du!" Sie fragen ganz normal, so, wie ich eben einen Menschen frage, mit dem ich gern zu tun haben, will: "Wo wohnst Du?" Kannst du mir deine Adresse geben? Deine Telefonnummer?" "Wo wohnst du?" - das ist aber viel mehr, als dass ich nur die Hausnummer weiß. Das heißt doch auch: "Wo kann ich dich finden, wenn ich dich brauche? Wo kann ich dich erreichen?" Diese Frage kann auch heißen: "Wo treffe ich dich eigentlich privat an, so wie du bist?" Und dann wird so eine Frage schon viel direkter. Jesu Antwort ist ähnlich direkt: "Kommt und seht!", sagt er zu den beiden Männern. Und dann wird Jesus den Männern, die ihn näher kennenlernen wollen, ja nicht seine Wohnungseinrichtung gezeigt haben, sondern er wird ihnen gezeigt haben, wie er lebt, wie er glaubt, wie er umgeht mit den Menschen, die da um ihn herum sind.
Und, ob seine Taten und seine Worte miteinander übereinstimmen, denn nur das ist ja wirklich überzeugend. Was Jesus da tut, das ist Mission im eigentlichen Sinne des Wortes: Andere einladen und mit gehen lassen auf den eigenen Wegen. Einen anderen teilhaben lassen an der Art und Weise wie ich in meinem Alltag mit meinen Problemen, mit meinen Begrenztheiten und Fehlern, mit meinen Mitmenschen und mit meinem Gott umgehe. Keine Appelle oder Anforderungen, keine Belehrungen oder Messlatten. Kein: Du musst! oder Du darfst nicht! So kann Glauben nicht entstehen. Denn der Glaube kommt nämlich nicht aus Büchern, sondern der kommt immer auf zwei Beinen daher: Durch Menschen, die einladend sind; Menschen, die sagen können "Komm und sieh!", schau wie ich es mache und die dann nicht tun, als wären sie besser als die anderen, sondern die ehrlich sind. Die zugeben, dass sie sich nicht auf ihre Verdienste berufen können, sondern ganz allein auf die Liebe Gottes. Auf den also, der aus ihren kleinen bescheidenen Anfängen Großes entstehen lassen kann. (Stefan Buß) +++