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Auch in schweren Zeiten hat Theresa Panfil das Lachen nie verloren - Foto: picture alliance / C. Erler | Carlotta Erler

FULDA Interview nach ihrem Rücktritt

Theresa Panfil: "Ein Sportler ist mehr als nur sein Erfolg!"

28.01.22 - Anfang des Jahres gab Theresa Panfil per Instagram ihren Rücktritt vom Profifußball bekannt. Die Fliedenerin, die zuvor ihren Vertrag bei Werder Bremen aufgelöst hatte, hatte in den letzten Jahren immer wieder mit schweren Verletzungen zu kämpfen. Im Interview mit OSTHESSEN|NEWS spricht sie über ihren Entscheidungsprozess, ihre Gefühlswelt in dieser schweren Zeit, und darüber, was sie in Zukunft machen möchte.

Drei Wochen sind inzwischen seit deinem Rücktritt vergangenen. Fühlt sich die Entscheidung für dich immer noch richtig an?
 
Theresa Panfil: Ja, auf jeden Fall. Ich bin mit meiner Entscheidung sehr glücklich, weil ich für mich erkannt habe, dass es Zeit ist, einen Schlussstrich zu ziehen. Klar war der Prozess, den ich durchlaufen habe, sehr aufreibend und ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Ich schaue aber glücklich auf meine Sportkarriere zurück und bin froh, dass ich erkannt habe, wann es Zeit ist, mich um meinen Körper und Kopf zu kümmern.
 

Zu Gast in der O|N-Redakiotn Foto: Felix Hagemann

Du hast den Prozess schon angesprochen. So eine Rücktrittsentscheidung trifft man ja nicht über Nacht. Wie lange hast du mit der Entscheidung gerungen?
 
Panfil: Da kann ich gar nicht in Wochen oder Tagen ausdrücken. Letztlich war es einfach die Summe verschiedener Begebenheiten, die dazu geführt hat. Gerade in den letzten Jahren hatte ich viele Rückschläge, durch die ich aber auch gewachsen und als Person gereift bin. Diese Erkenntnis war dann auch verantwortlich dafür, dass ich sagen konnte, ich bin mehr als eine Sportlerin. Ich weiß, dass ich Stärken und Leidenschaften außerhalb des Fußballs habe. Das hat mir bei der Entscheidung sehr geholfen.
 
Du wurdest in den letzten Jahren immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen. Wie frustrierend ist es, wenn man weiß, Talent und Wille sind vorhanden, der Körper spielt aber nicht so mit, wie es für den Profifußball nötig ist?
 
Panfil: Das frustriert natürlich sehr, eben weil die geistige Komponente bei mir stimmte. Ich war immer sehr ehrgeizig, habe gerne auch mehr gemacht als andere. Ich wusste, dass Talent nicht alles ist, sondern auch viel Arbeit dahintersteckt. Dann immer wieder Rückschläge zu erleiden, frustriert natürlich extrem. Auf der anderen Seite haben mich gerade die Rückschläge stärker gemacht und mich als Person weitergebracht. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich nicht nur die erfolgreichen Momente erleben durfte, sondern auch die Rückschläge, weil ich dadurch erkannt habe, wie sehr ich den Sport liebe.
 
Oftmals heißt es ja auch, dass man an Rückschlägen mehr wächst als an Erfolgen.
 
Panfil: Genau. Gerade Momente, in denen es nicht so läuft, stoßen etwas an, in denen man reflektiert und überlegt, wie man es besser machen kann. Wenn alles nur perfekt läuft, vergisst man die kleinen Dinge wertzuschätzen. Mich haben die Rückschläge persönlich enorm weitergebracht.
 
In deinem Rücktrittsstatement schreibst du: "Eine meiner wichtigsten Tugenden in diesen schweren Zeiten war es, immer das Lächeln und die Freude im Leben zu bewahren." Gab es auch Momente, in denen es anders war, in denen die Freude und das Lächeln schwerfielen?
 
Panfil: Ja, auf jeden Fall. Meine gesamte Verletzungszeit war eine Achterbahn der Gefühle. Es gab viele Hochs, in denen ich mir sicher war, dass ich es zurückschaffe. Und dann gab es immer wieder Rückschläge, die es mit sich bringen, dass man mal weint, dass man zerbrechlich ist. Man hat das Gefühl vor einem Scherbenhaufen zu stehen und weiß nicht, wie man den wieder zusammensetzen soll, damit ein schönes Spiegelbild herauskommt. Ich hatte durch Freunde und Familie aber immer viel Lebensfreude mitbekommen, das hat mir in der Zeit sehr geholfen.
 
Du gehst sehr offen mit deinen Gefühlen, Gedanken und Schwächen um. Das ist im Profisport ja leider auch nicht alltäglich.
 
Panfil: Ich glaube, wir müssen dahin kommen, zu begreifen, dass ein Sportler mehr ist als nur ein Sportler. Er ist auch nur ein Mensch, bei dem nicht alles rosig ist. Wir sehen oft nur den Erfolg, aber das, was dahintersteckt, die Arbeit, die Leidenschaft und die Rückschläge, werden oft übersehen. Wir müssen da sensibler werden. Auch Menschen, die viel leisten, sitzen abends mal zuhause und können einfach nicht mehr. Ich finde, Schwäche zuzulassen, sollte nicht als Schwäche angesehen werden, sondern als Stärke.
 
Nach deinem Rücktritt hast du viele Solidaritätsbekundungen von ehemaligen Weggefährten erhalten. Was hat dir das bedeutet?
 
Panfil: Mir hat es sehr, sehr viel bedeutet. Ich habe auch noch viele Anrufe und Nachrichten privat bekommen. Die Reaktionen zeigen mir, dass ich menschlich vieles richtig gemacht habe. Ich denke, die sportlichen Erfolge vergehen irgendwann, was im Gedächtnis bleibt, ist der Mensch dahinter, deshalb bin ich stolz, darauf, dass ich bei so vielen Menschen positiv in Erinnerung geblieben bin. 
 

Ihr sportlich größter Erfolg: Der Gewinn der U20-WM 2014 Foto: picture alliance / AP Images | Paul Chiasson

Denkst du ab und zu darüber nach, was in deiner Karriere noch möglich gewesen wäre? Du bist ja mit 26 Jahren immer noch sehr jung.
 
Panfil: Nein, das tue ich nicht. Diese Gedanken wären auch falsch, glaube ich. Ich kann es ja nicht mehr ändern. Ich bin total glücklich, wie es gelaufen ist und freue mich auf die Zukunft. Am Ende ist nicht der sportliche Erfolg entscheidend, sondern meine Entwicklung als Mensch. Deswegen schaue ich nicht zurück, sondern freue mich, auf alles, was noch kommt.
 
Hast du denn schon konkrete Pläne für die Zukunft? Derzeit absolvierst du ja ein Praktikum beim DFB
 
Panfil: Ich bin froh, dass ich die Chance beim DFB erhalten habe. Das Praktikum geht noch bis Ende Mai, was danach kommt, weiß ich noch gar nicht. Ich bin aber offen für alles Weitere, weil ich so viel Erfahrung sammeln möchte wie möglich. Ich war jetzt 20 Jahre lang in der Fußball-Blase, deshalb kann es auch gerne was anderes sein. Nur mit Sport sollte es schon zu tun haben. (lacht)
 
Könntest du dir vorstellen, als Trainerin auf den Fußballplatz zurückzukehren?
 
Panfil: Auf jeden Fall. Deshalb habe ich vor Jahren, während meiner Rehazeit, bereits den B-Trainerschein gemacht. Ich möchte definitiv mit Jugendlichen zusammenarbeiten und mein Wissen weitergeben. Ob das Mädchen oder Jungs sind, spielt keine Rolle.

Theresa Panfil, vielen Dank für das Gespräch. (Felix Hagemann)+++


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