Impulse von Stadtpfarrer Buß: Die wunderbare Zeitvermehrung

05.02.22 - Der Theologe und Schriftsteller Lothar Zenetti (1926-2019) war von 1981 bis 1991 als Senderbeauftragter für den Hörfunk der katholischen Kirche beim Hessischen Rundfunk tätig. In dieser Zeit konnte ich mehrere Fortbildungsveranstaltungen mit ihm für meine Rundfunkarbeit für das Bistum Fulda erleben, die mich reich beschenkten.

Stadtpfarrer Stefan Buß. Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

Lothar Zenetti griff biblische Themen auf und aktualisierte sie für die heutige Zeit. So auch die folgende Geschichte von ihm. In ihr übertrug er die Geschichte der Speisung der 5000 (vgl. Jo. 6,1-15) auf das Thema Zeit. Und Jesus sah eine große Menge Volkes, die Menschen taten ihm leid und er redete zu ihnen von der unwiderstehlichen Liebe Gottes.

Als es dann Abend wurde, sagten die Jünger: "Herr schicke diese Leute fort, es ist schon spät, sie haben keine Zeit". "Gebt ihnen doch davon!", so sagte er, "gebt ihnen doch von eurer Zeit!" "Wir haben selbst keine", fanden sie, "und was wir haben, dieses Wenige, wie soll das reichen für so viele?" Doch da war einer unter ihnen, der hatte wohl noch fünf Termine frei, mehr nicht, zur Not, dazu zwei Viertelstunden.

Und Jesus nahm, mit einem Lächeln, diese fünf Termine, die sie hatten und die beiden Viertelstunden in die Hand. Er blickte auf zum Himmel, sprach das Dankgebet und Lob, dann ließ er austeilen die kostbare Zeit durch seine Jünger an die vielen Menschen. Und siehe da: Es reichte nun das Wenige für alle. Am Ende füllten sie sogar zwölf Tage mit dem, was übrig war an Zeit, das war nicht wenig. Es wird berichtet, dass sie staunten. Wenn wir im Alltag miteinander Zeit teilen, dann werden wir auch die Erfahrung machen, geteilte Zeit ist kleine verlorene, sondern geschenkte Zeit und jeder nur so kleine Augenblick kann wertvoll sein und uns bereichern. (Stefan Buß) +++