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NS-Devotionalien und Waffen: Polizei mit Sprengstoff-Experten im Musikerviertel
31.01.22 - Rätselraten in der Schumannstraße: Am Samstag sorgten mehrere Einsatzfahrzeuge im Fuldaer Ostend für fragende Blicke bei Anwohnern und Passanten - und das bis in die Abendstunden. Neben einem Streifenwagen und Zivilkräften der Kriminalpolizei war auch der Kampfmittelräumdienst vor Ort. Eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus stand im Fokus.
Auf O|N-Nachfrage bestätigt Oberstaatsanwältin Dr. Christine Seban, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Fulda, am Montagmorgen die Durchsuchungen. "Es konnten NS-Devotionalien festgestellt werden sowie Waffen und Munition unterschiedlichster Art. Alles wurde sichergestellt. Ob ein Verstoß gegen das Waffen- oder Sprengstoffgesetz vorliegt, müssen jetzt die weiteren Ermittlungen zeigen." Diese stünden erst am Anfang. Auch müsse geklärt werden, ob eine politische Straftat vorliege.
Ermittlungen aktuell noch an", schreibt die zuständige Staatsanwaltschaft.
"Ich habe mich gewundert, was hier los ist", berichtete eine Anwohnerin am Samstag der OSTHESSEN|NEWS-Redaktion. Die ältere Dame, die bereits seit vielen Jahren im Fuldaer Musikerviertel lebt, hat hier schon einiges erlebt. "Polizei sehe ich ja häufig, aber dass nun auch der Kampfmittelräumdienst da ist, ist selbst mir suspekt."
Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete sie auf die einzelnen Fenster des Hauses, die bereits seit Stunden im Fokus polizeilicher Ermittlungen standen. "Dort wohnt ein älteres Ehepaar, da eine türkische Familie, oben ist ein einzelner Mann, der sich wohl letztens mal wieder von seiner Freundin getrennt hat", so die ortskundige Anwohnerin. "Die kriegen sich ständig in die Haare, letztens haben sie sich sogar unten auf der Straße gegenseitig getreten und gehauen."
Während die Frau erzählte, rollte ein weiteres Blaulicht-Fahrzeug mit Wiesbadener Kennzeichen ein. Zwei Männer steigen aus. EOD (Explosive Ordnance Disposal) hatte einer der beiden auf einem Abzeichen stehen. Sie waren gekommen, um den Kampfmittelräumdienst abzulösen. Kopfschüttelnd verabschiedete sich die Frau, nicht aber, ohne uns einen Ratschlag zu geben. "Ich halte es einfach so: Wer nicht aus dem Fenster schaut, lebt ruhiger. Gerade in einer Gegend wie hier. Wir sind schon einiges gewohnt."
Ob es hier gefährlich sei, fragte eine weitere Passantin unsere Reporter vor Ort. "Laut der Polizei besteht keine Gefahr für die Bevölkerung", gaben wir zurück. Sie schien zufrieden und bog in den Eingang des Nachbarhauses ein. Generell schien das Großaufgebot an Einsatzkräften die Menschen im Musikerviertel allenfalls nur kurz zu wundern.
Es war bereits dunkel, als sich die Eingangstür des Mehrfamilienhauses erneut öffnete. Polizei, Kripo und EOD verließen zügig das Gebäude und sichergestelltes Material, darunter auch Waffen, wurden in den Einsatzfahrzeugen verladen. Zwei rote große Kisten waren dabei. Der Einsatz war damit für diesen Abend in der Schumannstraße beendet. (mr/mkr) +++