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So erlebte Markus Pflanz seine Zeit als Cheftrainer in Belgiens erster Liga
19.02.22 - Fast auf den Tag genau drei Wochen füllte Markus Pflanz aus Langenschwarz den Posten als Cheftrainer des belgischen Fußball-Erstligisten KV Oostende aus. Was diese Zeit mit ihm machte und welche Veränderungen auf ihn zukamen, verrät er im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.
Nachdem der Verein von Belgiens Nordseeküste in Yves Vanderhaeghe fast erwartungsgemäß einen neuen Cheftrainer verpflichtete, ging Pflanz wieder, wie er zuvor auch andeutete, ins zweite Glied zurück und nimmt seinen Job als Co-Trainer ein, den er anderthalb Jahre ausgefüllt hatte. Eine "normale Zeit” sei es jedenfalls nicht gewesen, bemerkt der 46-Jährige aus Langenschwarz, der in Osthessen einst die Gruppenligisten Aulatal und Künzell trainiert hatte, auch in Eiterfeld tätig war, Hünfelds B-Junioren in der Hessenliga coachte – und als DFB-Stützpunkttrainer in Hünfeld an der Seite von Wolfgang Dittrich, Michael Jäger, Matze Kapelle oder Steffen König Talente der Region voranbrachte.
FAZ und Kicker berichteten über Pflanz
Einiges kam auf Pflanz zu, nachdem er Chef von Oostendes Kickern in der belgischen Jupiler Pro League wurde. Nicht nur, dass plötzlich drei Trainer weniger vor Ort waren, die die gleiche Arbeit leisten mussten, wie dies zuvor der Fall war, als noch der vorherige Chef Alex Blessin im Amt war. "Da ist die PR-Arbeit. Ein Interview hier, eine Pressekonferenz da. Auch das Fernsehen war da”, sagt Pflanz, "an erster Front zu stehen und Entscheidungen zu treffen, für einen Kader von 26 oder 27 Spielern verantwortlich zu sein, das ist schon eine andere Welt. Es ist definitiv ein Unterschied, ob du im Profi-Bereich Chef-Trainer oder Co-Trainer bist”.Fünf Punkte sammelten Pflanz und sein Team in den fünf Spielen, in denen der Langenschwarzer seinen Kopf für den KVO hinhielt. Immerhin. "Wir hätten noch mehr rausschlagen können”, bemerkt der 46-Jährige. Ein Sieg sprang heraus mit dem 1:0 gegen Cercle Brügge, dem ehemaligen Verein des jetzigen Oostender Trainers Vanderhaeghe. Bei Zulte Waregem und in Gent reichte es jeweils zu Unentschieden. Für Pflanz, dem die angesehenen FAZ und Kicker Berichte widmeten und in denen er in der öffentlichen Wahrnehmung einiges fürs Prestige gewann, ist der Schritt zurück einer nach vorn. Zumal die meisten Fans der "Kustboys” hinter ihm stehen. Der Langenschwarzer kam ziemlich nahbar rüber und scheute kein Gespräch mit den Anhängern. Pflanz nimmt sich Zeit mit ihnen, "bleibt auch mal eine halbe Stunde stehen” und unterhält sich mit den Fans.
Auf Warteliste für UEFA Pro-Lizenz
Dass er so zeitig zurück ins zweite Glied musste, überraschte ihn kaum. "Natürlich rechnest du dir ein bisschen was aus”, bemerkt er in bester osthessischer Umgangssprache. Und vielleicht hat er künftig bessere Karten, die begehrte UEFA Pro Lizenz zu erwerben – die Berechtigung, im europäischen Profifußball länger als Cheftrainer zu arbeiten. Bereits im vergangenen Jahr meldete er sich an. Pflanz steht auf der Warteliste und benötigt Geduld, doch die Chancen stehen nicht so schlecht.Ein Spruch, der dieser Tage auf Facebook kursierte – man könnte es auch Motto nennen – begleitet den 46-Jährigen. "Entweder bist du zu stark, um zu versagen – oder zu schwach, es zu versuchen.” Und eines gab ihm schon etwas zu denken. Als er am vergangenen Sonntag in einer Sportsbar saß, um sich entspannt Fußball anzusehen, ertappte er sich in der schnöden Fußball-Welt. "Ich hab’ einen Trainer rumhüpfen sehen und gedacht: Oh, so ist es Dir auch ergangen.” Wenigstens ähnelt die Wahrnehmung in Oostende der in Osthessen – nur die Welt ist eine andere. (fh)+++