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Der Krieg macht den in der Ostukraine lebenden Journalisten und Schriftsteller sprachlos. - Symbolbild: Pixabay

UKRAINE Journalist in der Ukraine

Christoph Brumme im Kriegsgebiet - "Müssen mit dem Schlimmsten rechnen"

05.03.22 - Nächte im Luftschutzbunker, Raketenangriffe und diese ständige Angst: Es sind Situationen, die man sich einfach nicht vorstellen kann. Die tragischen Bilder im Fernsehen zeigen nur einen Bruchteil dessen, was die Menschen in der Ukraine gerade durchleben. Einer davon ist der deutsche Schriftsteller und Journalist Christoph Brumme. Seit 2016 lebt er in Poltawa, im Osten der Ukraine. Bereits einen Tag zuvor hatte ich ein Telefoninterview mit ihm vereinbart, konnte ihn nicht erreichen. Der Grund - Luftalarm in der Stadt Poltawa. "Gestern musste ich zum ersten Mal in einem Luftschutzbunker Zuflucht suchen. Es ist einfach absurd und unglaublich, was hier passiert", erzählt mir Brumme am Telefon.

Es ist Freitagnachmittag - ein ruhiger und vor allem sonniger Tag in der Region Osthessen. Dass nur 1.200 Kilometer entfernt gerade Krieg herrscht und in der vergangenen Nacht das größte Atomkraftwerk Europas beschossen wurde, kann und möchte man sich nicht vorstellen. "Heute sind schon den ganzen Tag die Sirenen der Rettungswagen zu hören. Es scheint, als werden gerade viele Verletzte nach Poltawa gebracht. Generell wird die Versorgung hier immer schlechter", erzählt Brumme. Der Schriftsteller hat bereits einige Bücher geschrieben, in denen er auch Putin immer wieder thematisierte: "Ich habe schon lange davor gewarnt - Putin ist leider alles zuzutrauen. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen. Er schreckt meiner Meinung nach nicht davor zurück, ganz Europa zu bombardieren. Dass das Atomkraftwerk Saporischschja von den russischen Truppen eingenommen wurde, war daher leider zu erwarten". 

Christoph Brumme lebt seit 2016 in der Ukraine. Foto: Oskar Mangur

Leben in ständiger Angst

Laut Brumme stehen die Zeichen in Russland schon lange auf Krieg. "In Form russischer Propaganda wurde immer wieder dargestellt, wie ein möglicher Krieg ablaufen könnte. Die Chancen dafür, dass die russischen Truppen in der Ukraine einmarschieren, standen 50/50. Man hat immer noch gehofft, dass es nicht passiert", so Brumme, der in der Ukraine jede Menge Verwandte und Bekannte hat. "Es ist wichtig, sich austauschen zu können und auch mal zwei bis drei Stunden keine Nachrichten zu konsumieren. Da wird man ja verrückt. Man ist in ständiger Angst, Opfer eines Luftangriffs zu werden. In den letzten Tagen habe ich immer das Licht ausgeschaltet, in der Hoffnung nicht getroffen zu werden".

Die Sanktionen, die der Westen bereits beschlossen hat, hält Brumme für sinnvoll. "Man muss jetzt mit so strengen Sanktionen wie möglich gegensteuern", meint der Journalist, der nicht nur von Putin, sondern Russland insgesamt enttäuscht ist. "Laut Umfragen befürwortet rund die Hälfte der russischen Bevölkerung diesen Krieg. Das ist erschreckend. Dort wird der Krieg auch nicht als solcher bezeichnet, sondern als sogenannte 'Militäroperation'. Journalisten können sich nicht mehr frei äußern. Die Lage ist sehr gefährlich".

"Müssen uns von kommunikativer Vernunft verabschieden"

Laut dem Journalisten habe man "zu lange geschlafen und dem Diktator im Kreml zugearbeitet". Deutschland müsse sich von einer kommunikativen Vernunft in diesem Konflikt verabschieden. "Es ist einfach schlimm und absurd, dass ein einziger Mensch über den Fortbestand der Menschheit entscheiden kann", bringt es Brumme auf den Punkt. "Für Putin sind Nuklearwaffen ein legitimes Mittel im Krieg. Dass er bereit ist, die ganze Welt mit sich in den Abgrund zu reißen, macht einfach nur sprachlos", so der Journalist, der hofft, dass auf irgendeine Weise doch noch Frieden einkehren kann. (Lea Hohmann) +++


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