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So sicher ist Osthessen: Polizeiliche Kriminalstatistik 2021 mit Bestmarke
02.03.22 - Große Freude im Polizeipräsidium Osthessen in Fulda. 70,6 Prozent der Straftaten wurden im Jahr 2021 durch die Ermittler aufgeklärt. "Das ist spitze und zeigt, dass die Menschen in Osthessen in einer der sichersten Regionen Hessens leben", sagt Polizeipräsident Günther Voß (65) bei der Vorstellung der "besten Kriminalstatistik in der Geschichte des Präsidiums" am Mittwochvormittag in der Domstadt.
Die osthessischen Polizei ist für die Sicherheit von rund 450.000 Menschen in den drei Landkreisen Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg zuständig. 2021 wurden 17.315 Straftaten registriert, der niedrigste Wert seit der Gründung des Polizeipräsidiums im Jahr 2001 und ein Minus von 1.356 Fällen im Vergleich zum Vorjahr. Die Aufklärungsquote konnte erneut gesteigert werden, ein Plus von 0,9 Prozent im Vergleich zu 2020. Sie erreichte zum dritten Mal in Folge einen Spitzenplatz in Hessen. Osthessen führt nun die Riege unter den landesweit sieben Präsidien an, denn erstmals wurde bei der Aufklärung die 70er-Marke geknackt.
Besonderen Dank richtet der Polizeipräsident an seine Kollegen. "Sie sind für den Erfolg maßgeblich verantwortlich und leisten rund um die Uhr an 365 Tagen viel, auch wenn die Arbeit oftmals schwierig und belastend ist", so Voß. Erschreckend: die Gewalt und die Straftaten gegen Polizeibeamte nehmen zu. "Das macht mir große Sorgen."
Mehr Personal, hoher Kontrolldruck, neue Einheiten wie die OPE Fulda, eine Impfquote von über 90 Prozent in der Belegschaft - das Polizeipräsidium Osthessen hat viel zu berichten. Gemeinsam mit Kriminaldirektor Martin Nickl, dem Chef der Kriminaldirektion, stellte Voß die statistischen Zahlen und die organisatorische Veränderungen innerhalb der letzten Jahre vor.
Die Landkreise Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg zählen zu den sichersten in ganz Hessen: "Mit 3.858 Straftaten pro 100.000 Einwohner liegt die Kriminalitätsbelastung in Osthessen deutlich unter der Zahl des gesamten Bundeslandes Hessen von 5.340", erklärte Polizeipräsident Voß. Ein Rückgang von 7,3 Prozent bei den Fallzahlen freue ihn besonders, betonte er.
Das sind die Schwerpunkte
Corona
Corona brachte der Polizei neue Aufgaben: So mussten auch die osthessischen Beamten zur Eindämmung der Pandemie beispielsweise die Einhaltung der von der Regierung erlassenen Maßnahmen kontrollieren. Seit Beginn wurden rund 1.000 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, beispielsweise wegen Verstößen gegen die Quarantäneauflagen. Ferner wurden etwa 150 Versammlungen und Veranstaltungen im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gezählt und von der Polizei begleitet.Im Zusammenhang mit den Schutzmaßnahmen kam es 2021 zu einem Anstieg von Delikten mit gefälschten Impfausweisen. Hierbei wurden 217 Urkunden gefälscht und 25 unrichtige Gesundheitszeugnisse benutzt.
Von den osthessischen Polizisten, so Voß, seien übrigens über 90 Prozent geimpft.
Straßenkriminalität
Unter er Kategorie Straßenkriminalität ist eine Vielzahl von Delikten, beispielsweise aus den Bereichen Diebstahl, Körperverletzung und Raub, zusammengefasst. Die Fallzahl blieb, im Vergleich zum Vorjahr, stabil. Insgesamt wurden hier 2.183 Straftaten erfasst. Bemerkenswert: "Betrachtet man die Zahlen von vor zehn Jahren, so hat sich die Quote fast halbiert", erklärte der Leiter der Kriminaldirektion, Polizeidirektor Martin Nickl. Dafür hat sich die Aufklärungsquote in diesem Bereich von 22,6 auf 28 Prozent erhöht.Wohnungseinbrüche
Voß: "Seit Jahren gehen die Zahlen im Deliktsfeld Wohnungseinbruchsdiebstahl in Osthessen zurück. In 2021 sanken die Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 63 auf 206 Fälle, was den niedrigsten Wert seit Bestehen des Polizeipräsidiums Osthessen bedeutet." 21,4 Prozent der Fälle hätte aufgeklärt werden können.Mit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 stieg die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte um 158 auf 1.518 Fälle an, mit 1.519 Fällen in 2021 bleibt die Fallzahl damit nahezu unverändert.
Gewalt gegen Polizisten – Dannenröder Forst
"Gewalt gegen Einsatzkräfte kommt nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Fulda, Hersfeld oder Alsfeld vor", so der Polizeipräsident. Ein Großteil der Polizeibeamten im Dienst habe diesbezüglich bereits Erfahrungen machen müssen. Im vergangenen Jahr nahmen die Angriffe und Widerstandshandlungen auf Polizisten in Osthessen gravierend zu. Mit einer Steigerung von 115,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wurden 267 Fälle registriert, dabei wurden 462 Polizeibeamte als Opfer registriert. "Dieser enorme Anstieg ist auch auf die Einsatzmaßnahmen rund um den Ausbau der A49 (Dannenröder Forst) zurückzuführen". Alleine 107 Straftaten seien allein in diesem Kontext registriert.Deutlicher Anstieg bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Im Jahr 2021 sind die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erneut um 49 auf 542 Fälle angestiegen – und haben sich somit seit 2018 mehr als verdoppelt. 92,3 Prozent dieser Straftaten wurden im vergangenen Jahr aufgeklärt (2020: 89,9 Prozent). In Osthessen sanken die registrierten Fallzahlen des sexuellen Missbrauchs von Kindern im Vergleich zum Vorjahr um 35 auf 65 Fälle. Bei den Delikten im Bereich der "Kinderpornografie" ist hingegen ein deutlicher Anstieg um 54 auf 105 Fälle zu verzeichnen. Den größten Anteil an den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stellt jedoch das Delikt "Verbreitung pornografischer Schriften" mit 312 Fällen dar. Hier ist ein Anstieg um 61,7 Prozent bzw. 119 Fällen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Mehr als jeder zweite Tatverdächtige gehört in diesem Deliktsbereich der Altersgruppe bis 21 Jahren an, fast jeder Dritte ist zwischen 14 und 17.
Häusliche Gewalt
Insgesamt 676 Fälle von häuslicher Gewalt wurden im Jahr 2021 in Osthessen registriert, was einer Zunahme um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht (2020: 633 Fälle).