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Noch immer müssen Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung große Hürden überwinden. - Symbolbilder: Pixabay

REGION Noch immer große Hürden

Internationaler Frauentag am 8. März - "Trotz allem bleibt noch viel zu tun"

08.03.22 - Frauen mit einem Strauß Blumen Respekt zollen? Hinter dem internationalen Weltfrauentag, der jährlich am 8. März gefeiert wird, steckt deutlich mehr. Er ist ein Tag, der voll und ganz im Zeichen von Gleichberechtigung und Frauenrechten steht. Blickt man zurück, so hat sich in den vergangenen Jahren viel getan - trotzdem ist noch Luft nach oben. Bereits seit über 100 Jahren erinnern Frauen an den Kampf für ihre Rechte. 

Die Idee des Weltfrauentags hat ihren Ursprung in den USA. 1911 gingen erstmals Frauen zum Frauentag auf die Straße. Die deutsche Frauenrechtlerin und Sozialistin Clara Zetkin setzte den 8. März im Jahr 1921 schließlich weltweit als Datum für den Frauentag durch. Doch wie steht es im 21. Jahrhundert um die Rechte und die Stellung der Frau?

"Der Weltfrauentag hat in der heutigen Zeit nicht an Bedeutung verloren. Rechtlich sind wir Frauen zwar gleichberechtigt, in der Realität ist eine gleichberechtigte Teilhabe aber auch heute noch nicht überall gegeben und es gibt nach wie vor geschlechterspezifische Diskriminierung", so Gudrun Jonas, Frauenbeauftragte der Stadt Fulda. So nennt sie einige Beispiele im Bereich Gewalt an Frauen oder Ungleichbehandlungen im Beruf, insbesondere bei der Bezahlung: Auffallende Verdienstunterschiede am Arbeitsmarkt seien zwischen weiblichen und männlichen Mitarbeitenden auch heute noch festzustellen: "Auch wenn man herausrechnet, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, so erhalten sie bis heute weniger Geld – trotz der gleichen Tätigkeit", sagt Jonas.

Erhöhtes Armutsrisiko

Nach wie vor sei das Armutsrisiko für Frauen besonders hoch, auch das der Altersarmut: Dies liege auch daran, weil sie zeitweise nicht oder nur Teilzeit gearbeitet haben, sie häufig die Familien-/Carearbeit übernehmen oder in schlechter bezahlten Berufen arbeiten. Auch traditionelle Rollenmuster begünstigten diese Situation. In der Elternzeit laste den Frauen ebenfalls mehr Verantwortung auf den Schultern. "Besonders schwer haben es alleinerziehende Mütter, alles zu finanzieren. Es ist eine Doppelbelastung, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Oftmals sind nur Mini-Jobs oder Teilzeitarbeit mit geringen Löhnen realisierbar. Minirenten im Alter sind die Konsequenz", sagt Jonas.

Traditionelle Rollenbilder nehmen ab

In Bezug auf die Rollenverteilung sei aber auch durchaus eine Verbesserung zu spüren. Die traditionellen Rollenbilder nehmen in vielen Familien ab. "Auch möchten sich Väter heute mehr Zeit für ihre Kinder nehmen und beanspruchen z.B. Elternzeit. Dennoch ist es so, dass, sobald Kinder dazukommen, häufig die Mütter beruflich zurückstecken." Die Sichtbarkeit in Gesellschaft und Politik sei jedoch noch nicht in gleichem Maß gegeben. Das Frauenbüro hat daher den gesetzlichen Auftrag, sich dafür einzusetzen, dass in allen Lebensbereichen das verfassungsrechtliche Gleichheitsgebot für Frauen und Mädchen erfüllt wird.

"Die Pandemie hat die letzten 24 Monate unseres Lebens nachhaltig geprägt und Frauen betrifft die Krise besonders hart: Vor allem sie arbeiten in systemrelevanten und zugleich unterbezahlten Berufen, übernehmen gleichzeitig den überwiegenden Teil der unbezahlten Haus- und Familienarbeit und die Mehrfachbelastung und damit einhergehende Sorgen und Nöte hinterlassen ihre Spuren – nicht nur im Geldbeutel, sondern auch bei der Gesundheit", heißt es außerdem in einer Pressemitteilung der Stadt Fulda.

Mehr Gleichberechtigung über die Arbeitswelt hinaus

Der internationale Weltfrauentag mit dem Motto "Break the Bias" = "Stoppt die Voreingenommenheit" stehe für mehr Gleichberechtigung ein. "Es geht darum, Stereotypen und Vorurteile gegenüber Frauen und Mädchen zu durchbrechen und dadurch für mehr Gleichberechtigung zu sorgen, und zwar über die Arbeitswelt hinaus", so die frauenpolitische Sprecherin der hessischen CDU-Landtagsfraktion, Claudia Ravensburg. Der Equal Pay Day erinnere daran, dass Frauen noch immer weniger verdienen als Männer. "Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts verringerte sich diese Lohnlücke im Vergleich zu 2019 um einen Prozentpunkt und liegt nun bei 18 Prozent. Selbst bei gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit beträgt die Differenz noch 6 Prozent. Insgesamt stimmt die Richtung, aber trotz allem bleibt noch viel zu tun", bringt es die Politikerin auf den Punkt.

Bezahlung entspreche nicht dem, was geleistet wird

Die stellvertretende Landesbezirksleiterin von ver.di Hessen, Angelika Kappe, betont, dass in Hessen etwa 75 Prozent der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst Frauen sind. Die Bezahlung entspreche oft nicht dem, was geleistet werde, die Belastung sei enorm und es gebe einen massiven Fachkräftemangel. Nicht nur die gewerkschaftlichen Forderungen in der Tarifrunde im Sozial –und Erziehungsdienst zeigten dieses Problem auf: In vielen Branchen, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, seien Löhne und Gehälter laut Kappe zu niedrig: "Die Belastungen für Erzieher und Erzieherinnen, Beschäftigte der Sozialen Arbeit, für die Beschäftigten im Handel oder auch im Gesundheitswesen sind gewaltig. Die Corona-Krise hat gezeigt: Insbesondere Frauen haben durch die zusätzliche Belastung der Kinderbetreuung ihre Arbeitszeit reduziert. Dies bedeutet einen gesellschaftlichen Rückschritt in der Gleichstellung", so Kappe.

Außerdem würden Frauen heutzutage oft als homogene Gruppe gesehen: "Dabei wird außer Acht gelassen, dass auch innerhalb der Gruppe deutliche Unterschiede in Bezug auf Chancengleichheit existieren. Frauen mit Flucht- und Migrationsgeschichte werden nicht nur durch ihr Geschlecht benachteiligt, sondern auch durch ihre Herkunft und sind so von unterschiedlichen Formen der Diskriminierung betroffen", stellt Silvia Brünnel, frauenpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion heraus. 

Noch immer große Hürden

Fest stehe, dass Frauen einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft und deren Zusammenhalt leisten. Dennoch müssten sie, laut Ravensburg, auf dem Weg zur Gleichberechtigung immer noch große Hürden überwinden. "Die Bewertung von Arbeit muss sich an der Leistung und nicht am Geschlecht orientieren", so die Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion.

"Gleichberechtigung, Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit in allen gesellschaftlichen Bereichen zu verwirklichen, ist eines unserer zentralen Ziele", betont auch Sozial- und Integrationsminister Kai Klose. Die Landesregierung arbeitete schon lange daran, die bestehenden Lohnlücken zu verringern und Frauen am Arbeitsmarkt gezielt zu unterstützen.

Katharina Maehrlein, Referentin des zentralen Online-Vortrags „Den Wandel gesund ...Foto: Privat

32. Fuldaer Frauenwoche mit Fokus auf Resilienz

Auch in der 32. Fuldaer Frauenwoche werden zahlreiche dieser Themen aufgegriffen. Unter dem Motto "Den Wandel gesund meistern – mit innerer Stärke, Gelassenheit und Zuversicht" findet die Mehrzahl der Veranstaltungen vom 5. bis 14. März pandemiebedingt online statt. Von einem ökumenischen Gottesdienst zum Weltgebetstag der Frauen, über mehrere Stadtrundgänge, einen Feminismus-Workshop bis hin zu Online-Talk-Runden und Vorträgen bietet sich für Frauen eine bunte Palette verschiedener Aktionen.
 
Sicher ist also - es gibt definitiv noch viel zu tun. Jedoch lohnt es sich, engagiert zu sein und sich mit verschiedensten Themen öffentlich auseinanderzusetzen. Denn selbst kleine Schritte können im Laufe der Zeit Großes bewirken. (Lea Hohmann) +++


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