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Janika Balzer ist seit fünf Jahren Schiedsrichterin - Fotos: Jonas Wenzel - yowegraphy

FULDA Schiedsrichterin Janika Balzer

"Einige müssen sich noch dran gewöhnen, dass eine Frau sagt, wo es langgeht"

09.03.22 - Schiedsrichterinnen sind auf den hiesigen Sportplätzen immer noch eine Seltenheit. Im Fußballkreis Fulda sind von 258 Unparteiischen gerade einmal acht Frauen. Doch warum ist das so und hat man es als Frau auf dem Platz wirklich schwerer? OSTHESSEN|NEWS hat mit der Unparteiischen Janika Balzer aus Blankenau gesprochen.

Als Schiedsrichter ist man selten die beliebteste Person auf dem Platz, muss sich stattdessen mit meckernden Spielern und pöbelnden Zuschauern herumärgern. In dieser vermeintlichen Männerdomäne hat es eine Frau an der Pfeife doppelt schwer. Manche Herren können auch im 21. Jahrhundert noch nicht ertragen, dass eine Frau ihnen auf dem Fußballplatz sagt, wo es langgeht.

"Geh heim stricken"

Auch Balzer hat so eine Negativerfahrung schon gemacht. "In der vergangenen Hinrunde sagte ein Zuschauer zu mir, ich solle heim gehen und lieber stricken. Das hat mich sehr verletzt", erzählt die 20-Jährige, die seit fünf Jahren aktiv pfeift und bereits als Assistentin in der 2. Frauen-Bundesliga eingesetzt wird. Solch antiquierte und, mit Verlaub, dumme Sprüche sind Gott sei Dank auch auf den Dorfsportplätzen inzwischen eine Seltenheit. Im Gegenteil: Balzer hat hauptsächlich positive Erfahrungen gemacht: "Klar, einige müssen sich erst dran gewöhnen, dass ihnen eine junge, zierliche Frau sagt, wo es langgeht, aber ich bekomme überwiegend positives Feedback."

Autoritätsprobleme hat sie keine, sagt sie. Ihr mache es nichts aus, auch mal die Buhfrau zu sein und mit manchen Entscheidungen im Mittelpunkt zu stehen. "Ich beherrsche die Regeln, bei vielen Spielern und Zuschauern ist das nicht immer der Fall." Das schütze zwar nicht vor Fehlern, aber sie könne die getroffenen Entscheidungen meist guten Gewissens vertreten.

Persönliche Weiterentwicklung

Balzer weiß, wie es auf den Sportplätzen zugehen kann. Bereits ihr Opa war Schiedsrichter, sie ist dadurch quasi auf dem Sportplatz groß geworden. Um ihn stolz zu machen, hatte sie vollmundig angekündigt, selbst pfeifen zu wollen. Der Bruder ihres Opas hörte das und meldete sie prompt zu einem Neulingslehrgang an. Seitdem ist sie aktiv dabei und hat nicht nur Nachteile, sondern auch die Vorteile der Schiedsrichterei kennengelernt: "In dieser Zeit bin ich persönlich unglaublich gewachsen und habe mich extrem weiterentwickelt. Man trifft immer wieder auf neue Charaktere, mit denen man umgehen muss und man kommt viel rum."

Durch ihre Tätigkeit in der 2. Frauen-Bundesliga inzwischen sogar in ganz Deutschland. Im Herrenbereich pfeift sie aktuell bis zur Gruppenliga. Sie kennt also auch die Unterschiede zwischen Frauen– und Männerfußball. "Bei den Frauen spricht man zu den Spielerinnen von Frau zu Frau, dort geht es allgemein auch fairer zu. Im Männerbereich müssen sich einige immer noch dran gewöhnen, dass jetzt auch Frauen pfeifen", sagt sie.

Doch auch dort wächst inzwischen die Akzeptanz. Grund dafür sind auch die Erfolge, die Schiedsrichterinnen in den letzten Jahren erzielt haben. Bibiana Steinhaus war die erste Frau, die ein Spiel in der Bundesliga der Männer leiten durfte, im November pfiff erstmals ein reines Frauen-Gespann ein Spiel in einer deutschen Profiliga. "Mit diesen Erfahrungen und Erfolgen müssen wir werben, um mehr Frauen für die Schiedsrichterei zu begeistern", glaubt Balzer.

Sie und einige Kolleginnen sind Teil eines speziellen Programms des Verbandsschiedsrichterausschusses, das sich gezielt für die Förderung und Neugewinnung von Schiedsrichterinnen einsetzt. "Das gab es vorher so noch nicht und damit wurde schon viel erreicht", sagt Balzer. Es tut sich als etwas. Und das ist auch gut so.

Wer nun Lust bekommen hat und sich selbst mal an der Pfeife probieren möchte, hat schon am Sonntag die Chance dazu. Dann startet in Fulda der nächste Neulingslehrgang. Kurzfrisitge Anmeldungen und weitere Infos bei Marcus Kliemek (Kreislehrwart) unter 0171/5462990 oder [email protected] (fh)+++


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