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Die Hauptakteure des Abends (v. links): Moderator Dr. Friedrich Thelen, Bischof Heinz Josef Algermissen und Bischof Prof. Dr. Martin Hein - Fotos: Hans-Hubertus Braune

Etwa 100 Zuhörer hatten sich in der Aula der Alten Universität eingefunden

28.05.09 - FULDA

Volle Einheit? Versöhnt verschieden? ALGERMISSEN und HEIN zur Ökumene

Beide Bischöfe ließen in Fulda keinen Zweifel daran, dass sie das "Ziel Ökumene" und zuvor die weitere Annäherung der beiden großen christlichen Kirchen für ganz wichtig erachten - aber über den Weg dorthin bestehen unterschiedliche Auffassungen. Dies wurde bei einer besonderen Diskussionsveranstaltung zum "Stand der Ökumene" deutlich, zu der der Rotary-Club Fulda-Paulustor den evangelischen Bischof von Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, und den katholischen Bischof des Bistums Fulda, Heinz Josef Algermissen, aufs Podium geladen hatte.

100 interessierte Zuhörer erfuhren bei dem Meinungsaustausch und den Fragen an die Diskutanten in der Aula der Alten Universität Fulda, wo die beiden Oberhirten und Seelsorger in Einzelpunkten gar nicht so weit auseinander lagen - und dass es bei der Grundsatzposition zu einem gemeinsamen Abendmahl oder Eucharistie nach wie vor keine Annäherung gibt. Klar wurde auch: während Algermissen für die Katholische Kirche auf die Herstellung einer Einheitskirche hofft, wünscht sich Hein die völlige Akzeptanz der Evangelischen Kirche durch die Mitbrüder. "Einheitskirche" oder "versöhnte Verschiedenheit" bewegte dann auch die Zuhörer zu einer lebendigen Diskussion, die von dem langjährigen früheren Politik-Journalisten und heute selbständigen Berater Dr. Friedrich Thelen geleitet wurde. Positives Fazit: die beiden Bischöfe empfanden die Diskussion als neuen Impuls für ihre weitere Zusammenarbeit.

Nachdem der Präsident des Rotary Clubs Fulda-Paulustor, Freiherr Michael von der Tann, die Gastredner, Ehrengäste und Zuhörer begrüßt hatte, vertraten Bischof Algermissen und Bischof Hein zunächst ihre generellen Positionen und persönliche Meinung zum Thema Ökumene.

Algermissen: Ziel ist gesamte Einheit der Kirche

Bischof Heinz Josef Algermissen sieht die Anfänge der heutigen Ökumene-Bewegung in den Luftschutzbunkern des Zweiten Weltkrieges. In der Not sei es nicht wichtig gewesen, welches "Vater Unser" man betete. Heute solle man nichts tun, was gemeinsam besser getan werden könnte. Das weitläufige ökumenische Ziel ist für Algermissen nicht das gemeinsame Abendmahl, sondern die gesamte Einheit der Kirche, denn "der Skandal" sei nicht das getrennte Herrenmahl, sondern "die eigentliche Trennung der christlichen Kirche".

Für Algermissen gibt es keine Alternative zur Ökumene, denn das Testament Jesu Christi müsse erfüllt werden, ohne den anderen zu verletzen, wie dies im Jahr 2000 in dem von Papst Benedikt XVI veröffentlichten "Dominus Iesus" passiert sei. In der Schrift wurde die evangelische Kirche lediglich als "kirchliche Gemeinschaft" bezeichnet und nicht als vollwertige Kirche angesehen.

Für den evangelischen Bischof von Kurhessen-Waldeck Prof. Dr. Martin Hein ist die Ökumene eine Erfolgsgeschichte. Auch er sieht die Anfänge im Zweiten Weltkrieg, erkennt jedoch kleine Rückschritte in der ökumenischen Entwicklung. Für ihn kann Ökumene nur "Schritt für Schritt" zum Erfolg führen. Als Grundlage erwartet er jedoch die komplette Anerkennung der evangelischen Kirche von seiten der Katholiken. "Luther erkannte die altchristliche Kirche als Kirche an, weil sie sich selbst so versteht.", erklärte Hein. Auf regionaler Ebene funktioniere die Ökumene. Es gebe viele Gemeinden, die regelmäßig Ökumenische Gottesdienste feierten und Projekte für beide Kirchen anböten.

Hein: Ziel ist versöhnte Verschiedenheit

Schaue man jedoch in die oberen kirchlichen Schichten, schrumpfe dieses ökumenische Verständnis. Als Beispiel nannte Hein die Absage des ökumenischen Gottesdienstes beim Hessentag 2009 in Langenselbold, da keine gemeinsame Anfangszeit gefunden werden konnte. Für Hein ist das ökumenische Ziel keine Einheitskirche, sondern eine "versöhnte Verschiedenheit". Die Kirchen sollten auf Augenhöhe treten, aber sich gegenseitig respektieren, wie sie sind. Auch für ihn ist die Ökumene unabweisbar notwendig.

In der freien Diskussionsrunde entfaltete sich dann eine Debatte, in der - moderiert von Dr. Friedrich Thelen - sowohl über das große ökumenische Ziel, als auch über den ersten Schritt diskutiert wurde. Denn in einem waren sich beide Parteien einig: Eine Gesamtveränderung könne nur durch kleine Veränderungen auf beiden Seiten herbeigeführt werden. Für Hein ist die gegenseitige Einladung zum Abendmahl von großer Bedeutung. Nur so könnten Vertrauen geschaffen und Erfahrungen ausgetauscht werden. Praktische Erfahrungen seien für eine ökumenische Entwicklung ganz besonders von Bedeutung. Für Algermissen ist ein zielorientierter Weg wichtig, auf dem auch die eigene katholische Struktur nicht gefährdet wird. Die Grundlage sieht der Fuldaer Bischof in Jesus Christus. Beide Seiten müssten in Jesus zusammen kommen.

Es folgte eine Fragerunde, in der interessierte Zuhörer Antworten auf ihre Fragen bekamen. Hein erklärte, dass trotz der evangelischen Vielfalt Ökumene möglich sei und auch angestrebt werde. Algermissen versicherte, dass er in einem Hirtenbrief dazu aufgerufen habe, ökumenische Veranstaltungen in den Kirchengemeinden durchzuführen.

In seiner Abschlussrede forderte Bischof Hein Akzeptanz im Anderssein und blieb bei seiner Meinung, dass eine "versöhnte Verschiedenheit" das ökumenische Ziel sei. Bischof Algermissen erkannte, dass "viel möglich ist". Man solle tun, was man gemeinsam tun könne und begründen, was nicht funktioniere. Man solle den Weg in die Zukunft nicht aufgeben und darauf achten, den anderen nicht zu verletzen. Die Diskussion empfanden beide als neuen Impuls für eine gemeinsame und erfolgreiche Zusammenarbeit.

Rotary-Präsident Michael Freiherr von der Tann dankte den beiden Bischöfen für die Offenheit in dieser Diskussion und sagte abschließend, dass der Stand der Ökumene schon lange kein Pflänzchen mehr, sondern eine "stetig wachsende Pflanze" sei - was den Christen Hoffnung für die Zukunft gebe. (Johannes Gebhardt) +++


Der Präsident des Rotary-Clubs Fulda-Paulustor Michael Freiherr von der Tann begrüßte die Gäste und stellte die Bischöfe vor.

Gespanntes Interesse an den Ausführungen...


...der beiden Bischöfe auf dem Podium











Die Alte Universität in Fulda - wieder einmal Ort einer spannenden Diskussion

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