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28.05.09 - Bad Königshofen
Hauptschüler und die demographische Entwicklung im Grabfeld
Seit mehr als einem viertel Jahr beschäftigen sich insgesamt vier Gruppen von Hauptschülern am Projekt „demographische Entwicklung“, speziell für den Bereich des Grabfeldes. Am Montagnachmittag stellten sie nun erste Ergebnisse vor. Die Schüler fanden heraus, dass die Grabfelder wohl künftig etwa 100 Jahre alt werden und deshalb Kommunen entsprechend reagieren sollten. Auftraggeber dieser Studie ist die Allianz Grabfeldgau, gefördert vom unterfränkischen Programm Leader Plus. Projektleiter ist Dr. Reiner Gottwald aus Landsberg. Er hatte solche Studien bereits in Oberbayern mit Kommunen und Schulen durchgeführt und nun erstmals in Unterfranken.
Es waren teils überraschende Ergebnisse, die die Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Bad Königshofen in den vergangenen drei Monaten herausfanden. Ihr Thema: Wie sieht die Bevölkerungsstruktur im Jahr 2030 aus ließ so manchen aufhorchen. Auch im Grabfeld wird es wohl so sein, dass die Menschen immer älter werden. Das hat zur Folge, dass wohl weniger Kindergärten aber mehr Altenheime gebraucht werden. Außerdem müssten die Kommunen sich mehr auf spezielle Angebote für Seniorinnen und Senioren ausrichten. Das haben Moritz Schmid und Viktoria Rollheiser herausgefunden. Etwas das für die Bürgermeister, darunter auch Thomas Helbling aus Bad Königshofen ganz wichtig ist.
Die von den Schülern ermittelten Informationen helfen bei weiteren Entscheidungen, die für die Zukunft zu treffen sind. So zum Beispiel ob weitere Neubaugebiete ausgewiesen werden sollen, wie sieht es mit Erweiterung von Kindergärten und den Neubau von Schulen aus oder auch bei der Frage, ob die vorhandenen Altenheime dann noch ausreichen, oder ob man neu bauen und sich Betreiber suchen sollte. Gerade für die Kommunen also wichtige Zahlen, die die Jugendlichen da ermitteln. Wie aber entsteht so eine Statistik – immerhin über einen Zeitraum von knapp 30 Jahren? Patricia Enders nennt Unterlagen die Dr. Reiner Gottwald zur Verfügung gestellt hat, die dann in eine Exel-Tabelle eingearbeitet und speziell für das Grabfeld aufgearbeitet werden. Dazu sind dann die aktuellen Daten über Einwohner, Altersstruktur der vergangenen Jahre und hier die Steigerung wichtig. Daraus kann man dann auf das Jahr 2030 hochrechnen.
Interessant: Die Schülerinnen und Schüler fanden auch heraus, dass die Stadt Bad Königshofen aber auch das Umland von der Grenzöffnung profitiert hat. Das Grabfeld und die Stadt Bad Königshofen sind damit, was die Altersstruktur betrifft noch lange nicht so schlecht dran, wie der Bundesdurchschnitt, sagt Rainer Knies, der als Lehrer das Projekt in Bad Königshofen betreut. Er spricht von einer interessanten Arbeit, die da auf ihn und die Jugendlichen zukam, die durchaus auch Spaß gemacht habe. Wie aber sieht es auf dem flachen Land aus? Manfred Wimmer vom Amt für Ländliche Entwicklung in Würzburg verweist dazu auf die Ortskerne, die oftmals regelrecht ausbluten, während draußen in den Neubaugebieten neue Wohngebiete entstehen. Auch hier sei für die künftige Planung diese Studie der Schülerinnen und Schüler ungemein wichtig.
Die Zahlen helfen insofern, dass man nun weiß, dass die Leute älter werden und man dann entsprechend planen kann und mit der jeweiligen Gemeinde die Entwicklung abstimmen kann. Wolfgang Fuchs Manager des unterfränkischen Förderprogramms Leader Plus erhofft sich von der Studie aber noch viel mehr, vor allem für die Bevölkerung. Es gehe immer um die Frage, ob junge Menschen auch im Land bleiben oder doch in die größeren Städte abwandern. Hier seien oftmals Hintergrundinformationen ganz wichtig, gerade auch im Grabfeld. Hier wisse man, anhand der Studie nun einiges mehr und könne reagieren. Vor allem für die Jugendlichen selbst seien die Ermittlungen, die sie getroffen haben, wichtig, denn sie müssen entscheiden, ob sie hier bleiben oder nicht. Sie haben nun die Möglichkeit sich bewusst zu machen, welche Möglichkeiten sie haben, wenn sie in der Region bleiben und sich zu fragen, was es bedeutet, hier zu bleiben, oder weg zuziehen. Das spiele letztendlich auch bei der Familienplanung eine Rolle.
So sehen es auch die Jugendlichen selbst, die die Zahlen ermittelt und sich damit beschäftigt haben, wie ihre Zukunft aussehen könnnte. Hier bleiben oder wegziehen? Moritz ist zum Beispiel der Meinung, dass er wohl nicht im Grabfeld bleiben wird. Er möchte die „große weite Welt“ sehen und denkt daran nach Hamburg oder München zu ziehen. Ob er wieder zurückkommt? „Das könnte durchaus sein,“ fügt er an. Sascha Menzel wieder denkt schon, dass er hier bleibt, weil dies ja seine Heimat ist und Patricia Enders, die meint, dass die Arbeitsstelle eine Rolle spielt. Wenn sie die im Grabfeld findet, sehe sie keinen Grund weg zu ziehen. „Ich werde wohl da bleiben,“ sagt Viktoria Rollheiser, nennt dabei ihre Familie, die hier zu Hause ist und auch, dass sie sich hier sehr wohlfühlt.
Das Regionalmanagement und hier Ursula Schneider will es bei diesen ersten Auswertungen allerdings nicht belassen und plant die Bürger der Ortschaften mit einzubeziehen. Hier könnten dann weiter Projekte entstehen. Da könnten dann Fragen wie, soll ein Kindergarten gebaut werden oder geht es um die Ärzteversorgung ebenso wie um die Frage von Bildungseinrichtungen. Damit habe man dann eine ganz runde Sache, was die Demographie im Grabfeld betrifft. Die Arbeit der Schülerinnen und Schüler wertete sie deshalb als eine wichtige und gute Bestandsaufnahme. Die demographische Studie der Hauptschüler bleibt also nicht in einem Ordner hängen, sondern wird weiter verfolgt. Wie das alles dann wirklich 2030 aussehen wird – einige von uns werden es wohl erleben. Der Sprecher der Grabfeldallianz, Trappstadts Bürgermeister Kurt Mauer, der dankte den Schülerinnen und Schülern für ihre Arbeit und meinte, dass sie wichtiges für die Zukunft ihrer Heimat geleistet haben. Als Anerkennung wird es wohl nicht nur eine Urkunde geben, meinte Mauer. Die Studie wird am Donnerstag nun um 18 Uhr dem Bad Königshofener Stadtrat vorgestellt. (hf) +++
Bildunterschrift:
Im historischen Rathaussaal von Bad Königshofen stellten am Montagnachmittag die Jugendlichen der Hauptschule Bad Königshofen vor. Unser Bild zeigt von links: Projektleiter Dr. Reiner Gottwald, Sascha Menzel, Viktoria Rollheiser, Patricia Enders und Moritz Schmid gemeinsam mit ihrem Lehrer Rainer Knies Kurt Mauer, Sprecher der Grabfeldallianz, Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling, Rektor Rudolf Dümpert, Manfred Wimmer, Wolfgang Fuchs und Ursula Schneider. Foto: Friedrich