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Hier auf dem Philippsthaler Friedhof liegen die beiden kleinen Mädchen - O|N-Archivbilder Martin Angelstein

REGION Onkel der Kinder in den USA belastet

Wende im Kindermordfall Monika Weimar? RA Gerhard Strate prüft Hinweise

13.03.22 - Der Fall der Monika Weimar hat in den 1980er Jahren die bundesdeutsche Öffentlichkeit so beschäftigt wie kaum ein anderer: Der gewaltsame Tod der beiden kleinen Töchter Karola (5) und Melanie (7) und ihre als Mörderin rechtskräftig verurteilte Mutter Monika Weimar (28) erregte nicht nur in den Medien viel Aufsehen. Der Fall gilt als einer der längsten und spektakulärsten Indizien-Prozesse der deutschen Rechtsgeschichte. Kaum ein Kriminalfall spaltete damals die Öffentlichkeit so sehr wie der Doppelmord, der über Jahre hinweg nicht nur die Gerichte beschäftigte, sondern auch bis heute kontrovers diskutiert wird. Obwohl die Frau aus Philippsthal nach drei Prozessen schließlich 15 Jahre ihrer Haftstrafe in der JVA Preungesheim abgesessen hat und 2006 unter ihrem Geburtsnamen Böttcher wieder auf freien Fuß kam, hat sie immer bestritten, ihre Kinder getötet zu haben. Jetzt könnte sich durch eine neue Spur die Sicht auf den Fall ändern.

Strafverteidiger Gerhard Strate picture alliance/dpa/Armin Weigel

Der bundesweit bekannte Hamburger Anwalt Gerhard Strate hatte Monika Weimar im Wiederaufnahmeverfahren verteidigt und vertritt bis heute ihre Interessen. Mit O|N hat Strate über die spektakuläre neue Entwicklung gesprochen, wenngleich er unsere erste Frage, wie seine Mandantin zu dieser womöglich spektakulären Wende des Falls steht, mit Rücksicht auf sie nicht kommentieren möchte. Durch Recherchen kommt auf einmal ein neuer Tatverdächtiger ins Bild, nämlich der Schwager von Monika Weimar, der damalige Mann ihrer Schwester Brigitte. Raymond E. lebte damals im selben Haus, ging aber nach seiner Trennung zurück nach Amerika. Jetzt stellt sich heraus, dass er dort wegen sexuellem Missbrauch von zwei Mädchen zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde. In einer neuen Filmdoku von Spiegel TV wird über die Vorwürfe berichtet, die zu seiner Verurteilung führten, sogar eines der beiden Opfer, mittlerweile erwachsen, beschreibt, was er ihr und dem anderen Kind angetan hat. Davon hat keiner der Ermittler und keines der Gerichte in Deutschland etwas ahnen können - ihn hatte niemand auf dem Schirm.

Monika Weimar im Interview - sie hat die Tat immer bestriten

Die beiden Opfer im Mordfall Weimar: Melanie (7, l) und Karola Weimar (5), ermordet ...picture alliance/dpa

Der Vater der Kinder Reinhard Weimar ist inzwischen gestorben

Anwalt Strate sagt, er habe quasi in einer Eingebung darauf gedrungen, die damals sichergestellten Asservate wie die Bettwäsche und die Kleidung der Kinder im Hamburger Institut für Rechtsmedizin auf DNA-Spuren untersuchen zu lassen. Inzwischen stehe fest, dass es auf der Wäsche männliche Spuren eines Unbekannten gebe. Strate hält für möglich, dass Raymond E. für die Morde an den Kinder in Frage käme, indem er die Abwesenheit der Mutter in der Tatnacht genutzt habe. Man versuche nun über Kontakte zum FBI, einen Abgleich der Spuren mit denen von Raymond E. zu verifizieren, dann müsse man das weitere Vorgehen abstimmen. Doch selbst wenn es eine Übereinstimmung gibt, ist das noch kein Tatnachweis.

Richter Peter Krisch widerspricht

Der ehemalige Richter Peter Krisch sieht Monika Weimars Schuld als erwiesen an ...

Der mittlerweile pensionierte Richter Peter Krisch, im ersten Verfahren gegen Monika Böttcher selbst Mitglied der Kammer am Landgericht Fulda, hält Monika Böttcher bis heute für die Mörderin ihrer Kinder. Die neuen Hinweise auf den Schwager als Täter findet er nicht plausibel. Er erinnert sich an viele Einzelheiten, die damals im Prozess eine wesentliche Rolle für die Verurteilung der Mutter spielten. "Ihr Schwager kommt aus ganz gewichtigen Gründen nicht als Mörder der Kinder in Frage", sagt er auf unsere Nachfrage. Vor allem sei das Zeitfenster dafür, die Tat zu begehen und die toten Kinder dann so herzurichten, wie sie gefunden wurden, viel zu klein gewesen - keine fünf Minuten. Da der Schwager und seine damalige Frau, Monika Weimars Schwester, im selben Haus lebten und stets Umgang mit den Mädchen gehabt hätten, könnte die DNA-Spur keinen neuen Ansatz darstellen. Auch nach so langer Zeit lässt der Mord an Melanie und Karola Weimar viele Fragen offen. (ci)+++


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