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Haare sammeln, Meere retten - Mit "Hair Help the Ocean" gemeinsam Gutes tun
15.03.22 - Es ist eine einfache und dennoch clevere Idee, mit der Friseurin Tammy Keefer aus Großenlüder-Müs aktiv den Umweltschutz unterstützt. Viele Jahre spendete die 35-Jährige bereits die Haare ihrer Kunden für die Herstellung von Perücken - jedoch eignen sich nicht alle Haare für den Haarersatz. Rund 83.000 Tonnen an Haarresten wurden bisher jährlich im Restmüll entsorgt. In einer Fachzeitschrift wurde die langjährige Friseurin schließlich auf die Aktion "Hair Help the Ocean" aufmerksam. Doch was steckt genau dahinter?
"Umweltschutz war für mich schon immer ein sehr wichtiger Aspekt. Die Aktion ist super unkompliziert. Der Abfall in Form von Haarresten fällt schließlich bei jedem Kunden an - warum diesen nicht sinnvoll nutzen?", dachte sich die Friseurin, als sie sich entschied, Partner der Aktion zu werden. Aufgrund der hohen Saugfähigkeit ist das menschliche Haar perfekt geeignet, um Rohöl oder Sonnenöl aus dem Meer zu saugen und dafür zu sorgen, dass es sich nicht weiter ausbreiten kann. Haare besitzen also die besondere Eigenschaft, Fett aufzusaugen - und diese Funktion auch nach dem Schneiden nicht zu verlieren. Die Haare, die in Friseurläden anfallen, können also optimal genutzt werden, um Öl aus Meer, Flüssen oder Seen zu filtern.
Weiterverarbeitung zu Rollen und Filz-Matten Seit Beginn des Jahres ist Keefer Partnerin von "Hair Help the Ocean". Zahlreiche Kisten voll mit Haaren hat sie bereits dem Umweltschutz zugutekommen lassen. Nachdem Keefer die Haare in die Sammeltüten gepackt hat, werden sie vor Ort abgeholt, zu Rollen und Filz-Matten verarbeitet und später als Filter in verschmutzten Gewässern eingesetzt. Bis zu acht Kilogramm Öl kann ein Kilogramm Haare dann aus dem Meer ziehen. Nachdem die Haarnetze ihre Pflicht getan haben, können sie bis zu achtmal wieder verwendet werden. Im Sommer 2019 kamen die Haarfilter auch vor Mauritius zum Einsatz, als ein Frachter auf Grund lief und mehrere Tausend Tonnen Öl verlor.
Bei ihren Kunden kommt die Aktion super an: "Viele werden auf das Projekt aufmerksam, sind interessiert und freuen sich, dass ihr Besuch einem nachhaltigen Zweck zugutekommt. Eine Kundin, die ihrem Sohn selbst die Haare schneidet, kam sogar, um dessen Haare für das Projekt vorbeizubringen. Ich hoffe, dass in Zukunft noch mehr Friseure auf diese tolle Aktion aufmerksam werden. Man kann mit wenig Aufwand wirklich etwas Großes leisten", so Keefer. Etwa 6 Kilogramm Haare hat die 35-Jährige am Ende des Monats zusammen.
14.000 Tonnen Öl durch Sonnenmilch Die Haarfilter werden weltweit eingesetzt - in allen Gewässern kann man dank ihrer Hilfe nachhaltig und umweltfreundlich Öle, Treibstoffreste oder Sonnenmilch aus dem Wasser filtern. "14.000 Tonnen Öl entstehen in den Meeren alleine durch Sonnenmilch", weiß Keefer und betont: "Das ist wirklich eine enorme Menge und war auch für mich sehr schockierend".
Doch mit der Aktion noch nicht genug. Die Friseurin plant, sich mit einem weiteren Projekt für den Umweltschutz auseinanderzusetzen. "Wir haben monatlich etwa 1,5 volle Mülltonnen mit Alufolie, die beispielsweise bei Strähnchen zum Einsatz kommt. Auch hier gibt es eine tolle Aktion, bei der die Alufolie recyclt und wiederverwendet wird", erzählt Keefer. Das Engagement der Friseurin ist also das beste Beispiel dafür, dass man auch mit kleinen Dingen Großes bewirken kann. (Lea Hohmann) +++