Geisendörfer: Unsere Fans waren auf der anderen Seite

29.03.22 - Es sind Begebenheiten, die leider fast zum Alltag gehören auf deutschen Fußballplätzen. Diskriminierungen, rassisitisch geprägte Beleidigungen oder Wortgefechte, Verunglimpfungen und zumindest verbale Gewalt. Am Samstag war das nicht anders bei der Hessenligapartie zwischen dem SC Waldgirmes und der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz. Nach etwa 70 Minuten hatte ein bisher nicht identifizierter Zuschauer den Waldgirmeser Auswechselspieler Glodi Bebe beleidigt. Nach zehnminütiger Unterbrechung wurde das Spiel fortgesetzt. Mit dem 3:3 fand es ein zumindest sportlich versöhnliches Ende.

Fest steht bislang nur, dass das Gästeteam aus Fulda nicht in den Vorfall verwickelt ist - auch wenn sich der "Übeltäter" in der Nähe von Barockstadts Auswechselbank befand. "Unsere Fans waren alle auf der anderen Seite", sagt Martin Geisendörfer, Vorstandsmitglied der SGB und selbst vor Ort in Waldgirmes. Er ist der Meinung, man müsse die Sache nicht dramatisieren und zu hoch hängen, stellt aber unmissverständlich klar: "Wir distanzieren uns ganz klar von jedweden rassistischen Äußerungen aller Art." Auch Barockstadts Anhänger hätten in ihrer Art auf den Vorfall reagiert, geklatscht und skandiert: Nazis raus.

Schiedsrichter und sein Team als Kronzeugen

Unterdessen äußerte sich auch Wolfgang Heck, zuständiger Einzelrichter beim Hessischen Fußball-Verband. Viel konnte er am Montagvormittag über das schwebende Verfahren noch nicht sagen. "Nachdem ich den Sonderbericht des Schiedsrichters erhalten habe, nehme ich die Ermittlungen auf. Der Schiedsrichter und sein Team werden die Kronzeugen sein." Es gehe seinen Weg, räumte Heck ein, "ich werde beide Vereine und den betroffenen Spieler zur Stellungnahme auffordern. Danach sehen wir weiter." Alle Beteiligten sind an einer zeitnahen Aufarbeitung inclusive Urteil interessiert. Wenn sich der Sachverhalt nicht aufklären lasse, komme es halt zu einer mündlichen Verhandlung. "Ich hoffe, dass die Personalien der Person festgestellt worden sind", sagte Heck abschließend.

Zum Sport: Ob die Aufstiegsträume der SGB dahin seien? Davon möchte Geisendörfer nichts wissen. "Wir liegen vier Punkte hinter dem Zweiten und haben es noch selbst in der Hand, zumindest die Relegation bestreiten zu können." Man sehe es auch an den Ergebnissen des Spitzenreiters Stadtallendorf - das Team um den Trainer Dragan Sicaja spielte 2:2 bei Barockstadts nächstem Gegner Dietkirchen - dass jedes Spiel hart umkämpft sei in den Playoffs, betont Geisendörfer. Man müsse Spiel für Spiel angehen. Für Barockstadt bedeutet dies: Heimsieg am Samstag, 15 Uhr, gegen Dietkirchen - dann geht es nach Hadamar, dem ersten von noch zwei direkten Duellen gegen den aktuell Zweitplatzierten. (wk) +++