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Mobilität der Zukunft: Autonome Fahrzeuge im Schilde-Park und der Region?
31.03.22 - Was haben Hongkong, Cambridge und Bad Hersfeld vielleicht bald gemeinsam? In diesen Städten fahren autonome Fahrzeuge. Das Unternehmen Dromos AG aus München beschäftigt sich mit der Zukunftstechnologie und will zusammen mit der Technischen Universität München und der Stadt Bad Hersfeld die erste Demonstrationsanlage im Schilde-Park bauen.
Die Signale aus dem zuständigen Ministerium in Berlin seien gut, die Fördermittel sollen fließen. "Wir müssen das Verkehrsthema grundsätzlich neu denken", sagt Dr. Martin Dürr. Er ist technischer Direktor (CTO) bei der Dromos Technologies AG in München, hat einen Doktortitel in Informatik und arbeitete als Forschungsprofessor am MIT in Boston.
"Wir haben die Rückendeckung der Bundesregierung für das Verkehrssystem des 21. Jahrhunderts", sagt Dürr im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Das Projekt in Bad Hersfeld sei "sehr interessant", viele Bausteine würden hier zusammenpassen. Dürr nennt die Anbindung des Bahnhofs in Bad Hersfeld als Fernverkehrshalt beim Neubau der Bahnstrecke Frankfurt am Main nach Erfurt/Berlin. Aber auch die Verkehrsplanung hinsichtlich der Erweiterung am Klinikum Bad Hersfeld, die Überlegungen zwischen Philippsthal und Bad Hersfeld und die Demonstrationsanlage selbst passen in das Gesamtkonzept. Die Region kann eine Vorreiterrolle einnehmen.
Zwei Haltestellen im Schilde-Park
Im Schilde-Park soll eine kleine Anlage mit zwei Haltestellen entstehen. Ja, hat was von Modellanlage für große Jungs. Aber mit durchaus sinnvollem Hintergrund. Der städtische Park sei laut Dürr ein hervorragender Bereich. Hier können sich die Menschen die autonomen Fahrzeuge anschauen und selbst bei einer Fahrt im Schilde-Park ausprobieren. Die selbstfahrenden Fahrzeuge sind mit Elektroantrieb unterwegs und haben verschiedene Techniken der Intelligenz und der Sensorik verbaut. Viel mehr als eine asphaltierte Fahrbahn - vergleichbar mit Radwegen - brauchen die autonomen Fahrzeuge nicht. Kameras sorgen zusätzlich dafür, dass mögliche Hindernisse auf der Fahrstrecke frühzeitig erkannt und an das autonome Fahrzeug gemeldet werden.
Angetan von der innovativen Entwicklung in der Verkehrsinfrastruktur sind auch die drei Bürgermeister Tino Heusner (Philippsthal), Carl Christoph Möller (Schenklengsfeld) und André Stenda aus Hohenroda. Sie hatten einen offenen Brief an die Stadt Bad Hersfeld geschickt und wollen wissen, ob sich die Stadt eine Realisierung im Bereich der ehemaligen Bahnstrecke zwischen der Kreisstadt und Schenklengsfeld vorstellen kann. "Schön, dass wir hier gemeinsam für einen eigenwirtschaftlichen, klimafreundlichen und bedarfsorientierten ÖPNV aktiv sind", hat Bürgermeister Thomas Fehling den Offenen Brief seiner Kollegen auf seiner Facebook-Seite kommentiert.
Duale Lösung zwischen Schenklengsfeld und Heimboldshausen?
Was die Realisierung zwischen der Kreisstadt und Schenklengsfeld und weiter nach Heimboldshausen angeht, so müssen einige Fragen beantwortet werden. "Es gibt sicher viele offene Fragen", sagt Stenda gegenüber O|N. "Ich sehe das Konzept als Innovation und eine Entwicklungschance für unsere Region", sagt der Bürgermeister aus Hohenroda. Und nennt Bad Soden-Salmünster als Beispiel. Dort fährt bereits ein Bus - in der aktuellen Phase ist ein Fahrer zur Sicherheit an Bord, das Fahrzeug ist aber autonom unterwegs. Mit dem dortigen Bürgermeister Dominik Barsch sei Stenda im Austausch. In Bad Birnbach gibt es eine autonome Buslinie - betrieben von der DB Regio Bus.
Förderverein will Bahnstrecke verkaufen
Zwischen Schenklengsfeld und Bad Hersfeld müsste eine neue Strecke - wie erwähnt, vergleichbar eines Radweges - gebaut werden. Auf der ehemaligen Bahntrasse durch das Solztal führt ein beliebter Radweg. Zwischen Schenklengsfeld und Heimboldshausen gibt es eine Bahnstrecke, welche im Besitz des Fördervereins Werra Fulda Bahn ist. Der Verein möchte die Bahnstrecke - wie mehrfach berichtet - verkaufen und bereite derzeit einen entsprechenden Kaufvertrag vor. Die Gemeinde Schenklengsfeld sollen den Zuschlag bekommen. Allerdings wolle der Förderverein, dass die Strecke weiterhin als Bahnstrecke genutzt werde und will nach O|N-Informationen eine entsprechende Änderungssperre in den Vertrag reinschreiben.Vielleicht sei eine duale Streckenführung und damit eine Kombination von Bahn und autonomen Fahrzeugen denkbar, erklärt Stenda. Es sind also viele Fragen zu klären, bevor eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden soll. Stenda sagt aber: "Man muss den Start finden". Gerade die Demonstrationsanlage im Schilde-Park kann einen wesentlichen Impuls in den Diskussionen rund um das Thema Mobilität der Zukunft liefern - ob in Cambridge, Hongkong oder im beschaulichen Bad Hersfeld und der Region ringsherum. (Hans-Hubertus Braune) +++