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Sensationelle Nachricht: Bad Brückenau und Zeitlofs bauen gemeinsam Therme
01.04.22 - Jetzt ist die Katze aus dem Sack - und alle Wasser-Ratten der Region dürfen sich freuen. Die "Sinnflut" scheint gerettet. Zwar nicht am bisherigen Standort, Am Gänsrain 2, in Bad Brückenau, aber immerhin an neuer Location: In Zeitlofs nämlich, in der Raiffeisenstraße 1! Dort, auf dem ehemaligen Areal der DB AG, direkt an der alten Schienen-Strecke des früheren Rhön-Express‘ und heutigen Radweges, soll in den nächsten zwei Jahren ein 30 Millionen-Invest entstehen.
Auf einer eilig einberufen Pressekonferenz (PK) vor Ort verkündeten Bad Brückenaus Oberbürgermeister Jochen Vogel, Zeitlofs Stadtoberhaupt Matthias Hauke sowie Stadtwerke- Geschäftsführer Torsten Zwingmann am Donnerstag den zahlreich erschienen Print- und Online-Medienvertretern die sensationelle Nachricht. Sogar der Chefredakteur eines Fachjournals aus dem tschechischen Karlovy Vary (früher Karlsbad) war erschienen, um sich aus erster Hand die neuesten Informationen zu diesem "Thermen-Leuchtturmprojekt", wie es Hauke formulierte, einzuholen. Vogel hatte extra seinen Skiurlaub im Tessin unterbrochen und war nur Minuten vor der PK in Zeitlofs mit seiner privaten Cessna auf dem Flugplatz in Oberleichtersbach gelandet. "Da konnten mich auch kein Sahara-Staub und wilde Föhn-Winde bremsen, bei der Verkündigung dieses Highlights in der Heimat musste ich einfach dabei sein", so Bad Brückenaus Rathaus-Chef, der nach der Vertragsunterzeichnung am heutigen 1. April noch für einige Tage in sein Schweizer Chalet zurückdüsen wird.
Auf der Suche nach neuen Wasseradern
Die Realisierung dieses Großprojektes ist eher mehreren Zufällen geschuldet. Zum einen sind die beiden Bürgermeister-"Spezl" Vogel und Hauke "außerdienstlich - und nur in unserer Freizeit", wie beide glaubhaft versicherten, Hobby-Wünschelrutengänger. Und auf einer ihrer Suchen nach neuen Wasseradern wurden sie unlängst fündig: Auf einem Privatgelände, dem früheren Abfüllbetrieb des Staatlichen Mineralbrunnens, stießen beide ("halb-legal") auf eine üppig schüttende Quelle.
Wassertemperatur zwischen 22 und 23 Grad Das Landesamt für Umweltschutz (LFU) hat unterdessen festgestellt, dass deren durchschnittliche Wassertemperatur zwischen 22 und 23 Grad liegt - also alles beste Voraussetzungen, um idealerweise drei große Bade-Becken im Innen- und Außenbereich zu füllen. Mit dem Grundstückseigentümer ist man sich inzwischen auch schon handelseinig, er stellt das Gelände für 99 Jahre im Erbbaurecht zur Verfügung. Geringe Sorgen bereiten noch mitunter vereinzelt herumliegende Pferdeäpfel, weil das Areal als Teststrecke für Pferdeanhänger gilt. "In unmittelbarer Quellnähe sollten die Exkremente tunlichst vermieden werden, im weiteren Umfeld könnte man die Kotballen ja als Dung für die Liegewiesen verwenden", rät das LFU.
Die RRINSZ ("Rhöner Riesen-Investition Neue Sinnflut Zeitlofs"), so das inoffizielle, wenn auch etwas schwer aussprechbare Unternehmens-Kürzel, wird im Rahmen eines PPPP, eines "Public Private Partnership Projects" verwirklicht. Und hier kommt jetzt Bad Brückenaus Stadtwerkeleiter Torsten Zwingmann ins Spiel. Der gebürtige Wiesbadener war dereinst persönlicher Referent des früheren Fuldaer OB und hessischen Wirtschaftsministers Dr. Alois Rhiel, der die PPPP‘s länderübergreifend salonfähig machte.
"Idealer Standort" Zwingmann wohnt jetzt in Bahrain in der Nähe der "Rhön Therme Künzell" in unmittelbarer Nachbarschaft zu Leo G.. Der gebürtige Bad Brückenauer will seine bis dato sieben Bade-Welten auf mindestens acht, wenn nicht sogar neun oder zehn ausweiten und betrachtet die neue Location in der Nähe des früheren Zeitlofser Lokschuppens als idealen Standort. Groll hegte bis dato schon überhaupt keinen Groll gegenüber den zahlreichen hessischen Badegästen, die immer wieder in die unterfränkischen Sinnfluten eintauchten, der Investor will sich finanziell immerhin mit der Hälfte vom Drittel an der Gesamtsumme beteiligen. Je zehn Millionen steuern jeweils Zeitlofs und Brückenau bei, der Rest von der Hälfte des dritten Drittels soll durch private Spenden und Crowdfunding akquiriert werden. Hauke und Vogel möchten ihre Gemeinde- und Stadtratskolleg*innen dazu animieren, für die kommenden zwei Jahre ihre Sitzungsgelder abzutreten, Zwingmann will bis auf Weiteres auf seinen ihm bei den Vertragsverhandlungen seinerzeit zugesicherten 500 PS-starken und 160 000 Euro teuren Dienst-Lamborghini verzichten.
Einen ersten Schritt in diese, wie er sagte "richtige Richtung", tat das Zeitlofser Gemeindeoberhaupt übrigens schon während der Pressekonferenz. Da wurde er nämlich als "Helfer vor Ort" kurzfristig zu einem Einsatz gerufen. Und mit gutem Beispiel vorangehend spendete Hauke spontan nach der Rückkehr seine zehn Euro "Aufwands- und Einsatz-Entschädigung" als Startgrundlage in den Finanz-Topf "RRINSZ"!
Digitale Bürgerbeteiligung An der neuen Sinnflut sinnabwärts wird es natürlich auch eine digitale Bürgerbeteiligung geben. "Niemand soll außen vorgehalten werden und darf seine Wünsche, Anregungen und Vorschläge mit einbringen", versprachen die Bürgermeister. Wie künftig also Dampfwerk, Sauna, Solarium, Kinderrutschen, Freigehege und Schwimmbecken aussehen werden, ist somit dann auch Ergebnis einer umfassenden "Volksabstimmung". Übrigens: Ausfallzeiten für die Besucher und vor allem das Schulschwimmen wird es in der zweijährigen Bauphase nicht geben.
Bei einem Aspekt hegen Hauke, Vogel und Zwingmann unisono "freilich gewisse Bedenken". Die Genehmigung des gesamten Projekts und die Gewährung von Zuschüssen machen die Landesregierungen in Bayern und Hessen "im Sinne der Liberalisierung des Badewesens" von einem "genderisierten FKK-Strand an der Sinn in Sichtweite der neuen Sinnflut" abhängig. Wie hoch die Sichtschutzwände aus biologisch abbaubarem Material werden sollen und mit welcher Trassenführung man am besten die auf dem Weg an die Sinngestade gelegene Dorfkirche und ein ortsansässiges Bestattungsinstitut umgehen könnte, dürfte noch Gegenstand heißer Debatten werden.
"Nach mir die Sintflut" soll nämlich bei der neuen Sinnflut in Zeitlofs nicht zum geflügelten Wortspiel möglicher, der Sache skeptisch gegenüberstehenden Ablehner werden", so Vogel abschließend augenzwinkernd zu seinem "eventuell etwas prüder agierenden und regierenden Amtskollegen." (Hans-Peter Ehrensberger) +++