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Bundesweiter Streik kommunaler Krankenhäuser: "Alarmierende Zustände"
31.03.22 - Überstunden, Einspringen für kranke Kollegen, auch wenn die gesetzliche vorgeschriebene Ruhezeit verletzt wird, Corona: Die Lage in vielen kommunalen Krankenhäusern ist aktuell äußerst angespannt. Deshalb hat der Marburger Bund am Donnerstag zum Streik mit einer zentralen Kundgebung in Frankfurt aufgerufen. Die Versorgung in den osthessischen Krankenhäusern sei sichergestellt, heißt es auf OSTHESSEN|NEWS-Nachfrage.
Trotzdem ist das Fuldaer Klinikum von dem Streik betroffen: "Die Versorgung der Patienten im Klinikum ist durchgängig sichergestellt", so Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Vorstandssprecher des Klinikums Fulda. Klinikum und Marburger Bund haben sich auf eine Notdienst-Vereinbarung, die die medizinische Notfallversorgung sicherstellt, verständigt. Aufgrund der aktuell sehr hohen COVID-19-Inzidenz fehlen sowieso schon Mitarbeiter am Arbeitsplatz, da sie sich aufgrund von Infektionen in häusliche Isolation begeben müssen. Dadurch ist die personelle Lage ohnehin schon angespannt.
Am Donnerstagmorgen war im Alsfelder Kreiskrankenhaus noch nicht bekannt, ob sich Ärzte am Aufruf zum Warnstreik des Marburger Bundes beteiligen, wie Volker Röhrig, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses des Vogelsbergkreises auf Nachfrage mitteilt: "Aktuell ist also davon auszugehen, dass wir vom Warnstreik nicht betroffen sind." Genaue Zahlen gibt es auch vom Klinikum Hersfeld-Rotenburg nicht. Auch hier sei aber die Versorgung der Patienten und der Notfälle sichergestellt.
Verhandlungen am "toten Punkt"
Währenddessen haben sich am Freitag tausende Demonstranten an der zentralen Kundgebung des Marburger Bundes auf dem Römerberg angeschlossen. "Die kommunalen Arbeitgeber lassen uns keine andere Wahl mehr", sagt Christian Schwark, Landesverbandsvorsitzender des Marburger Bundes in Hessen nach vier ergebnislosen Verhandlungsrunden mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). "Die Verhandlungen sind für uns an einem toten Punkt angelangt."
Die schon angespannte Arbeitsbelastung für Ärzte habe sich durch die Corona-Pandemie nochmals verschärft. "Wir Ärztinnen und Ärzte fordern daher weniger Belastung", erklärt der Landesvorsitzende. "Denn nur ausgeruhte Ärzte können ihre Patienten gut versorgen." Deshalb fordert der Marburger Bund klare Grenzen für Bereitschaftsdienste, eine Limitierung der Rufbereitschaft, einen gesicherten Anspruch auf freie Wochenenden und mehr Planungssicherheit bei den Diensten sowie eine Erhöhung der Gehälter um 5,5 Prozent.
Belastende Arbeitssituation
Eine Umfrage, die der Landesverband Hessen Ende 2021 unter seinen Mitgliedern durchgeführt hatte, zeigt deutlich, wie belastend die Arbeitssituation der Mediziner ist. "Die Arbeit verliert ihren Sinn, sie dient der Profitmaximierung des Konzerns und des Erhalts und nicht mehr primär dem Wohl des Patienten", hatte dort ein Arzt vermerkt. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass 2021 an ihrer Klinik Stellen abgebaut wurden beziehungsweise dies geplant war. Rund 80 Prozent der Befragten halten die ärztliche Personalzahl für nicht ausreichend, um eine gute Patientenversorgung zu gewährleisten. 33 Prozent gaben an, den Arbeitsbereich Krankenhaus verlassen zu wollen. "Das sind alarmierende Zustände", sagt Schwark. "Und es ist keine Änderung in Sicht." (ld/pm) +++