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Ein starkes Team: die Schwestern Ann-Christin (links) und Lisa Schäfer - Fotos: privat

EITERFELD Die Fußball-Familie Schäfer

Lisa und Ann-Christin: Flummis, die immer weiter aufspringen

02.04.22 - Lisa Schäfer ist auf dem Sprung. Wie ein Panther bereit. Sie kickt für die Frauen des VfL Eiterfeld, die am heutigen Samstag mit dem Heimspiel gegen Steinau ihre Saison der Kreisoberliga Süd aufnehmen sollten. Doch über Lisa zu sprechen, wäre nur die halbe Wahrheit. Ihre etwas jüngere Schwester Ann-Christin zog es in jungen Jahren ins Internat nach Magdeburg - seit Jahren lässt sie ihr Herz beim Regionalligisten Schott Mainz. Da aber sind noch die Eltern Sabine und Markus. Eine fußball-verrückte Familie also. OSTHESSEN/NEWS hat ihr einen Besuch abgestattet.

Im vergangenen Jahr machte sich Lisa, die in der kommenden Woche 25 wird, selbstständig. Als Finanzberaterin. Das Etikett "Expertin für moderne Zukunftsberatung" schmückt sie seitdem. "Den Fußball wollte ich aber nicht schleifen lassen", sagt sie unmissverständlich. Überhaupt lassen einige Umschreibungen erkennen, wie sie tickt. Das Sinnbild scheint nirgends so verankert, wie bei ihr. "Wenn ich etwas mache, dann mache ich das richtig" oder "Für mich gibt es keine Ausrede" oder "Ich ziehe das durch", heißt es dann. So gab sie im letzten Sommer auch die Kapitänsbinde ab, die sie einige Jahre getragen hatte. "Wenn ich mein Team nicht hundertprozentig unterstützen kann", so lautete ihre Begründung.

Ein Team in der falschen Liga - Lisa als Herzstück

Der Samstag ist ihr heilig. "Da ist Fußball", betont sie. Derzeit mit dem Eiterfelder Team, mit einem "coolen Trainer, der sehr motiviert ist und gut zu uns passt". Sie meint Markus Mans. Letzten Montag waren 26 Mädels im Training, die Beteiligung liegt durchschnittlich bei 18 oder 19. Bei zwei Teams. Die Gruppe regelt alles über eine App, ist sehr diszipliniert. Der VfL ist sportlich unangefochten, hat in sieben Spielen noch keinen Punkt abgegeben. Bei 60:1 Toren. Lisa ist ein wichtiger Bestandteil, wenn nicht das Herzstück des Teams. Es weiß, dass es nicht in diese Klasse gehört. Sondern in die Verbandsliga zurückmöchte.

Denn das jetzige Eiterfelder Team besteht - von einigen wertvollen Zugängen abgesehen - nahezu aus der kompletten Soisdorfer Formation der letzten Jahre. Und die umtriebige Lisa forcierte die Veränderung von Soisdorf zum Nachbarn Eiterfeld - wegen sportlicher Perspektive. Lisa kümmert sich ausnehmend um ihr Team. Sein Wohl liegt ihr am Herzen. Sie füllt ihre Rolle mehr als nur verantwortungsvoll aus. Sie nimmt alle mit - und kommt als eine Art "Menschenfängerin" rüber. In frühen Jahren war sie Turnerin - beim VfL Mansbach. Marina Wolf war ihre Trainerin. Lisa wurde Hessenmeisterin im Vierkampf. "Das Turnen hat ihr sehr geholfen in ihrer Entwicklung und sie sehr geprägt", betont ihre Mutter Sabine noch heute.

Ein irres Schwestern-Paar - Fusion in Mainz

Doch Lisa ohne ihre Schwester Ann-Christin - das ginge nicht. Ann-Christin ist nicht vor Ort, aber aus Mainz zugeschaltet. Sie war vierzehneinhalb, als sie nach Magdeburg ins Fußball-Internat auszog, ein Jahr spielte die Torhüterin dort in der U17-Bundesliga. Schott Mainz war zwei Jahre später ihr nächstes Ziel. Auch heute spielt sie dort noch - im Regionalliga-Team. Und trainiert den Nachwuchs. Zunächst waren es Fünf- bis Siebenjährige, heute ist es die U10. Sie leitet Kurse einer dem Verein zugehörigen Fußballschule. Im Alltag hat sie "volles Programm", ihr Tag beginnt um 5.45 Uhr und endet gegen 22.30 Uhr. Darüber hinaus absolviert die 22-Jährige eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestelltín - bei der Stadt Mainz. In der gestrigen Spieltagspressekonferenz wurde bekannt, dass Mainz 05 und Schott Mainz künftig eine Fusion im Frauenfußball eingehen - bisher waren die "Nullfünfer" der einzige Bundesligist ohne ein Team im Frauen-Spielbetrieb.

Dass Ann-Christin noch einmal in Eiterfeld mit kickt, das wird schwierig. Obwohl ihre Schwester ausnahmsweise träumt und bemerkt, "mir ist wichtig, dass Ann-Christin mal eine Gastspielgenehmigung kriegt" - wenn auch nur im Testspiel. "Wenn sie bei uns im Training ist, ist gute Stimmung. Ann-Christin ist schon ein Spaßvogel."  Allerdings: "Ich komme gern nach Hause. Spätestens nach dem vierten oder fünften Tag hab' ich das Gefühl: Ich muss wieder nach Mainz." Doch das Verhältnis der Schwestern ist speziell. So sagt Lisa: "Ann-Christin ist meine kleine Schwester. Und das wird sie auch immer bleiben. Als sie nach Magdeburg ging, war das schon eine Umstellung für mich." Wenngleich Lisa zugibt: "Das Internat hat sie geformt und die Weichen gestellt. Ann-Christin ist dadurch viel selbstständiger geworden."

Eine eigene Disziplin: "Waschmaschinen-Schießen" im Hof

Die Schwestern unternehmen viel zusammen, wenn Ann-Christin zu Besuch ist. "Ohne meine Schwester hätte ich nie angefangen, Fußball zu spielen. Sie ist mein Vorbild. Da ziehe ich den Kürzeren", weiß Lisa. Offenbar aber nicht beim "Waschmaschinen-Schießen" im eigenen Hof. Da geht schon einmal ein Fenster zu Bruch. "Pass' auf, dahinten ist 'ne Scheibe", warnt Ann-Christin noch, "zehn Minuten später ist sie kaputt". Aber im Ernst: Die Wertschätzung geht so weit, dass Lisa betont: "Beruflich hätte ich Ann-Christin gerne als Vertrauens-Mitarbeiterin." 

Apropos Beruf. Anstatt einen schnöden Finanztitel vor sich herzuschleppen, nennt sich Lisa "Expertin für moderne Zukunftsplanung". Denn sie ist sich sicher, "dass da so viel mehr dazugehört. Bank ist nicht einfach Bank. Versicherung ist nicht einfach Versicherung. Es kommt auf den Menschen an. Auf den Ansprechpartner." Mutige Wege schlägt sie ein in ihrem Job, vor allem junge Menschen in Sachen Finanzen und Vermögen zukunftsweisend zu beraten. Sei's drum: Die Schwestern sind, jede für sich, ein Energiebündel. Erst recht zusammen. "Wie Flummis, die aufspringen. Wie ein Gummiball. Wenn du den einmal geworfen hast, springt er immer weiter." Die Mutter drückt die Entwicklung ihrer Töchter so aus. "Jede der beiden ist zur eigenen Persönlichkeit geworden und hat ihre eigenen Ziele verfolgt. Sie wissen aber auch, was sie dafür tun müssen." 

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Ihre Eltern waren bekannte Kicker auf dem Hünfelder Land. Markus spielte in Rothenkirchen, Wölf und Ufhausen - dort mit den Legenden Juling, Vogt, Bock, Ißbrücker oder Albert Peter, enem der drei Brüder seiner Ehefrau Sabine. Die beiden anderen sind Max und Norbert. Sabine gehörte dem Team des SV Rothenkirchen an, das Ende der 1980er-Jahre in der Oberliga spielte, der seinerzeit höchsten Spielklasse des Landes. Auch Steffi Jones war mit dem FSV Frankfurt zu Gast - Lisa und Ann-Christin hingegen noch nicht geboren. (wk) +++


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