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OSTHESSEN|NEWS hat mit Martin Heun, dem Sprecher der Geschäftsführung der Rhön Energie-Gruppe gesprochen. Der Chef des Unternehmens mit 1.077 Mitarbeitern ist trotz aller aktuellen Entwicklungen überzeugt: "Wir werden einer der Versorger in Deutschland sein, der auch noch in 100 Jahren da ist." - Fotomontage: O|N / Adobe Stock / blackday

FULDA Professionell durch schwierige Zeiten

Branche in Alarmbereitschaft: Die Rhön Energie und die Versorgungssicherheit

07.04.22 - Die Energiebranche ist in erhöhter Alarmbereitschaft, obwohl die Versorger turbulente Zeiten gewohnt sind. 2022 ist auch für den lokalen Versorger Rhön Energie Fulda GmbH durchwachsen gestartet, nicht nur, weil die Herausforderungen groß sind, sondern auch weil der Ukraine-Krieg erhebliche Auswirkungen auf den Markt hat.

Die Zentrale des kommunalen Energieversorgers Rhön Energie Fulda GmbH. ...

Martin Heun berichtet: "Preissprünge, wie wir sie noch nie erlebt haben, sind an der ...

OSTHESSEN|NEWS hat mit Martin Heun, dem Sprecher der Geschäftsführung der Rhön Energie-Gruppe gesprochen. Der Chef des Unternehmens mit 1.077 Mitarbeitern ist trotz aller aktuellen Entwicklungen überzeugt: "Wir werden einer der Versorger in Deutschland sein, der auch noch in 100 Jahren da ist." Finanziell wie auch von der Infrastruktur her sei der Versorger gut aufgestellt und für die Zukunft gerüstet.

Der Ukraine-Krieg wirkt sich stark auf die Energiemärkte aus. Wie spürt das die Rhön Energie?

"Da gibt es zwei Betrachtungsweisen: Auf der Netzseite sichern wir die Versorgung. Sollte eine Mangellage auftreten, müssen wir gut vorbereitet darauf reagieren, auch wenn die Rhön Energie Fulda in einem solchen Fall nur Erfüllungsgehilfe übergeordneter Instanzen ist.

Als Lieferant müssen wir feststellen, dass die Märkte derzeit hoch volatil sind – also sehr verunsichert. Preissprünge, wie wir sie noch nie erlebt haben, sind an der Tagesordnung. Je länger der Ukraine-Krieg dauert, desto stärkere Auswirkungen wird das auf die Energiepreise haben. Allerdings haben wir unsere Beschaffungsstrategie für Strom und Gas konsequent weiterentwickelt. So werden wir auch zukünftig durch gestaffelte Zeitpunkte der Beschaffung vertretbare Durchschnittspreise erzielen."

Was bedeutet das konkret für den Kunden?

Es gibt aktuell keine Gas-Mangellage: allerdings ist weiter mit steigenden Preisen ...

"Das Gute vorweg: Gegenwärtig gibt es keine Gas-Mangellage. Die Versorgung ist gesichert. Solange das so ist, werden wir allen Lieferverpflichtungen gegenüber unseren Privat- und Gewerbekunden vollumfänglich nachkommen. Ohnehin müssen sich die Haushaltskunden keine allzu großen Sorgen machen: Im Falle einer tatsächlichen Gas-Mangellage sind sie besonders geschützt und wären die letzten, die darunter leiden müssten. Allerdings ist mit weiter steigenden Preisen zu rechnen. Der sparsame Umgang mit Energie wird also immer wichtiger."

Als Energieversorger gehört die Rhön Energie zur sogenannten Kritischen Infrastruktur. Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt vor Cyberangriffen aus Russland. Wie schützen Sie sich?

"Cyber-Angriffe sind seit Jahren ein großes und sehr ernst zu nehmendes Thema. Vollständige Sicherheit wird es nicht geben. Gleichwohl tun wir alles, um durch eine Optimierung unserer Soft- und Hardware Schadangriffe abwehren zu können."

Neben dem Krieg erlebt der Energiemarkt permanent Turbulenzen. Wie geht die Rhön Energie damit um und wie ist der Ausblick auf 2022?

Die Leitzentrale der Rhön Energie Fulda: von hier wird die Versorgung gesteuert und ...

"In der gegenwärtigen dynamischen Lage ist eine Prognose nicht möglich. Wenn die EEG-Umlage Mitte des Jahres wegfällt, werden wir darauf mit Preisanpassungen nach unten reagieren können – auch wenn das weniger spürbar sein wird, als es vor dem Ukraine-Krieg der Fall gewesen wäre.

Die Jahre 2024 und 2025 sind schon jetzt ein Thema und dürften ebenfalls eine Herausforderung werden: Wenn Sie heute einen Euro für die Megawattstunde zahlen und künftig drei oder mehr - dann haben Sie heute eine signifikant höhere finanzielle Belastung, was die Verträge und Vereinbarungen mit Ihren Lieferanten betrifft. Sie müssen viel mehr Geld als Ausfallrisiko auf die Seite legen, falls der Lieferant plötzlich sagt: 'Ich kann nicht mehr liefern!' Insofern werden wir nach 2022 nicht mehr in den eingeschwungenen Preiszustand von 2019 zurückkehren, leider."

Was fordern Sie grundsätzlich von der Politik, was die Ausrichtung des Energiemarktes betrifft?

Die Rhön Energie Fulda-Gruppe ist bereits dabei, ihre Investitionen in die Erneuerbaren ...

"Zum einen müssen die Erneuerbaren schneller durchgewunken werden - das Genehmigungsverfahren muss abgekürzt werden. Da stellt das Wirtschaftsministerium ja gerade die Weichen neu. Parallel dazu müssen wir uns mit der produzierenden Industrie mit Blick auf die verfügbaren Komponenten rund um erneuerbare Energie gut absprechen: Windräder und PV-Module brauchen Firmen, die sie bauen und installieren.

Man hat in Deutschland in den letzten Jahren leider viel dafür getan, dass Tausende von Mitarbeitern der Windbranche freigestellt wurden. Die Kapazitäten für eine Großproduktion sind bei uns nicht mehr vorhanden. Zudem darf beim Thema Netz die Eigenkapitalverzinsung nicht runtergefahren werden, der Investitions-Anreiz muss bleiben. Für einen solchen umfassende Wandel der Infrastruktur ist das Zieldatum 2045 gar nicht so fern.

Wir müssen unsere Abhängigkeit von Lieferanten bei Kohle, Öl und Erdgas durch Diversifizierung so schnell wie möglich herunterfahren und mit Volldampf eine noch leistungsfähigere Infrastruktur für erneuerbare Energien aufbauen, auch für grünen Wasserstoff.

Die Rhön Energie Fulda-Gruppe ist bereits dabei, ihre Investitionen in die Erneuerbaren zu intensivieren. Wir wollen und werden sicherstellen, dass nicht nur die Erzeugung selbst, sondern durch Abschluss entsprechender Lieferverträge auch die Bereitstellung entsprechender Energiemengen für unsere Kunden gelingt."

Die Pleite der Billiganbieter zeigt auch die Wichtigkeit der kommunalen Energieversorgung auf. Was haben Sie aus der Entwicklung gelernt?

"Wir als Grundversorger auch für Kunden da, die keinen Lieferanten mehr haben." ...

"Kunden, die von ihrem früheren Lieferanten abgeworfen wurden, können von uns erwarten, dass wir sie mit Energie versorgen. Aber: Wir verlangen das, was wir am Markt bezahlen müssen. Die Liberalisierung der Märkte ermöglichte, dass jeder Kunde sich dort versorgen kann, wo er will. Andererseits sind wir als Grundversorger auch für Kunden da, die keinen Lieferanten mehr haben. Das ist Bestandteil der Daseinsfürsorge in unserem Land.

Aber darüber muss in der Politik geredet werden: Wenn Billiganbieter pleitegehen, kann es nicht sein, dass Stadtwerke deren Kunden zu denselben Konditionen wie Bestandskunden versorgen müssen. Natürlich hat diese unschöne Marktentwicklung die regionalen Versorger als besonders verlässlich aufgezeigt - und mancher regionale Kunde hat Lehrgeld gezahlt: Von einem Lieferanten abgeworfen, für wenige Tage zu uns, dann zum nächsten Lieferanten - und noch bevor die Lieferung beginnen konnte, da wieder abgeworfen. Ein paarhundert Euro einsparen und dafür die Planungssicherheit verlieren - diese Kunden sind geläutert." (Christian P. Stadtfeld) +++


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