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Prof. Dr. Helma Blese (rechts) stellt ihr neues Forschungsprojekt FreiZeit im Gespräch mit Landrat Manfred Görig und Dr. Sigrid Stahl, Leiterin der Fachstelle Gesundheitliche Versorgung beim Vogelsbergkreis, vor - Foto: Sabine Galle-Schäfer/ Vogelsbergkreis

KREIS VB Heilsame Auszeit oder belastende Einsamkeit?

Forschungsprojekt: "Wie empfinden Demenz-Kranke betreuungslose Zeit?"

17.04.22 - Wie verbringen Personen mit Demenz die Zeit, in der sie alleine sind oder sie kein Betreuungsangebot haben? Sitzen sie stumm und passiv im Sessel oder sind sie unruhig? Ruhen oder schlafen sie? Und wie empfinden sie diese Zeit? Als heilsame Auszeit oder doch eher als Zeit, in denen sie sich einsam fühlen? Belastet sie gar diese Zeit? Um genau diese Fragen geht es in einem neuen dreijährigen Forschungsprojekt der Hochschule Fulda.

Das Projekt FreiZeit wird von Prof. Dr. Helma M. Bleses gemeinsam mit Kollegen der Hochschule OST/ St. Gallen und der Universität Genf in der Schweiz sowie der Hochschule Furtwangen in Baden-Württemberg geleitet. Teilnehmer der Studie sollen übrigens auch Demenz-Patienten, deren Angehörige und Pflegenden im Vogelsbergkreis sein, denn der Kreis ist als sogenannter "Praxispartner" mit im Boot.

Bisher kaum wissenschaftliche Untersuchungen

"Patienten mit Demenz verbringen einen Großteil ihres Tages ohne Betreuung und Begegnung, das bedeutet: Diese freie Zeit ist nicht ausgestaltet. Wissenschaftliche Untersuchungen dazu gibt es bisher kaum", schildert Bleses im Gespräch mit Landrat Manfred Görig die Ausgangslage des Forschungsprojektes. Zum "Feldeinsatz" kommen die Professorin und ihr Forscherteam nun schon zum zweiten Mal in den Vogelsbergkreis. Schon für RoboLand, einem von 2016 bis 2020 ausgelegten Projekt, hatten sie mit Personen mit Demenz und deren Angehörigen im Vogelsbergkreis gearbeitet. Dabei war es um den Einsatz von Telepräsenz-Robotern im häuslichen Lebensumfeld und in der Pflege von Demenz-Patienten gegangen.

Beim neuen Forschungsprojekt FreiZeit werden Bleses und ihre Kollegen erneut eng zusammenarbeiten mit der Fachstelle für Gesundheitliche Versorgung beim Vogelsbergkreis und mit dem Pflegestützpunkt. "Die Unterstützung des Vorhabens durch Landrat Manfred Görig ist uns ganz wichtig", betont Prof. Bleses. "Wir wollen in Pflegeheime gehen, aber auch in die häusliche Lebenswelt der Personen und dabei hoffen wir auf die bewährte Unterstützung der Fachstelle Gesundheitliche Versorgung, des Pflegestützpunktes und der Familien, die uns den Zugang in ihre Häuslichkeit ermöglichen. Ein Pflegeheim hat seine Unterstützung bereits bekundet."

Deutungen, Wünsche, Absichten und Interessen

In vielen Gesprächen und Beobachtungen werden Helma M. Bleses und ihre Kollegen erkunden, wo, wann, wodurch, wie und wie oft betreuungs- und begegnungsfreie Zeiträume auftreten und wie sich diese aus den verschiedenen Sichtweisen darstellen. Sie werden unter anderem fragen, wie Personen mit Demenz betreuungsfreie Zeit empfinden und beschreiben. Auch die Frage, wie sich Personen mit Demenz nonverbal ausdrücken, wird eine Rolle spielen. Vor allem aber auch, welche Deutungen, Wünsche, Absichten und Interessen die Betroffenen dabei zum Ausdruck bringen wollen? "Wir wollen auch wissen, was sie in den freien Zeiträumen tun und wie sie sie nutzen", betont Helma M. Bleses. Analog sollen diese Fragen auch den pflegenden Angehörigen und Pflegedienstmitarbeitern gestellt werden.

Suche nach geeigneten Konzepten

"Wir unterstützen das Projekt gerne und sind gespannt auf die Ergebnisse und die sich daraus ableitenden Konsequenzen", unterstreicht Landrat Manfred Görig. "Die Gesellschaft wird älter, über die sich daraus ergebenden Auswirkungen und Herausforderungen diskutieren wir im Vogelsbergkreis schon länger. Personen mit Demenz und ihre betreuenden Angehörige stehen im Mittelpunkt unserer Aktivitäten", so der Landrat. Die Versorgung dieser Personengruppe stelle gerade im ländlichen Raum eine Herausforderung dar. "Wir stehen immer wieder vor der Frage, wie geeignete Konzepte für die Versorgung von Personen auszusehen haben, die wegen einer Demenz eingeschränkt und auf vielfältige Hilfe angewiesen sind." Landrat Görig weist auf einen weiteren Aspekt hin: "Wir sehen auch die Belastung der Angehörigen, die teilweise selbst in einem Alter sind, in dem sie Unterstützung benötigen, oder die die Betreuung neben ihrem Beruf übernehmen müssen."

Wenn nun betreuungs- und begegnungsfreie Zeiten identifiziert und Lösungsmöglichkeiten gefunden würden, "dann ist das in unserem Sinn und Interesse", so Görig abschließend. (pm) +++


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