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Familie Bröckl bewahrt alte Handwerkstradition - "Backhausbrot ist Kulturgut"
20.04.22 - Die Kunst des Brotbackens blickt auf eine uralte Tradition zurück. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war das Brotbacken in den Dörfern Teil der Selbstversorgung. Aus Mehl, Wasser, Salz, Sauerteig und Kümmel wurde der Teig geknetet, zu Broten geformt und in Backhäusern oder Gemeindebacköfen gebacken. Wenn das Feuer lodert, der Rauch über dem Backhaus aufsteigt und der Duft von frischem Brot das Dorf erfüllt, ist Hilde Bröckl glücklich. Seit Kindesbeinen an ist die Schwebnerin mit der Backkunst vertraut.
Es ist früh am Samstagmorgen. Selbstsicher steht die 81-Jährige in der hauseigenen Küche und beginnt mit dem Kneten des Teigs. Bereits am Vorabend hat sie alles für das Backen vorbereitet. Rund 40 Laib Brot sollen heute im Backhaus hergestellt werden. "Es ist Jahre her, als ich das letzte Mal gebacken habe. Jedoch hatten wir noch jede Menge Mehl und so kam eins zum anderen", lacht Bröckl und formt aus der riesigen Teigmasse einige Laiber. Wenn jemand weiß, wie man das nahrhafte Sauerteigbrot herstellt, dann sie. Gemeinsam mit Mann Herbert und Sohn Uwe wurde der "Backtag" lange im Voraus geplant. Auch eine befreundete Familie aus dem Nachbarort hilft fleißig mit. "Man muss die jungen Leute ja etwas anlernen. Es wäre zu schade, wenn diese Tradition eines Tages verloren geht", so die Rentnerin. Mit jeder Menge Leidenschaft erklärt sie, worauf es zu achten gilt. In der Backstube übernimmt sie die Regie - dann geht alles Schlag auf Schlag. Der Ablauf von der Herstellung des Teigs bis zum fertigen Sauerteigbrot ist der Rentnerin vertraut.
Die richtige Temperatur Nachdem die Masse geknetet, gesegnet und zu Laibern geformt wurde, ging es für die Bäckerinnen und Bäcker ins Schwebner Backhaus. Damit das Brot auch gelingt, kommt es auf die richtige Temperatur an. Dazu schiebt die 81-Jährige zuerst einige Ähren in den Ofen, welcher zuvor von der Glut befreit wurde. "Es darf nicht zu heiß sein. Wenn die Ähren eine minimal bis nahezu gar keine Bräune haben", weiß Bröckl. Dann geht es für die Laiber ab in den Ofen. Danach heißt es erstmal eineinhalb Stunden Warten. Zwischendurch wird immer wieder gerückt und nach dem Rechten gesehen. Auch eine echte "Backhauspizza" wurde vorbereitet. Schließlich muss sich zum Mittag auch ordentlich gestärkt werden.
Auch ich durfte nach getaner Arbeiten verkosten und stelle fest - das handwerkliche Brotbacken ist, vor allem in Zeiten der Inflation und steigender Preise, wirklich eine tolle Alternative. Bereits vor einigen Wochen warnte der Bauernverband vor "Preissprüngen in ungekanntem Ausmaß". Der Brotpreis könnte sich somit in der nächsten Zeit also sogar verdoppeln. Ein wahrer Anreiz also, sich einmal selbst mit dieser faszinierenden Handwerkskunst auseinanderzusetzen (Lea Hohmann) +++