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Andreas Stücklein. Vom Fußballer zum Triathlet - Foto: Privat

KIRCHHEIM Triathlet aus Überzegung

Andreas Stöcklein: "Mache das für mich" - Höhepunkt Ironman in Frankfurt

07.05.22 - Andreas Stöcklein aus Kirchheim-Gershausen ist ein Sportler aus Überzeugung. Ein Triathlet aus Überzeugung. "Ich stehe mit niemandem in Konkurrenz. Mir macht es einfach Spaß. Ich muss nichts gewinnen", sagt er. Dennoch hat er sich ansprechende Ziele in diesem Jahr gesetzt. Erst Hamburg, im Oktober Barcelona, zunächst aber geht er am kommenden Sonntag bei der Sprintdistanz in Fulda an den Start. OSTHESSEN|NEWS hat dem 48-Jährigen einen Besuch abgestattet.

Seine Beweggründe, warum er zum Triathlon fand, erscheinen ebenso simpel wie nachvollziehbar - seine Geschichte aber ist speziell. Sie unterscheidet sich von denen vieler Sportler. Vor sieben Jahren hörte "Stöcki" mit dem Fußball auf. Lange kickte er beim 1. FC Gershausen, einem Verein, den es heute auf der Hersfelder Landkarte nicht mehr gibt - und war dort einige Jahre Spielertrainer. Auch dem Rauchen sagte er ade, "ich habe eine entsprechende Gewichtszunahme festgestellt. Und da ist mir eingefallen, dass ich früher gerne mit dem Fahrrad unterwegs war".

Fotos (2-8): Hans-Hubertus Braune

Im Gespräch mit O|N-Redakteur Walter Kell

Ein Rennrad im Internet - Ironman-Logo im Büro

Nicht nur das. Ende der 1980er-Jahre hatte Stöcklein bereits zwei Triathlon-Wettkämfe hinter sich gebracht, sein erster war im Juli 1989 beim Eschweger Triathlon. Und das Geld, das er durch den Verzicht aufs Rauchen einsparte, investierte er sinnvoll: in ein Rennrad, das er im Internet kaufte. Doch ein Ereignis pushte ihn besonders. Im Fernsehen sah er den Ironman in Frankfurt. "Das hat mich gefesselt", sagt er, "ich hab' das Ironman-Logo in meinem Büro aufgehängt. Zur Motivation. Als Zielvorgabe. Ab da wollte ich mal den Ironman oder die Langdistanz machen." 

Strukturiertes Training könne nicht schaden, dachte er sich - und nahm Kontakt zu Holger Braun, einem Arbeitskollegen bei der Bundespolizei, auf. Stöcklein trat beim SC Neukirchen in einen bekannten Triathlon-Verein ein; Gerd Marx war sein erster Trainer - auch Christian Jung, ein bekannter Hawaii-Starter, schloss sich dem SCN im selben Jahr an. Stöckleins erstes größeres Ziel stand an: der Ironman 70.3 in Wiesbaden. Das hieß: 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren, Halbmarathon - die Hälfte der Langdistanz. Er war in der komplexen Ausdauer-Sportart auf höherem Niveau angekommen, und er hatte für sich ausgemacht: "Ich stehe mit niemandem in Konkurrenz im Wettkampf. Mir macht es einfach Spaß. Ich muss nichts gewinnen."

Fotos (9-14): Privat

Es folgten Wettkämpfe über Mitteldistanzen in Hannover und dem thüringischen Nordhausen, auch für seinen Verein im Team an den Start zu gehen, das sagte ihm zu. Der heute 48-Jährige dokumentierte seine Wettkämpfe - das machte er auch schon als Fußballer - mehr als 70 DIN A-4-Seiten kamen zusammen. Ein nochmaliger Start in Nordhausen und eine "Challenge" in Davos kamen hinzu. Dort war die Platzierung so gut, dass sich Stöcklein für die "Championship in Samorin" nahe Bratislava in der Slowakei qualifizierte. Auch der Wettkampf in Roth, bei dem vielen Triathleten die Augen leuchten, war und ist für Stöcklein ein Thema. Im Trainingslager war er einmal dort mit dem SC Neukirchen, und Europas höchstgelegener Triathlon "steht noch auf meiner To-Do-Liste".

Überwältigendes Erlebnis in Frankfurt - "Habe jeden einzelnen Meter genossen"

Ein Wettkampf aber drang in sein Herz ein: der Ironman in Frankfurt. Am 15. August 2021 war das. Im dritten Anlauf finishte er dort. Es war das erste Mal, dass er bei diesem bekannten Wettbewerb ins Ziel kam. 2019 machte Stöcklein die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung, 2020 fiel der Wettkampf coronabedingt aus - ehe im Jahr darauf Stöckleins Stunde schlug. Als überwältigendes Erlebnis entpuppte sich es für ihn. "Ich hatte eine lange Leidenszeit und habe nie die Früchte meines Trainings ernten können", klingt noch heute ein wenig Stolz aus seinen Worten. Ein Wettkampf mit Höhen und Tiefen, "aber ich habe ihn genossen. Ich habe jeden Meter genossen".

Das Faszinierende schiebt er nach. "Stöcki" spielt mit seiner Gefühlswelt. Als sei es gestern erst gewesen. "Die letzten vier Kilometer hatte ich so viel Gänsehaut. Es war ein mega-geiles Gefühl. Ich wusste, dass ich es schaffe. Oder geschafft habe." Die Zeit war nicht wichtig. "Viele Freunde waren da. Meine Frau Daniela. Meine Familie. Und ich habe realisiert, dass ich unter elf Stunden bleiben kann."

Längst ist der 48-Jährige mit sich im Reinen. Fußball sei ganz schön gewesen, aber immer im Mittelpunkt zu stehen, das brauche er nicht mehr. Triathlon betreibe er für sich. "Ich möchte meine Arbeit im Training auf den Punkt umsetzen", kratzt er immer wieder am Reiz dieser für ihn so wichtigen Sportart. Erst im März war er im Trainingslager im südspanischen Andalusien. Mit seinem Coach und Freund Marc Unger, einem Triathlon-Profi. 

Aufwand und Ernährung: Spezielle Begleiter

Die Kosten, der Aufwand, das regelmäßige Training oder die Ernährung - all das sind spezielle Begleiter. Vor dem vormittäglichen Termin mit OSTHESSEN/NEWS ist er schwimmen gewesen, 3.800 Meter absolvierte Stöcklein mal so am Morgen im Bad in Neukirchen. Der Schwerpunkt seines Trainings liegt am Wochenende. Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend nimmt er einiges auf sich. Beispielhaft nennt er eine Koppel-Einheit, die ihn am Sonntag erwartet. Erst zweieinhalb Stunden auf dem Fahrrad sitzen, anschließend sofort umziehen und eineinhalb Stunden laufen. Macht zwischen dreieinhalb und vier Stunden. Abends steht noch Schwimmen auf dem Programm. "Da kommen schon mal sechs Stunden zusammen. Es ist aber nicht die Regel", erklärt er.

Und außerdem: Triathlon bestehe nicht nur aus Schwimmen, Radfahren und Laufen, betont er. Athletiktraining, Krafttraining, Yoga oder passende Ernährung seien weitere wichtige Bestandteile. "Wie viele Gels du aufnimmst zum Beispiel. Also Kohlenhydrate. Wenn dein Tank leer ist, kannst du nicht weitermachen. Und du musst sehen, ob das dein Magen mitmacht." Bei besagtem Ironman in Frankfurt habe er 34 Gels genommen. Geht es in die Endphase eines Wettkampfes, geht es darum, den durchzustehen - dann helfen auch schon mal Cola oder Red Bull. 

Gewichtsprobleme hat Stöcklein jetzt nicht mehr. Wog er vor seiner Triathlon-Zeit 86,5 Kilo - sind es aktuell 63,5. Die für seine Frau schlimmste Zeit des Jahres: die Saison-Pause für Triathleten. Im Oktober oder November. "Da bin ich unleidlich, weil ich da keinen Sport mache. Deswegen fliegen wir da immer mal in den Urlaub." (wk) +++


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