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Bürgermeisterin Katja Habersack (rechts) zeigte sich hocherfreut über die Kontinuität bei den gemeindlichen Ersthelfern - Fotos: Steffen Larbig/Hans-Peter Ehrensberger

MOTTEN Die "erste Antwort"

"Helfer vor Ort": Ehrenamtlicher Einsatz mit viel Tatendrang

14.05.22 - Mitunter bedarf es eines besonderen Ereignisses, um als Anlass-, Ideen- und Impulsgeber zu fungieren. So geschehen im März 2015, als der damals drei Monate alte Sohn von Anna-Lena Larbig in Motten einen Atemstillstand hatte und das Warten auf den "offiziellen" Rettungsdienst sich "gefühlt Stunden" hinzog. Dem war natürlich nicht so, aber wenn es um Leben oder Tod geht, auf jede Sekunde ankommt, dann können sich Minuten unendlich in die Länge ziehen.

Es ging gottlob gut aus seinerzeit. Das Baby wurde gerettet. Larbig hatte über einen Bekannten "schon mal was über ‚Helfer vor Ort‘ gehört. Ich war Feuer und Flamme." Im Oktober 2015 stellte die vierfache Mutter "ihr Projekt" im Gemeinderat vor, das Anliegen wurde prompt genehmigt. Die erste Jahreshälfte 2016 war mit Vorbereitungsarbeiten ausgefüllt, am 1. September dann gingen die Mottener "Helfer vor Ort" (HvO) an den Start.

"FL MO 79/1", "Florian Motten" und seine 22 Ersthelfer in der Großgemeinde stehen ...

Das heißt, besser und genauer formuliert: sie fuhren. Damals noch mit einem gesponserten Vehikel älteren Baujahres, das unterdessen von einem neuen modernen Fahrzeug abgelöst wurde. Von einem VW namens "Florian Motten" mit dem Autokennzeichen KG - GM 791, wobei KG für den Landkreis Bad Kissingen, GM für die Gemeinde Motten steht und die Ziffern zum "Alarmierungs-Code FL MO 79/1" gehören und dann benötigt werden, wenn die "Helfer vor Ort" über die Feuerwehrleitstelle zum Einsatzort dirigiert werden. Das Fahrzeug ist ausschließlich aus Spendengeldern finanziert, von "dankbaren Geretteten", von Mottener Firmen, durch Privatpersonen, "Zuwendungen anlässlich Geburtstagen", durch einen namhaften Förder-Be(i)trag der "RhönAllianz".

Derzeit zählt das Helfer-Team 22 Personen aus der Großgemeinde Motten (mit Kothen und Speicherz) - "und freut sich über jeden weiteren Neuzugang", informiert Christian Schrott vom neuen Führungstrio. "Wir haben die Rekrutierung ehrenamtlicher Mitglieder und die Konstanz des Projekts immer im Blickfeld." Rechtlich sind die HvOs unter der Dachorganisation des bayerischen "Rettungszweckverbandes" zusammengefasst, die Mottener Gruppe hat sich für die örtlichen Floriansjünger als "Dienstherr" entschieden.

Die "First Responder", wie es auf Englisch heißt, werden zu medizinischen Notfällen gerufen und von Privatinitiativen oftmals in Ortschaften und Gemeinden gegründet, in denen sich die gesetzlich vorgeschriebenen Rettungszeiten (in aller Regel zwischen zwölf und 15 Minuten) aus den unterschiedlichsten (meist Entfernungs-, topografischen oder verwaltungstechnischen) Gründen nicht einhalten lassen. "Im Kernort Motten sind wir mitunter schon in drei, in Kothen und Speicherz spätestens nach fünf Minuten vor Ort", sagt Helfer Thomas Statt. Und Kollegin Tiziana Di Mari-Jehn ergänzt: "Gegenüber dem amtlichen Rettungsdienst haben wir im Durchschnitt einen Zeitvorteil von rund zehn Minuten." Bis die Notärzte und Sanitäter mit ihren RTW eintreffen "können eine Viertelstunde oder 20 Minuten Warten schon sehr lange sein", so die Führungscrew unisono. Neben den zuständigen Rettungsdiensten aus dem Landkreis Bad Kissingen (in Mottener Notfällen üblicherweise Bad Brückenau) greifen nicht selten "länderübergreifend" die Rettungswachen aus Lütter, Gersfeld, Fulda und/oder sogar Sterbfritz den bayerischen Kolleg*innen unter die helfenden Hände und Arme.

Fast sechs Jahre leitete Initiatorin Anna-Lena Larbig (rechts) die mittlerweile ...

Da haben Di Mari-Jehn, Schrott und Statt sowie die anderen Mottener Helfer*innen vor Ort im Falle eines (Not-)Falles freilich schon die Erstversorgung vorgenommen. Die Damen und Herren werden dabei jedoch "ausschließlich internistisch tätig", das heißt, sie dürfen keine Medikamente verabreichen, sondern nur die "Basics" vornehmen: Puls, Temperatur, Blutdruck, Zucker und mit dem Oxymeter den Sauerstoffgehalt messen, bei Bedarf Sauerstoff verabreichen. Natürlich darf im Notfallkoffer des Notfallhelfers auch ein Defibrillator nicht fehlen. Die HvOs liefern erste (lebensrettende) Daten für den offiziellen Rettungsdienst, fungieren als Tragehilfen und Unterstützer beim Transport der Notfallpatienten. Bis zu 80 Stunden Sanitätsausbildung sind für das Ehrenamt zu absolvieren - und natürlich bleiben psychisch belastende Einsätze nicht einfach so in den Klamotten hängen. Nicht selten benötigen die "Helfer vor Ort" (die Mehrzahl kommt aus "artfremden Berufen"; in der Mottener Truppe sind indes drei medizinische Fachangestellte und ein früherer Bundeswehr-Sanitäter dabei) selbst wiederaufrichtende Unterstützung und aufbauende Hilfe.

Was sie antreibt? "Das Durchatmen. Die Riesenerleichterung. Das Lächeln in den Augen der Menschen, wenn wir nach wenigen Minuten an der Einsatzstelle sind und wir als ‚Helfer vor Ort‘ erkannt werden", so die "First Responder" abschließend. (Hans-Peter Ehrensberger) +++


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