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Eindrücke vom Training - Fotos: Carina Jirsch

FULDA 1. Fuldaer Hockeyclub

Verein leidet unter Corona und kämpft um Zukunft - Ziel Jugendmannschaft

20.06.22 - Das ist die Geschichte eines besonderen Vereins. Der ums Überleben kämpft. Dessen Ziel es ist, neben der 1. Herren-Mannschaft, die in der Verbandsliga antritt, wieder ein Jugendteam in den Spielbetrieb schicken zu können. Denn kaum eine Sportart hat so unter Corona gelitten, wie das Hockey. Das betrifft auch den 1. Fuldaer Hockeyclub. Er kämpft mit strukturellen Problemen. Mit fehlendem Nachwuchs. Mit fehlenden Übungsleitern. Das Projekt Hockey in Fulda stützt sich auf zwei Personen: Udo Martin und John Paul Sanico. OSTHESSEN|NEWS hat den Verein an seiner Trainingsstätte, der Eberhart Strott-Halle am Gallasiniring, besucht. 

John Paul Sanico

Udo Martin

Seit mehr als 50 Jahren ist er dabei, seit seinem 20. Lebensjahr bestimmt Hockey sein Leben - und er gab dem Sport in Fulda und Osthessen ein Gesicht. Gemeint ist der heute 73-jährige Udo Martin, der vor zwei Jahren noch selbst an Punktspielen teilnahm. "Die besten Zeiten waren 1994", sagt er zu Beginn unseres Gesprächs, "als wir noch mit Borussia Fulda zusammen waren". Zwei Herrenteams, eine Jugend- und eine Damen-Mannschaft stellte der Verein. Doch das ist lange her. Die goldenen Zeiten sind vorbei.

"Wer will schon 200 Kilometer fahren für ein Spiel?"

Zwar schlummern im Nachwuchsbereich des 1. Fuldaer Hockeyclubs einige Talente - doch die sind verschiedenen Alters. Zur Bildung eines altershomogenen Teams reicht es noch nicht. "Wer will schon 200 Kilometer fahren für ein Punktspiel? Dazu ist nicht jeder bereit", gibt Martin zu bedenken. Gerade einmal neun Vereine gibt es in Hessen im Herren-Bereich: drei in Wiesbaden, zwei in Hanau, überdies in Fritzlar, Kassel, Marburg und eben in Fulda; Rotenburg musste sein Team kürzlich zurückziehen. 

Dabei ist Hockey eine Sportart, die Spaß macht, die hohe Ansprüche an koordinative Fähigkeiten und Technik stellt. An die Fitness. Dazu definiert sie sich übers Team. Doch in Fulda und der osthessischen Region hat sie es schwer, ihren Platz zu finden. Oder besser gesagt einen, der ihr Impulse, Mut und Auftrieb verleiht. Anerkennung gibt. Martin, einst Turner bei der KTV Fulda und 41 Jahre lang Lehrer, weiß: "Ohne Jugend stirbt der Verein." Er wolle vermehrt an die Mitglieder appellieren, denn "die müssen auch für den Verein da sein."

Verstärkt Werbung betreiben, Plakate an der Hochschule, Projekt am Marianum

Man wolle verstärkt Werbung betreiben, "Plakate an die Hochschule hängen", wie es Martin ausdrückt. "Und im November stellen wir Hockey am Marianum vor. Wir machen ein Projekt", ergänzt sein Partner Sanico. Keine Frage: Sie wollen die Sportart in Fulda und darüber hinaus wiederbeleben, den Verein flott machen. Für die Feldserie, die Runde im Freien, hat der 1. Fuldaer Hokeyclub keine Mannschaft gemeldet. "Auch aus Respekt vor den Corona-Maßnahmen", heißt es. Stattdessen trainieren die Spieler, messen sich in Freundschaftsspielen oder Turnieren. Zur Erläuterung: Im Freien benötigt man elf Spieler für ein Team, in der Halle nur sechs. "Da wird es schon eng für uns", bemerkt Martin. 

Einst konnte sich der Verein mit der Trainingsstätte Gallasinring, dem Schmelztiegel mit Personen hohen Anteils mit Migrationshintergrund, auf Pakistani und Inder stützen - heute sind davon nur noch sehr wenige aktiv. Der 1. Fuldaer Hokeyclub hatte gute Kontakte zu den Rudolf-Steiner-Schulen der Region, zu Hermann-Lietz-Schulen. Doch auch das ist Vergangenheit. Stattdessen gibt es strukturelle Probleme, "und wir haben nicht den Trainerstab, um mehr Angebote zu machen", sagt der 73-Jährige knapp. Probleme, die den Verein belasten. Die auf ihm drücken. 

Juhn-Paul Sanico: "Es weiß keiner, dass es in Fulda Hockey gibt"

Weiterer Engpass: Die Arbeit ruht auf dem Protagonisten-Duo Martin und Sanico. "Ich bin froh, dass Udo da ist. Er organisiert", sagt Sanico. Der 36-Jährige stammt von den Philippinen und ist seit knapp 20 Jahren in Fulda. Seit neun Jahren ist Sanico hier verheiratet, einst war er Schüler der Atanasius-Kircher-Schule - sein Lehrer: Udo Martin. "Ich bin für das Hockey in Fulda immer da", betont Sanico, "egal, ob in schweren oder guten Zeiten". Von einem ist er überzeugt: "Es weiß keiner, dass es in Fulda Hockey gibt." 

Der rührige Spielertrainer bedauert, dass sich während der Corona-Zeit viele abgemeldet hätten. Davor konnte der Verein eine Jugendmannschaft stellen, Herren und Frauen trainierten gemeinsam, sogar ein zweites Nachwuchsteam gab es. Wenn sich jemand eine Scheibe abschneiden möchte von Sanicos Ehrgeiz, dann bitte: Als er nach Fulda kam, trainierte er in Petersberg jeden Sonntag für sich. Die, die Sportart berührt, sagen, dass sie sich Hockey ohne Sanico in Fulda nicht vorstellen können. Nebenbei spielt er auch Fußball: für den SV Schweben.

Wenigstens werden Martin und Sanico von Sören Bannert unterstützt. Der bringt Regionalliga-Erfahrung aus Hamburg mit, zog nach Fulda und spielt seit November im Herrenteam. Zudem hoffen die Verantwortlichen auf die Rückkehr von Matti Auel, einst ein starker Spieler. Einer mit Substanz. Und die wünscht sich auch der Verein. Damit seine Geschichte wieder stabiler wird. (wk) +++


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