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Akute Augen-OP: Blinder Schäferhund Inuki gewinnt an Lebensqualität
03.07.22 - Schmerzfrei durchs Leben: Schäferhund Inuki rennt wieder unbeschwert über die Wiesen, als wäre nichts gewesen. Narben im Bereich der Augen erinnern lediglich an die akute Not-OP. "Am Wochenende vom 11. März 2022 kam irgendwie alles zusammen. Ich hatte Nachtdienst, meinem Opa ging es nicht gut - und Inukis Zustand verschlechterte sich plötzlich", erinnert sich Herrchen Leon Leinweber aus Veitsteinbach (Landkreis Fulda).
Rückblick: Die sechs Jahre alte Fellnase hat von klein auf einen Gendefekt. Das heißt, dass sein Augenlicht von Zeit zu Zeit immer mehr abnimmt bis zur vollen Erblindung (O|N berichtete bereits ausführlich). "Im April hätten wir in Staufenberg bei Gießen in der Tierklinik einen Kontrolltermin gehabt. Da sollte sich entscheiden, ob die Augen bei einer Operation entfernt werden sollen oder nicht", so der 32-Jährige. Doch das Schicksal hatte andere Pläne.
Bange Stunden am Wochenende
Vor dem März-Wochenende voller Sorgen bemerkte der Hundebesitzer bereits, dass Inuki innerhalb von einer Woche die Augentropfen zunehmend Schmerzen bereiteten. Von Freitag auf Samstag war der DRK-Rettungssanitäter an der Arbeit. "Ich kam aus dem Nachtdienst und wurde zunächst angerufen, dass es meinem Opa schlecht geht. Ich verbrachte den ganzen Tag in der Klinik, bis er am späten Abend gestorben ist. Als ich daraufhin nach Hause zurückkehrte, waren die Augen von Inuki entzündet und das Blutgefäß auf einer Seite geplatzt. Der Augendruck war einfach schon zu hoch", blickt Leinweber zurück. Zeit, um das Geschehene verarbeiten zu können, blieb also nicht. Am Morgen ging es dann gleich mit Inuki nach Sickels in die Tierklinik. "Leider war Frau Dr. Feldmann an dem Wochenende noch im Urlaub, eine OP konnte dementsprechend nicht stattfinden." Das Klinikpersonal kümmerte sich dennoch gut um die beiden. Nun hieß es: warten. "Ich musste wirklich tagelang die Luft anhalten, dass nichts Schlimmeres passiert."
Am Dienstag folgte schließlich die OP. "Der Eingriff war ziemlich gruselig, innerhalb von einer Stunde war aber alles schon rum." Das Team habe dort jahrelange Erfahrung speziell auch auf diesem Gebiet. "Es haben vor Ort alle einen super Job gemacht." Die darauffolgende Nachuntersuchung zeigte, dass die Wunden nach der Augenentfernung gut verheilen würden.
Die Zeit nach der OP
Danach war erstmal Ruhe angesagt. "Er durfte sich körperlich nicht anstrengen. Dafür musste Inuki ein bis zwei Wochen mit einem Hundegeschirr durch die Wohnung laufen. Ich musste ihn oftmals festhalten, damit er nicht gegen etwas stößt." In der zweiten Woche ging es mit der Leine zunächst vorsichtig in den Garten. "Das war insgesamt eine anstrengende Zeit."Gemeinsame Entdeckungstouren mit Ciri
Jetzt, einige Monate später, sind die Sorgen verflogen, der Alltag ist wieder eingekehrt. "Ich merke schon, dass er seitdem vom Wesen her ziemlich aufgeblüht ist. Die letzten Jahre hat er wahrscheinlich immer Kopfschmerzen gehabt - nur hat er sich das nicht anmerken lassen. Auch in der Akutsituation, als das Blutgefäß geplatzt war, gab es keine großen Anzeichen." Teddy - so der Spitzname - habe inzwischen wieder "nur Flausen im Kopf". Gemeinsam mit Spielgefährtin Ciri und deren Besitzerin Melissa Gärtner geht es zu Viert auf Entdeckungstour. "Mit Melissa bin ich schon seit über zehn Jahren befreundet. Seit einem Jahr ist Ciri an ihrer Seite. Unsere Hunde hatten sofort einen Draht zueinander, geben gegenseitig auf sich Acht und unterstützen sich."
Auch ohne Augen zeigt Inuki reichlich Freude, Elan und Neugier. "Wichtig sind Ohren und Nase. Ein Hund muss eben nicht an die Leine gefesselt sein." Einschläfern wäre für Leinweber keine Option gewesen: "Es gibt einfach einen sehr großen Unterschied zwischen Lebensqualität wieder herstellen oder verbessern und Leiden verlängern." (Maria Franco) +++