Archiv
Kreativer Ansatz: Stadt Bebra will 100 neue Feuerwehrmitglieder anwerben
23.06.22 - Wie gewinnt man neue Mitglieder für die Feuerwehr? Diese Frage stellte man sich aufgrund sinkender Zahlen auch in Bebra. Da kamen die Verantwortlichen des Brandschutzes und der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEB) auf eine besondere Idee: eine Wette! Denn die Stadt wettet, dass innerhalb eines Jahres 100 aktive Feuerwehrmitglieder akquiriert werden können. Falls dies nicht geschafft werden sollte, fällt im kommenden Jahr das Bebraer Stadtfest aus und die Stadt sponsert zudem mit 1.500 Euro und einem 50 Liter Fass Bier das Rotenburger Kartoffelfest.
"Diese Wette hat einen sehr ernsten Hintergrund. Wir müssen die Feuerwehren der Stadt Bebra nachhaltig unterstützen, um den Brandschutz in der Stadt und den Stadtteilen weiterhin gewährleisten zu können. Es gibt Vorgaben beim Brandschutz und wenn diese nicht erfüllt werden würden, müsste es eine Berufsfeuerwehr geben und das will keiner", erklärt SEB-Chef Stefan Pruschwitz am Rande eines Pressetermins. Stadtbrandinspektor Mike Heckroth erklärt weiter: "Es ist unser klares Ziel unsere Feuerwehr für die Zukunft nachhaltig aufzustellen und diese Aktion, soll zunächst auf das Problem bei unseren Wehren, aber auch im gesamten Ehrenamt aufmerksam machen."
Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing sehr sinnvoll
Auch die Zusammenarbeit zwischen Stadtentwicklung und Feuerwehr hält Heckroth für den richtigen Ansatz: "Die Feuerwehr gehört genauso zur Entwicklung der Stadt, wie der Einzelhandel oder weitere Bereiche. Und gerade mit dem Know-how des Stadtmarketings können Aktionen wie diese unser Wirken langfristig auf stabile Beine stellen. Derzeit beläuft sich die Zahl der aktiven Feuerwehrkräfte bei 251 - allerdings werden zukünftig viele Personen aufgrund der Altersgrenze, die bei 65 liegt, aus dem aktiven Dienst ausscheiden. Deshalb müssen wir neue Mitglieder anwerben." Zwar gebe es auch knapp 150 weitere Mitglieder in der Kinder- und Jugendfeuerwehr, dort bestehe aber keine Gewähr, dass diese auch im Erwachsenenalter am Ball bleiben würden, so Heckroth weiter.
"Die Wette ist aber nicht einfach eine lustige Idee, sondern hat einen ernsten Hintergrund", weiß
Bürgermeister Stefan Knoche, der aufgrund Krankheit nicht am Termin teilnehmen konnte. Immer mehr Feuerwehren schlagen Alarm, da die Zahlen beim Nachwuchs und den Einsatzabteilungen zurückgehen. So auch in Bebra und Umgebung.
Auch eine Plakataktion ist in der Biberstadt geplant
Neben der Wette, die auf das Problem des städtischen Brandschutzes aufmerksam macht, plant die Feuerwehr gemeinsam mit der SEB weitere Aktionen. "Im Zuge des Stadtfestes wird auf dem Parkplatz des "be-Einkaufszentrum" ebenfalls diverse Aktionen zum Thema Feuerwehr geben, wo auch für die Aktion geworben wird.Des Weiteren haben wir eine Plakataktion ins Leben gerufen, die möglichst viele Menschen ansprechen soll. Am Donnerstag geht zudem die neue Homepage der Feuerwehr online, wo man sich unter anderem für einen Feuerwehr-Schnupperkurs anmelden kann." "Die Feuerwehr bedeutet auch, Pflichten zu haben, deswegen zwingen wir keinen uns beizutreten. Allerdings wäre es ein Erfolg, wenn wir im Bereich der Atemschutzgeräteträger und der Tagesbereitschaft Mitglieder gewinnen könnten", erklärt der Stadtbrandinspektor weiter.
Die ersten zwei Mitglieder wurden gleich beim Pressetermin aufgenommen. Neben SEB-Chef Pruschwitz hatte Carsten Henjes, das erste neue Mitglied im Zuge der Aktion zu werden: "Ich wollte schon immer in die Feuerwehr, nun war es an der Zeit und zudem wurde ich aktiv angesprochen."
"Wir geben zu, dass es ein ehrgeiziges Ziel, in einem Jahr 100 neue Mitglieder zu akquirieren, aber es bringt der Feuerwehr nachhaltig etwas und gerade dieser Charakter der Wette mit den Rotenburger macht es ungleich spannender", so Pruschwitz weiter. Auch die Rotenburger haben Kenntnis genommen und die Wette angenommen: "Falls Bebra die Wette verlieren sollte, laden wir sie herzlich zum Kartoffelfest ein. Dennoch darf man den ernsten Hintergrund nicht außer Acht lassen, der viele Bereiche des Ehrenamtes umfasst. Aufgrund eines Vorfalls vor einigen Jahren, wo das Kartoffelfest parallel zum Stadtfest stattfand, bringt natürlich eine gewisse Würze herein. Im Allgemeinen haben wir sehr eng mit der SEB zusammen und das ist auch gut so. Hoffentlich bringt die Aktion ihren gewünschten Effekt", ergänzt der Rotenburger Stadtmarketing-Chef Torben Schäfer auf O|N-Anfrage. (Kevin Kunze)+++