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Meik Voll war zu Gat in der O|N-Redaktion - Fotos: Finn Rasner

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (8)

Meik Voll: "Eigentlich wollte ich ja nie Feuerwehrmann sein"

29.06.22 - Hinter Meik Voll liegen verrückte Monate - zumindest in fußballerischer Hinsicht. Im November vergangenen Jahres trat er als Trainer in Thalau zurück, Anfang Mai übernahm er als Feuerwehrmann in Ehrenberg und bewahrte die SG in sechs Wochen vor dem Abstieg aus der Verbandsliga. Nach seiner geglückten Mission gab er seinen Abschied aus Ehrenberg bekannt - nur um zwei Wochen später doch noch mal umstimmen zu lassen. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch blickt der ehemalige Hessenliga-Coach auf diese Zeit zurück, verrät, warum er am Ende Ehrenberg erhalten blieb und was er mit dem Verein in der neuen Saison vor hat. 

Im ON|Sportgespräch lassen wir immer mittwochs Sportler aus verschiedenen Sportarten aus der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte, losgelöst vom aktuellen Tagesgeschehen. Heute folgt Teil acht der Serie. 

O|N: Herr Voll, hinter ihnen liegen einige ungewöhnliche Wochen. Wie haben Sie selbst diese Zeit wahrgenommen? 

Meik Voll: Wie sich alles entwickelt hat, war schon krass. Im November war Schluss in Thalau, da hätte ich nicht gedacht, dass während der Saison etwas kommt, was mich so reizt, dass ich sage, `ok, das mache ich jetzt`. Ich wollte ja eigentlich nie Feuerwehrmann sein. Jetzt liegen sechs sehr intensive Wochen hinter mir.

O|N: Sie haben Ehrenberg vor dem Abstieg gerettet. Als der Verein an Sie herantrat, war ihnen da gleich klar, dass sie das machen wollen? 

Voll: Nein, ich konnte mich nie mit dem Gedanken anfreunden, ein Traineramt in der laufenden Saison zu übernehmen. Und das aus gutem Grund, schließlich habe ich die Mannschaft nicht zusammengestellt, kenne den Fitnesszustand nicht und weiß nicht, welche Defizite vorliegen. 

Im Gespräch mit O|N-Redakteur Felix Hagemann

O|N: Warum haben Sie sich dann dennoch darauf eingelassen?

Voll: Es war der Reiz, etwas zu Ende zu bringen, was vor der Saison als Abenteuer begonnen hat. Als ich mit Hugo Lingelbach (Co-Trainer) in Thalau angefangen habe, war die Situation ja ähnlich. Das erste halbe Jahr nach dem Aufstieg war super, dann kam die Corona-Pause. Das zweite Jahr war dann deutlich schwerer und ich bin nach dem 1:10 in Kassel zurückgetreten. Für mich war danach einfach so ein Gefühl da, noch etwas zu Ende bringen zu müssen und Ehrenberg hat mir die Möglichkeit gegeben - wohl wissend, dass auch hier der Abstieg wahrscheinlicher war als der Klassenerhalt.

O|N: In welchem Zustand war die Mannschaft als sie kamen und was haben Sie verändert?

Voll: Zuerst einmal: die Spieler haben es mir richtig leicht gemacht. Die Mannschaft hat einen tollen Charakter. Außerdem war sie auch topfit, Sebastian Vollmar hat einen super Job gemacht, er hatte dann nur eine Ergebniskrise. In sechs Wochen kann man natürlich nicht mehr viel verändern. Wir haben dann das System ein bisschen umgestellt und versucht, viel Spaß ins Training hereinzubringen. Das hat zum Glück gut geklappt, den Jungs hat man den Spaß und die Lockerheit angemerkt. Natürlich hatten wir auch Glück, dass wir schnell Erfolgserlebnisse einfahren konnten. Das hat das Ganze leichter gemacht. 

O|N: Nach dem Klassnerhalt kündigten Sie erst ihren Abschied an, zwei Wochen später ließen Sie sich aber doch noch umstimmen und unterschrieben für die neue Saison. Wie kam es dazu? 

Voll: Für mich war die Aufgabe mit dem Klassenerhalt eigentlich erfüllt. Zudem bin ich beruflich sehr eingespannt und will auch mehr Zeit mit meiner noch zu Hause lebenden Tochter verbringen. Mein Co-Trainer Hugo Lingelbach baut sein Haus um. Mit anderen Worten: die Voraussetzungen waren aus unterschiedlichsten Gründen für mich eigentlich nicht mehr gegeben, um weiterzumachen. Allerdings hat sich der Verein extrem um mich bemüht, die Mannschaft hat klare Signale gesendet, mit mir weiter machen zu wollen. Udo Wischnewski und Enrico Kretsch sind immer intensiv am Ball geblieben und haben nach Lösungen gesucht und aufgezeigt. So kam zum Beispiel auch Daniel Pfeifer ins Spiel, mit dem ich sehr gut befreundet bin und der nicht nur ein hervorragender Physiotherapeut ist, sondern mich auch als Co-Trainer unterstützt und sich um die Fitness der Spieler kümmern wird. 

O|N: Die Verbandsliga ist mit acht osthessischen Mannschaften extrem attraktiv. Hat das auch eine Rolle bei Ihrer Entscheidung gespielt?  

Voll: Ich denke, dass die Liga schon lange nicht mehr so attraktiv war, wie nächste Saison. Wir müssen nur acht mal weiter wegfahren, die restlichen Auswärtsspiele sind alle rund um Fulda. Für mich ist der weiteste Weg, der zum Trainingsplatz (lacht). Es ist natürlich interessant, sich in so einer Liga präsentieren zu können und Ehrenberg dort zu etablieren. Da hat man nicht nur als Trainer Lust drauf, auch die Mannschaft ist heiß. 

O|N: An welchen Schrauben muss ein kleiner Verein wie Ehrenberg drehen, um sich in der Verbandsliga etablieren zu können? 

Das große Thema ist natürlich die Personalgewinnung. Wie schaffe ich es, Spieler aus Fulda nach Ehrenberg zu locken. Der Begriff Rhön schreckt viele ja erstmal ab. Wir müssen kreativ sein und auch über die Grenzen Hessens hinaus nach Bayern und Thüringen schauen und ihnen darlegen, dass Fußball in der Rhön mit beruflichem und familiärem Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen sind.

Meik Voll (l.) und Co-Trainer Hugo Lingelbach (r.) mit den Ehrenberger Neuzugängen ...Foto: Privat

O|N: Was ist denn für Ehrenberg in der neuen Saison drin?

Das gute ist, dass aus der Hessenliga nur noch zwei Mannschaften runterkommen können, die bei uns die Absteigerzahl erhöhen würden. Steinbach hat sich aber super verstärkt und in Neuhof ist man immer kreativ. Ich bin mir sicher, dass beide gut genug sind für den Klassenerhalt. Und dann muss es unser Anspruch sein, drei Mannschaften hinter uns zu lassen. Das Ziel kann nur der Klassenerhalt sein - und das am besten so schnell wie möglich. Dann hätten wir wieder einen Schritt nach vorne gemacht. 

O|N: Herr Voll, danke für das Gespräch. (fh)+++


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