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Der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber nimmt auf O|N-Anfrage Stellung zu den Kirchenaustritten. - Foto: Bistum Fulda/Julia Steinbrecht

FULDA Immer mehr verlassen die katholische Kirche

Bischof Gerber: Jeder Kirchen-Austritt schmerzt in einer besonderen Dimension

28.06.22 - Die katholische Kirche in Deutschland musste im vergangenen Jahr einen neuen Negativrekord verzeichnen: 2021 traten fast 360.000 Menschen aus und damit 86.567 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019, wie die Deutsche Bischofskonferenz am Montag in Bonn mitteilte. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, zeigte sich von diesem sprunghaften Anstieg "zutiefst erschüttert".

O|N hat die Entwicklung zum Anlass genommen, den Verantwortlichen des Bistums Fulda mit Bischof Dr. Michael Gerber an der Spitze verschiedene Fragen zukommen zu lassen. Wie berichtet, zählt das Bistum Fulda nach der neuesten Statistik insgesamt 361.078 Katholiken. Im vergangenen Jahr gab es 5.301 Kirchenaustritte, 1.815 mehr als im Jahr zuvor.

Über die Bischöfliche Pressestelle erreichte O|N folgendes Statement von Bischof Gerber:  "Die Zahlen spiegeln eine Realität von Kirche und Gesellschaft wider, die es anzuerkennen gilt. Die Bindungskräfte der klassischen gesellschaftlich relevanten Größen nehmen ab – das betrifft uns als Kirche ebenso wie zum Beispiel Parteien und Gewerkschaften oder auch viele Vereine und Verbände.  Als Kirche müssen wir uns dabei auch den Anforderungen einer modernen, säkularen Gesellschaft stellen und die Verantwortung für die Bearbeitung und Bewältigung unserer kircheninternen Konflikte und Skandale übernehmen. Das tun wir vor allem mit der Neuausrichtung der Pastoral und der Kirchenverwaltung, einer Haushaltskonsolidierung und der aktuellen Pfarreientwicklung sowie nicht zuletzt einer unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda." 

Gerber weiter: "Als Kirche werden wir unser Handeln künftig mehr und mehr auf unseren Sendungsauftrag fokussieren müssen. Insbesondere in den Bereichen Bildung, Kultur und Soziales gilt es zu prüfen, was wir in Kooperation mit weiteren gesellschaftlichen Gruppen noch leisten und was womöglich andere Akteure übernehmen können. Die kleiner werdende Zahl der Menschen, die an eine der großen Kirchen gebunden sind, wird dabei dann auch ganz spürbare Folgen für die Gesellschaft insgesamt haben: Was bisher aus den Kirchensteuerbeiträgen derer, die die Kirche verlassen, für Bildung, Soziales und Kultur verwendet werden konnte, wird realistischerweise nur in sehr eingeschränktem Maße anderen Akteuren für solche Zwecke gespendet werden." 

Jenseits anonymer Zahlen und weit vor dem monetären Verlust "schmerzt uns jeder Kirchen-Austritt aber vor allem in einer ganz anderen, tieferen Dimension": Als Verlust von Erfahrungen und Beziehungen, von Kreativität und geistlichem Potential innerhalb der Gemeinschaft. Die Zukunft der Kirche werde sich daher vor allem daran entscheiden, ob und wie die Menschen den Glauben in dieser Kirche als relevant erleben.

Der Fuldaer Bischof abschließend: "Ich sehe hier einige gute Wege, die in die Zukunft weisen, nicht zuletzt in einer Reihe von Veranstaltungen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den vergangenen Wochen: So freue ich mich darauf, diese Zukunfts-Wege gemeinsam mit den vielen engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen im Bistum Fulda weiterzugehen, um die Menschen hier mit dem Glauben in Berührung zu bringen."  (Bertram Lenz) +++


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