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In der Alten Textilfabrik in Ebersburg-Weyers soll etwas Neues entstehen, von dem alle Generationen profitieren - Fotos: privat

EBERSBURG (RHÖN) "Im Sinne der Nachhaltigkeit"

Abriss verhindert - Alte Textilfabrik in Weyhers soll gerettet werden

06.07.22 - Viele Jahre lag die Alte Textilfabrik im Ortskern von Weyhers (Gemeinde Ebersburg) im tiefen Dornröschenschlaf, doch jetzt gibt es Pläne, sie wieder zu blühendem Leben zu erwecken: Eine Initiative um die aus Fulda stammende Architektin Susanne Petry hat die dem Abriss geweihte Immobilie gerettet und will sie zu einem einladenden Ort zum Arbeiten, Wohnen und für Kultur umgestalten. Sie ist die Initiatorin und der Motor des Frankfurter Nachhaltigkeitszentrums PIER F. Der Gemeinde hat sie mit ihren Mitstreitern letztes Jahr ein Konzept zur nachhaltigen, zukunftsorientierten Umgestaltung des Geländes vorgelegt und so die drohende Abrissbirne verhindert. Ziel des Konzepts ist unter anderem die Belebung des Quartiers mit einem Mehr-Generationen-Modellprojekt, das Strahlkraft für die gesamte Region besitzen soll.

Die Visualisierung der geplanten neuen Nutzung nach der Sanierung des Gebäudes werden ...

Die Gemeinde Ebersburg steht der Planung positiv gegenüber und hat den Initiatoren bereits ein Vorkaufsrecht für das Gelände eingeräumt. Auch eine Bauvoranfrage an den Landkreis ist schon gestellt und in einer Infoveranstaltung und bei einem Rundgang potenzielle Unterstützer und Förderer über das Projekt unterrichtet. Geplant sind ein Mix aus 14 Appartements für Singles, Paare und Familien jeden Alters, selbstverständlich barrierefrei und rollstuhlgerecht. Die Alte Textilfabrik soll den Bedarf an kleineren komfortablen Wohnungen abdecken, unterschiedliche Generationen vom Kind bis zur pflegebedürftigen Senior:in zusammenbringen, als möglichst energieautarkes Gebäude realisiert werden, Carsharing und E-Bike-Verleih integrieren, die Bürgerschaft einbinden und gemeinschaftlich/genossenschaftlich organisiert sein. "Es geht nicht um große Luxusflächen, sondern um bezahlbares kompaktes Wohnen und Arbeiten", so die Initiatoren. Integriert werden soll eine Gemeinschaftsfläche, Gästezimmer, Co-Working-Plätze und gesundheitsorientierte Einrichtungen, auch das Angebot von kleineren Kulturevents ist denkbar. Eine (Reparatur-) Werkstatt und Mobilitätsangebote runden das Konzept ab. 

Architektin Susanne Petry begeistert sich für das Projekt und hat schon jede Menge ...

Im Rahmen einer Zwischennutzung bis zum Baubeginn sollen der Austausch Stadt und Land und die nachhaltige (Bau-)Kultur auf dem Land gefördert werden, etwa in Form von Rhön-Führungen für Städter und einem Zentrum Grüne Baukultur, an dem sich auch Architekturbüros, Unternehmen und andere Player aus der Region im Rahmen eines Netzwerks beteiligen.

In enger Nachbarschaft zur Alten Textilfabrik, in der "Alten Post", hat sich ein Knotenpunkt im Sozialraum entwickelt. Basis für diese Entwicklung ist eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kommune Ebersburg und dem Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal e. V. mit dessen Vorsitzenden Dr. Hans Unbehauen. Das Ziel: eine nachhaltige Gestaltung des demografischen Wandels. Der "Generationentreff Alte Post" bietet unter anderem  "Bildungsangebote 4.0" für Senior:innen, darunter Smartphonekurse, Smartes Frühstück und die Ausstellung "Hilfreiche Technik im Alltag". Hans Unbehauen freut sich über das Engagement für das Mehr-Generationen-Projekt mitten im Ortskern von Weyhers und sieht Synergieeffekte beider sozialer Initiativen. Um die Geschichte des Gebäudes möglichst genau dokumentieren zu können, sind Anwohner und Kenner der regionalen Historie aufgerufen, ihr Wissen mit den Planern zu teilen. Auch Zeitungsausschnitte, Dokumente und alte Fotos sind gefragt.

Die Initiatoren

Das Haus hat eine lange Geschichte und diente zwischenzeitlich sogar als Gefängnis ...

Rund 200 Interessierte kamen zum Infotag. Susanne Petry und Tim Driedger (PIER F/ZHF ...

PIER F – Zukunftshafen Frankfurt ist das 2015 gegründete Nachhaltigkeits- und Kulturzentrum der Architektin und Sozialunternehmerin Susanne Petry. Ihr PIER F versteht sich als Denkfabrik und lebendige Begegnungsstätte rund um das Thema Nachhaltigkeit, mit Schwerpunkt auf Architektur und Design. Realisiert werden diverse Veranstaltungsformate, von "KLIMAtours" und "Green City Tours" (Führungen) über Vorträge, Kinoabende, Seminare und Workshops in der "PIER Akademie" bis hin zu Open-Air-Festivals und einem Nachhaltigkeitsmagazin. Mehr unter www.pier-f.de.

So sah es vor der Entrümpelung im leerstehenden Gebäude 2018 aus Fotos( 12): Eckhard Budde-Schneider

Der 2018 gegründete Zukunftshafen Frankfurt (ZHF) e.V. unterstützt die PIER-F-Idee und fördert vor
allem nachhaltige Architekturprojekte. Die Mitglieder kommen vorwiegend aus den Bereichen Architektur, Design und Energieberatung. Gemeinsam wollen PIER F und ZHF e.V. (bau-)kulturelle Impulse geben, den Erhalt und die Nutzung von Leerstand fördern, lebenswerte Orte schaffen, Einsamkeit verhindern, Gemeinschaft stärken, Menschen motivieren, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Das Netzwerk, das auch mit Universitäten und innovativen Herstellern der Baukultur zusammenarbeitet, baut darauf, dass Investor:innen der Zukunft sich verstärkt zu ihrer sozialen Verantwortung bekennen und gesellschaftliche Fragen in den Blick nehmen.

Grüner MdL Markus Hofmann begrüßt die Pläne eines modernen Wohnprojekts

Susanne Petry (rechts), Markus Hofmann (dritter von rechts) und weitere Mitglieder ...

Bereits im Februar dieses Jahres hatte Markus Hofmann, regionaler Landtagsabgeordneter von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, die leerstehende Textilfabrik in Weyhers besucht. Begleitet wurde er von der aus Fulda stammenden Architektin und Initiatorin Susanne Petry und einigen Mitstreiter:innnen  für das geplante Umbauprojekt. Die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die alte Textilfabrik zu erhalten und zu einem Mehrgenerationen-Wohnprojekt umzubauen.

Markus Hofmann ist überzeugt von dem zeitgemäßen Konzept: "Zunächst einmal ist ein Erhalt und Umbau unter Nachhaltigkeitsaspekten die weitaus bessere Lösung als ein Abriss. Außerdem ist es für die Menschen in Weyhers ein Gewinn, dass ein solch geschichtsträchtiges Gebäude erhalten bleibt. Bei meiner Besichtigung Anfang des Jahres konnte ich mir schon gut vorstellen, wie die motivierte Projektgruppe das Haus mit Leben und modernen, ergänzenden Angeboten füllen wird. Dass hier bezahlbarer Wohn- und Arbeitsraum in einem genossenschaftlichen Raum realisiert werden soll, ist ein weiterer Aspekt, der dieses Projekt so unterstützenswert macht", so Hofmann. (ci)+++


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