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Seltenen Pflanzen und Pflanzengesellschaften dienen als Nahrung und Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten oder Brutstätten bedrohter Vögel. - Symbolbild: O|N / Luisa Diegel

ULRICHSTEIN Seltene Pflanzen als Nahrung und Lebensraum

Vogelsberger Grünland im Fokus der Biodiversitätskonferenz

04.07.22 - Nach zwei Jahren Pause stand in der vergangenen Woche wieder eine Biodiversitätskonferenz auf dem Programm der Unteren Naturschutzbehörde des Vogelsbergkreises.

Biodiversität werde in Hessens höchstgelegener Stadt großgeschrieben, betonte Bürgermeister Edwin Schneider in seinem Grußwort und wies auf die gelungene Veranstaltung des Bergmähwiesenfestes in Feldkrücken und die Feier zum 21-jährigen Bestehe des Vogelsberggartens hin. Der Vogelsberggarten erhalte seit 2016 jährlich eine Förderung aus dem Biodiversitätsprogramm in Höhe zwischen 5.000 bis 8.000 Euro.

Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak hatte zuvor die große Bedeutung der Biodiversität hervorgehoben und den Akteuren Lob und Anerkennung für das vielfältige Engagement ausgesprochen.

Regelmäßige Beweidung und Mahd

Fotos: Dieter Graulich / Susanne Jost

Im Spiegelsaal des Ulrichsteiner Innovationszentrums stand dann das Vogelsberger Grünland mit seinen seltenen Pflanzen und Pflanzengesellschaften, die als Nahrung und Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten dienen oder Brutstätten bedrohter Vögel wie dem Braunkehlchen sind, im Mittelpunkt. "Untrennbar ist der Erhalt von Bergmähwiesen oder Magerrasen mit landwirtschaftlicher Bewirtschaftung verbunden. Nutzungsintensivierung bedroht sie mindestens so sehr wie Nutzungsaufgabe", so der Grünlandexperte Dr. Bernd Nowak, der zunächst über die Entstehung des Grünlandes informierte.

Die Lebensgemeinschaften des Grünlands hätten sich mit der Besiedlung und bäuerlichen Viehhaltung in der Kulturlandschaft entwickelt. Als entscheidende Faktoren für die Entstehung der Lebensgemeinschaften des Grünlands bezeichnete er regelmäßige Beweidung oder Mahd. In den zurückliegenden Jahrhunderten hätten sich unter der Grünlandnutzung standortspezifisch sehr vielfältige Lebensgemeinschaften hoher Artenvielfalt auf den Weiden und Wiesen entwickelt.

Veränderungen der Habitate

Sebastian Euler und Astrid Scharf.

Die Lebensgemeinschaften des Grünlands seien für die Biodiversität unserer Kulturlandschaften von größter Bedeutung. Unter gleichbleibenden Nutzungseinflüssen sei die Artenzusammensetzung der Lebensgemeinschaften der Wiesen und Weiden sehr stabil. Bereits geringe Nutzungs- und Standortveränderungen führten aber zu Veränderungen der Habitate, Artenzusammensetzung und Artenvielfalt. Dr. Nowak machte die Veränderungen seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich. Hessen gehöre zu den Bundesländern mit dem höchsten Anteil naturschutzrelevanter beziehungsweise extensiv genutzter Grundlandbiotope am Gesamtgrünland. Verbreitungsschwerpunkte artenreicher und geschützter Grünlandbiotope in Hessen seien Gebiete mit vorherrschender Nebenerwerbslandwirtschaft.

Im Vogelsberg sei der Anteil naturschutzrelevanter bzw. extensiv genutzter Wiesen und Weiden am Gesamtgrünland relativ gering. Aufgrund der sehr umfangreichen Grünlandflächen nehmen artenreiche/geschützte Grünlandbiotope insgesamt aber relativ große Flächen ein, betonte Dr. Nowak. Der Anteil des Grünlandes an der Landesfläche betrage 13,9 Prozent und bei den Ackerflächen 22,4 Prozent.

Status Quo

Ulrichsteins Bürgermeister Edwin Schneider.

Der Grünlandexperte ging dann auf die verschiedenen Grünlandtypen und deren Unterschiede ein. Die wichtigsten seien Glatthafer- und Goldhaferwiesen, Weidelgras-Weißklee- und Rotschwingel-Rotstraußgras Weiden, Sumpfdotterblumen-und Pfeifengras-Wiesen, Kleinseggen-Rieder, Borstgras- und Halbtrockenrasen sowie Heidekraut-Zwergstrauch Heiden. Ausführlich ging Dr. Nowak auf die Düngung und die Mahd Termine ein, die naturschutzfachlich besonders relevante Nutzungsfaktoren seien.

Johannes Euler, Projektleiter des Naturschutzgroßprojektes Vogelsberg, gab einen Überblick über den Status Quo des Vogelsberger Naturschutzgrünlandes und ging der Frage nach, woher der Rückgang der Artenvielfalt und der schlechte Zustand des Grünlandes komme. Als mögliche Gründe führte er unter anderen den Klimawandel und den Insektenrückgang auf. Auch die hohe Verbreitung der Stauden-Lupine und eine Nutzungsintensivierung spielten eine Rolle. Bei der Aufschlüsselung der Nutzungszustände der Borstgras- und Bergmähwiesenflächen wurde deutlich, dass die Wertstufe C, mit nur wenigen Arten, den größten Anteil der Flächen einnehmen würden. Der Projektleiter bedauerte, dass sinkende Fördersätze beim Vertragsnaturschutz wenig Anreiz zur Extensivierung seien. Als sehr positiv bezeichnete er jedoch die gute Zusammenarbeit zwischen den Landwirten und dem Amt Wirtschaft und den ländlichen Raum. (gr) +++


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