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Anni Kunstmann und Tommy Knauf vor dem Monte Kali in Heringen - Fotos: privat

HERINGEN (W.) Tierische Begleitung beim Wander-Projekt

Mit Pferd und Hund: Naturliebhaber wandern das Grüne Band entlang

09.07.22 - Das Grüne Band Deutschland ist das erste gesamtdeutsche Naturschutzprojekt und schon lange ein beliebtes Wanderziel. Der Grenzstreifen, der einst die DDR und die BRD trennte, bietet je nach Route circa 1.400 Kilometer Wanderweg an, in der viel unberührte Natur wächst und gedeiht. Anni Kunstmann und Tommy Knauf aus Rudolstadt in Thüringen, haben sich das Grüne Band ausgesucht, um eine ganz eigene Art von Wanderprojekt zu starten. 

Kunstmann und Knauf wurden bereits in ihrer Kindheit von den Grenzregionen geprägt. "Mein Vater kommt aus Probstzella, meine Oma aus Gräfenthal und Tommy, mein Partner, aus Oßla. Wir wurden schon von klein auf mit der Geschichte der Region aufgezogen, haben sie miterlebt und waren seit jeher auch stets interessiert." Da ist es nicht verwunderlich, dass das Grüne Band den Beiden durchaus bekannt ist. Doch wie kommt man auf die Idee, das grüne Band mit Pferden zu erkunden? 

"Das Natur-Fieber hat uns gepackt"

Anni Kunstmann sei schon in ihrer Kindheit begeistert von Pferden gewesen. "Ich war schon immer ein Pferdemädchen. Meine Stute ist inzwischen zehn Jahre bei mir. Da konnte man nicht einfach in den Urlaub fahren - das Pferd musste mit. Also müsste eine Variante mit Pferd her: Zu Fuß, das Pferd bepackt mit Zelt und Isomatten und der Hund mit seiner Gepäcktasche. So nahm die Wandertruppe Gestalt an. Es ist zwar anstrengend und aufwendig, bietet aber auch einen äußerst schönen Reisekomfort. In den Packtaschen können wir einen Gaskocher, Essen und bis zu 20 Liter Wasser packen. Das ist für lange Strecken natürlich optimal. So kann man sich gut autark versorgen, ein paar Tage in der Wildnis verbringen und ist für diese Zeit nicht auf die Öffnungszeiten der Supermärkte angewiesen."

Vor allem in letzter Zeit habe sich ihre Naturliebe gefestigt. "Wir sind in den letzten drei Jahren viel gewandert, sei es um den Hohenwarte Stausee oder das Thüringer Schiefergebirge. Wir wollten mehr von der Natur Deutschlands sehen. Die davor bewanderten, regionalen Ziele haben uns schon sehr begeistert, aber es sollte noch ein Schritt weiter sein: Es gibt so viel schöne, unberührte Natur am ehemaligen, innerdeutschen Grenzstreifen, der sich von der tschechischen Grenze bis an die Ostseeküste erstreckt, das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen."

"Die Natur ist erbarmungslos. Man muss Stärke und Ruhe beweisen"

Auf ihren Reisen wurde ihnen jedoch eins schnell klar - die Natur ist launisch." Die Natur kennt keine Auszeit. Schon oft hatten wir nasse Klamotten oder mussten uns durch die Hitze quälen. Erst vor kurzem brauchten wir einen Hufschmied, der unserm lahmen Pferd ein Spezialbeschlag anfertigte. Und davor hat der Hund sich einen Dorn eingetreten und brauchte auch Krankenpflege, das sind die weniger schönen Momente auf der Tour. Doch das sind alles Aufgaben, an denen man wachsen kann und vor allem als Team zusammen halten muss, um die bestmögliche Lösung zu erzielen. Die Schönheit der Natur, zeigt sich uns so oft in ihrer schönsten Blüte, sodass man die schwierigen Zeiten gut überstehen kann."

"Überall nette und hilfsbereite Menschen"

Zu den schönen Momenten zähle auch die warmherzige und offene Art der Menschen, die sie auf ihren Wegen begegnen. "Es gibt so viele nette Menschen hier am Grünen Band. Wir werden zum Abendessen eingeladen, bekommen Getränke in den ortsansässigen Gaststätten ausgegeben oder uns wird an einem heißen Tag wie selbstverständlich Eis aus dem Autofenster gereicht. Meistens sind die Leute interessiert an unserem Projekt und sehr hilfsbereit: Es kam auch schon oft vor, dass wir Wiese für die Pferde angeboten bekommen haben, auf der wir sie einige Tage grasen lassen durften. Oder wir bekamen für den Hund einen großen Kauknochen geschenkt, ganz zur Freude unserer 'Freya'. Nicht selten merkt man, dass das Reisen zu Pferd etwas besonderes geworden ist in der heutigen Zeit. Wir erregen Aufmerksamkeit, wenn wir durch die Straßen laufen: die Leute machen die Fenster auf, stellen uns nach und Kinder kommen uns hinterhergelaufen, um die Pferde zu streicheln - ein lustiges, aber auch eigenartiges Gefühl. Und manch einem liegt die Frage auf den Lippen: Was unsere Beweggründe für diese etwas andere Reiseart ist." - erfreut sich die Naturliebhaberin.

Kali-Region und Werratal

Auf ihrer Reise durch das Grüne Band seien sie auch auf das Werratal in der Kali-Region aufmerksam geworden. "Es war ein wunderschönes Wandern am Werratal-Radweg. Die Wege sind sehr gut ausgebaut und man kann herrlich auf diesem Fluss Kanu fahren. Wir mussten uns eine andere sportliche Beschäftigung suchen statt dem weiter wandern, als unser lahm gehendes Pferd Ruhe brauchte. Also schnappten wir uns Paddel, Sonnenbrille und den Hund und genossen die idyllischen, naturbelassenen Ufer der Werra und ließen uns flussabwärts im Kanu treiben. Eine tolle Begegnung hatten wir mit Hans Herwig, der uns gastfreundlich in Heringen mit Sack und Pack aufnahm, die Pferde mit Wasser und Heu versorgte und wir uns über die Etablierung von Wanderreitstationen am Grünen Band unterhielten."

"Startschuss für viele weitere Projekte"

Gestartet sind die beiden bei der Grenzstadt Lehesten, die etwa 25 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt liegt. "Das Projekt rund um das Grüne Band war für etwa vier Monate geplant. Wir wollen die innerdeutsche Grenze bis hoch an die Ostsee nach Boltenhagen entlanglaufen. Nun sind wir etwas mehr als bei der Hälfte angekommen und liegen somit gut in der Zeit. Man kann aber nicht alles planen, mal muss man ein Schlenker wegen Tiermedizin einlegen oder für Einkaufsmöglichkeiten. Daher sind Ausweichtage bitter nötig", so Kunstmann. "Während diesem Projekt haben wir Hunger auf mehr Naturleben bekommen. Das Säumen im Einklang mit der Natur hat uns inspiriert und gibt uns jetzt Energie für weitere Touren. Unsere Ausrüstung ist gut ausgestattet, mit jedem Tag gewinnen wir wertvolle Erfahrungen und die Tiere zugleich. Gute Voraussetzungen, um weitere Abenteuer zu bestehen", so Tommy Knauf. (Mathias Schmidt)+++


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