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In Ludwigsau-Mecklar entsteht bereits ein großes Logistikzentrum, in Bebra soll laut ersten Planungen ein noch größeres Logitikzentrum entstehen. - Visualisierung: Pfenning Logistics Group

BEBRA Stadtpolitik nimmt Punkt von Tagesordnung

Nächste Logistikhalle im Landkreis? Doch es regt sich Widerstand

08.07.22 - Logistik im Landkreis Hersfeld-Rotenburg: ein zweischneidiges Schwert. In allen Teilen des Kreises haben sich Logistikriesen angesiedelt, egal ob an A7 bei Neuenstein, an der A4 in Bad Hersfeld oder Friedewald. Doch auch entlang der Bundesstraßen, wie beispielsweise in Ludwigsau sind Unternehmen allgegenwärtig. Nun will die Pfenning Logistik Gruppe auch in Bebra einen weiteren Standort etablieren. Gegen das Vorhaben regt sich allerdings enormer Widerstand. Ein Grundsatzbeschluss in der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend wurde indes von der Tagesordnung genommen.

Der Bebraer Bürgermeister Stefan Knoche Archivfoto: O|N/Kevin Kunze

"Das Thema wird von der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend genommen", kündigte Bebras Bürgermeister Stefan Knoche in einer kurzen Mitteilung gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Eigentlich sollte am Abend ein Grundsatzbeschluss seitens der Stadtpolitiker getroffen werden, doch dies wird zumindest zunächst nicht geschehen.

Umweltverbände kritisieren Vorhaben scharf


Verschiedene Umweltverbände im Landkreis kritisieren in einer Pressemitteilung scharf, dass sich ein weiterer Logistiker im Landkreis ansiedeln möchte. Dabei stören sie sich vor allem daran, dass wertvolle landwirtschaftliche Flächen zerstört werden und es einen riesigen Flächenverbrauch zur Realisierung des Projekts benötige. Die gemeinsame Stellungnahme im Wortlaut:

Jörg Althoff vom BUND Kreisvorstand Hersfeld-Rotenburg Foto: privat

"Die Umweltverbände von BUND, NABU, HGON im Landkreis sowie die Naturkundliche Gesellschaft Mittleres Fuldatal haben vereinbart, gegen die geplante ‚Monsterhalle‘ der Pfenning Logistik Gruppe im Auen- und Überschwemmungsbereich der Fulda bei Bebra gemeinsam und koordiniert vorzugehen und dabei alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um das Projekt zu verhindern. Seitens der Umweltverbände gibt es grundsätzliche Bedenken gegen diesen riesigen Flächenverbrauch. Die entgegenstehenden Belange sind erheblich. Der Flächenfraß mit der Vernichtung wertvoller landwirtschaftlicher Flächen sowie Gemeinwohlinteressen sprechen eindeutig gegen die Ansiedlung von Firmen im Gewerbegebiet West/Kuhrasen und darüber hinaus. Die Genehmigung der Halle für Continental in der Vergangenheit war bereits grenzwertig. Darauf weist Jörg Althoff vom BUND Kreisvorstand zusammen mit den Kollegen der anderen Umweltverbände hin.

34 Fußballfeld große Logistikhalle geplant

Die Pfenning Logistik Gruppe plant eine weitere Logistikhalle im Landkreis mit einer Größe von 14 Fußballfeldern oder 100.000 Quadratemter. Für das Gesamtprojekt will die Firma aus Heddesheim insgesamt rund 240.000 Quadratmeter (34 Fußballfelder) in der Fuldaaue auffüllen und bebauen. Der geplante Gleisanschluss sowie eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach dienen lediglich der kosmetischen Aufwertung des Projektes. Mit der Versiegelung weiterer wertvoller landwirtschaftlicher Flächen reiht sich das Projekt nahtlos in den Logistikwahn im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ein.

Diesmal greifen die Logistiker ungehemmt in den Überschwemmungsbereich der Fulda ein und konterkarieren damit die in den vergangenen Jahren erfolgreich durchgeführten Hochwasserschutzmaßnahmen. Mit der riesigen Halle wird das Fuldatal in diesem Bereich um 600 Meter eingeengt. Die Konsequenzen haben die Gemeinden und Städte im Oberlauf der Fulda zu tragen. Mir scheint, dass die Planer aus den jüngsten Hochwasserkatastrophen und Überschwemmungen im Ahrtal nichts gelernt haben, so Jörg Althoff.

Schon viele Überschwemmungsbereiche der Fuldaaue vernichtet

Insbesondere die Stadt Bebra hat in den vergangenen Jahrzehnten bereits große Teile der natürlichen Überschwemmungsbereiche der Fuldaaue durch die Bebauung mit Gewerbe- und Industriegebieten vernichtet. Die weiteren Planungen für eine nicht mehr zeitgemäße Umgehungsstraße ‚B 83 Lispenhausen‘ sowie eine dritte überflüssige Fuldabrücke der Stadt Rotenburg verschärfen die Situation noch weiter. Jetzt muss endlich Schluss sein mit dem ungehemmten Flächenverbrauch und der Vernichtung des Schutzgutes Boden.

Zudem sprechen weitere entgegensetzte Belange wie die besondere Klimafunktion sowie das Vogelschutzgebiet (Natura 2000) als wichtiger Rastplatz des Vogelzugs gegen das Projekt. Alle Planungen widersprechen ausdrücklich dem vom Kreistag beschlossenen ‚Integrierten Klimaschutzprogramm‘. Es besteht die unbedingte Notwendigkeit, bei allen weiteren Flächenversiegelungen zu einer ‚Netto-Null-Lösung‘ zu kommen. Das Projekt ist aus rechtlichen Gründen und Gemeinwohlinteressen nicht genehmigungsfähig."

Pfenning Logistik erklärte auf O|N-Nachfrage zu den Bedenken der Naturschützer: "Natürlich ist es nachvollziehbar, wenn Bürgerinnen und Bürger hinterfragen, was in ihrem Ort angesiedelt wird. Wir denken aber, dass wir im Dialog die Befürchtungen entkräften können. So ist der Umfang der geplanten Bebauung ja noch gar nicht festgelegt. Wir stehen ganz am Anfang einer Sondierung. Wer unsere Standorte kennt, der weiß, wir entwickeln selbst, und zwar nach höchsten Nachhaltigkeitsstandards, in energieeffizienter Bauweise, mit ganzflächiger Fotovoltaikanlage auf dem Dach und mit der Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Aber es stimmt: Als Logistikdienstleister brauchen wir Fläche, nicht zum Selbstzweck, sondern um Bevölkerung und Wirtschaft mit Gütern versorgen zu können. Gleichzeitig entstehen am Standort Bebra bis zu 200 neue Arbeitsplätze für Menschen mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen."

Zum aktuellen Planungsstand ergänzte das Unternehmen: "Wir stehen wie gesagt ganz am Anfang. Wir haben die Stadt gebeten, die Entscheidung im Rat erst einmal zu vertagen. Nun gilt es, die Vorstellungen und die Machbarkeit für beide Seiten zu prüfen. Wenn es im demokratischen Prozess eine erkennbare Bereitschaft gibt, die Ansiedlung weiterzuverfolgen, müssen vor der finalen Planung erst einmal verschiedene Gutachten, etwa zu Umweltschutz, Schallschutz, Verkehr und zur Hochwasserthematik und weiteren durchgeführt werden. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse könnte dann die konkrete Entwicklung des Standorts erfolgen, der den Bürgerinnen und Bürgern sowie den zuständigen Behörden und Gremien vorgestellt werden."  (Kevin Kunze)+++


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