Objekt des Monats Juli im Vonderau Museum: Zwei Porträtgemälde

09.07.22 - Das Objekt des Monats Juli im Vonderau Museum zeigt das Ehepaar Barbara und Bonifaz Herchenhahn, das von einem unbekannten Künstler ca. 1803-1810 mit Ölfarben auf Holztafeln porträtiert wurde. Die Rahmung stammt aus späterer Zeit. Die beiden Porträts, die 2020 in die Sammlung aufgenommen wurden, stammen von Peter Jacob, einem Urururenkel der Herchenhahns.

Porträt von Bonifaz Herchenhahn

Im Jahr 1802 wurde im Zuge der Napoleonischen Kriege der aus den Niederlanden geflohene Erbstatthalter Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau, der spätere niederländische König Wilhelm I., erster weltlicher Landesfürst Fuldas (bis 1806). Mit dem neuen Herrscher zog bald nicht nur mit Möbeln wie dem Kanapee oder der Chaiselongue, sondern auch in der Kleidung ein neuer Stil in Fulda ein: die klassizistische Empire-Mode.

Auch die bürgerlichen Hofbeamten des neuen Fuldaer Landesfürsten kleiden sich nun "à la mode". Bonifaz Herchenhahn, der Steuerrat, Assessor und Fürstlicher Administrator der Militär-Invaliden-Kasse war, trägt die dunkle Empire-Herrenmode, bestehend aus einem Frack mit Stehkragen und Halstuch. Das Kleid seiner Gattin weist die typische Taille direkt unter der Brust sowie kurze Puffärmel und die Betonung des weiten Dekolletés durch feine Spitze auf. Mit der neuen Empire-Mode genossen die Damen, gehüllt in leichte Stoffe wie Leinen, Musselin, Baumwolle, Batist und Seidenstoffe viel Bewegungsfreiheit.

Die Sonderausstellung "Design & Dynastie" im Fuldaer Stadtschloss spannt anlässlich des 250. Geburtstages Wilhelms I. von Oranien-Nassau den Bogen vom Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts zum zeitgenössischen Design. Die Schleifenform des verspielten Anhängers, den Barbara Herchenhahn trägt, wird Ihnen dort als diamantenbesetzte Brosche im Louis XVI.-Stil des Pariser Hofjuweliers Mellerio dit Meller, der seit dem 18. Jahrhundert für das niederländische Königshaus tätig ist, wiederbegegnen. (pm) +++