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Daniel Holbe: Bestseller-Autor aus dem Hohen Vogelsberg
16.07.22 - "Todesruf" nennt sich der neue Krimi um die Frankfurter Kommissarin Julia Durant. Verfasst wurde das Werk, das ab 1. August in den Buchhandlungen zu finden sein wird, einmal mehr von den Bestseller-Autoren Andreas Franz (+) und Daniel Holbe. Was vielleicht nur wenige wissen: Der in Ockstadt/Wetterau geborene Holbe ist mit seiner Familie im Ulrichsteiner Stadtteil Kölzenhain zu Hause (Vogelsbergkreis). Im telefonischen Interview mit OSTHESSEN NEWS beantwortet Holbe gut gelaunt verschiedene Fragen, die sich nicht nur um das neue Buch und um die (Kriminal)-Schriftstellerei drehen, sondern auch um das Leben im Hohen Vogelsberg.
Trotz aller Bedrängnisse durch das aktuelle Geschehen wie Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg hat der zweifache Familienvater und "Spiegel"-Bestsellerautor seinen Humor nicht verloren. Und erzählt auf die Frage nach seinem Alter die Story der "Corona-Kultur-Show" des Autorenkollegen und Kabarettisten Dietrich Faber: Der habe ihn bei einer für YouTube aufgezeichneten Liveshow mit zwinkerndem Auge als 32-Jährigen vorgestellt. "Und mich damit um 14 Jahre jünger gemacht!"
Seit Ostern 2018 ist der 46-Jährige nun schon in Kölzenhain wohnhaft und fühlt sich nach wie vor dort sehr wohl. "Zumal ich ja immer auf dem Land gelebt habe, denn die Wetterau ist ja auch nicht unbedingt großstädtisch. Ich kenne nichts anderes als das Dorfleben, wo alles überschaubar ist und wir trotz guter Infrastruktur abgeschirmt genug leben". Wenn er mitunter zur Vorort-Recherche nach Frankfurt fährt, dann ist Holbe gewissermaßen ein Wanderer zwischen zwei Welten. Wie auch als Literat, denn auf der einen Seite ist da die Serie um die Frankfurter Kommissarin Julia Durant, auf der anderen Seite seine "eigene" Reihe mit den beiden Ermittlern Sabine Kaufmann und Ralph Angersbach (!), die im Vogelsberg spielt.
Stichwort Durant: Geistiger Vater der Romanfigur war Andreas Franz, der 2011 gestorben ist. Seitdem schreibt Holbe, basierend auf hinterlassenen Ideen von Franz, die Reihe weiter, nachdem ihm dies vom Verlag "Droemer Knaur" anvertraut worden war. Der 46-Jährige, der sich beim Fortführen des Franzschen Werkes auf das Vertrauen von dessen Witwe bis zu deren Tod im vergangenen Sommer stützen konnte, hat sich zunächst bis 2026 per Vertrag verpflichtet, in jedem Jahr einen Durant-Krimi zu verfassen. Franz aber stehe als Schöpfer der Reihe auf dem Buchcover unverändert an erster Stelle, was für Holbe kein Problem darstellt.
Vorher war er Kälteanlagenbauer
Bevor ihn die Liebe zur Schriftstellerei packte, absolvierte Holbe eine Lehre zum Kälteanlagenbauer (heute: Mechatroniker für Kältetechnik), jobbte in einer Videothek, machte nach seinem Zivildienst in einem Kinderheim eine Ausbildung zum Erzieher und studierte Sozialarbeit. Um mehrere Jahre in diesem Sektor tätig zu sein, bevor ihn das Literarische endgültig in Bann zog. "Denn auch mit meiner Arbeit im sozialen Bereich war ich immer am Puls der Menschen, immer dort, wo Abgründe und Schicksale aufeinandertreffen". Die von der Politik viel zitierte "Zeitenwende" trifft auch auf die Titelheldin Julia Durant zu. Sie trauert im neuen Buch zum einen um ihre enge Freundin und bereitet sich zum andern auf die Hochzeit mit ihrem Lebensgefährten zu. "Todesruf" schließt thematisch an den in Frankfurt spielenden Vorgängerroman "Der Flüsterer" an und endet, bevor die Corona-Pandemie beginnt. "Der Roman ist also garantiert virenfrei", schmunzelt der 46-Jährige, der die Quintessenz des Buches folgendermaßen auf den Punkt bringt: "Ein Opfer, das nur knapp dem Tod entrann, verlangt nach der Kommissarin und fordert sie gewissermaßen zu Ermittlungen heraus. Steckt da wirklich nur ihr Freier dahinter? Oder gibt es einen Zusammenhang zwischen weiteren Morden im Milieu? Stecken Revierkämpfe rivalisierender Clans dahinter? Oder Oder Oder . . ."
Pandemie
Stichwort Pandemie: Das Schreiben hilft Holbe dabei, sich - positiv betrachtet - in eine andere Welt zu begeben und sich für eine gewisse Zeit aus der Realität auszuklinken und die Sorgen auszuschalten. "Auch wenn diese im Hintergrund natürlich immer mitschwingen". Die aktuelle Situation sei schon sehr beklemmend, denn kaum habe man gedacht, dass Corona (zumindest vorläufig) überwunden sei, habe der Krieg in der Ukraine begonnen.Gleichwohl habe er bei seinen bisherigen Stationen der Lesereise festgestellt, wie froh die Menschen seien, wieder "raus" gehen zu können. Auch wenn man sich an das beständige Auf und Ab gewöhnen müsse, "aber das ist halt die neue Realität". Vor jeder Lesung sei er "mega aufgeregt", was sich aber schnell wieder lege: "Die bisherigen Erfahrungen seit März sind einfach der Wahnsinn", freut sich Holbe. Das "Live-Erleben" vor Ort könne nie durch eine Videoaufnahme ersetzt werden. Nach der Sommerpause werde es dann Anfang September (hoffentlich) weitergehen. (Bertram Lenz) +++