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"Fuldaer Rose" und viel Solidarität beim "Markt der Möglichkeiten"
10.07.22 - Wie vielfältig das ehrenamtliche bürgerschaftliche Engagement in unserer Region ist, wurde am Samstagnachmittag einmal mehr im Bürgerzentrum Ziehers-Süd deutlich: Gut 30 Vereine, Verbände und Organisationen waren zum "Markt der Möglichkeiten" des SPD-Stadtverbandes Fulda gekommen, um sich und ihre Arbeit vorzustellen. Ehrengast war SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, der ein leidenschaftliches Plädoyer für Zivilcourage und Ehrenamt hielt. Mit der "Fuldaer Rose" wurde das Team des soziokulturellen Zentrums "L14zwo" ausgezeichnet, das derzeit in der Lindenstraße 2 zu finden ist.
Die SPD hatte für ihre 29. Auflage des "Marktes der Möglichkeiten" sowohl eine andere Stätte als auch ein anderes Umfeld und ein anderes Format gewählt, um die Veranstaltung attraktiver zu machen. Die Mühen hatten sich gelohnt, denn viele Beteiligte waren gekommen, um sich untereinander auszutauschen. Und um andere Menschen zu treffen, die im sozialen, kulturellen oder ökologischen Bereich ehrenamtlich aktiv sind. Die ganze Veranstaltung wurde musikalisch begleitet von dem Duo "Zwei-Klang", später lud dann die kubanische Band "Nicky Marquez" zum Feiern ein. Für Getränke, Essen, sowie Kaffee und Kuchen zu sozialen Preisen war bestens gesorgt.
Projekte von "L14zwo"
Wie Philipp Ebert vom SPD-Unterbezirksvorstand bei seiner Laudatio anlässlich der "Fuldaer Rose"-Verleihung unter anderem ausführte, ist das "L14zwo" eine Begegnungsstätte für Alt und Jung mitten in der Fuldaer Innenstadt. Es warte mit einer bunten Vielfalt an Angeboten auf. Das AWO-Jugendwerk Nordhessen organisiert dort die "Erneuer:Bar" (ein Repair-Café) und verschiedene ehrenamtlich betreute Projekte wie die Nähbar und den Kleidertauschladen. Wegen der Corona-Pandemie war die Auszeichnung letztmals 2020, und da in kleinerem Rahmen, an den "Hafen Lutherkirche" vergeben worden.Wie zur Begrüßung der vielen Anwesenden Dr. Thomas Bobke, Co-Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Fulda, gesagt hatte, sei die Würdigung vielfältigen ehrenamtlichen Engagements gerade in einer Zeit wichtig, in der man zunehmend einer fordernden Ich-Gesellschaft begegne. SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Waschke freute sich über das "tolle Bild von hier oben", und das im dritten Pandemiejahr. Auch sie rief dazu auf, neugierig zu sein und sich Anregungen für die eigene Arbeit zu holen.
Solidarität war eines jener Schlagworte, mit denen anschließend Kevin Kühnert die Anwesenden konfrontierte. Gepaart mit Zivilcourage und Ehrenamt sei dies der "Klebstoff der Demokratie" und mache unser Gemeinwohl aus. Jeder von uns sollte sich die Frage stellen, was Gesellschaft bedeute und wie man sie positiv darstellen könne. Demokratie erschöpfe sich nicht im Gang zur Wahlurne, sondern müsse im Alltag spürbar und wirksam sein – in Betrieben, Schule und Gesellschaft. Die Anwesenden forderte der SPD-Generalsekretär auf, "Mutmacher" zu sein und somit einen wichtigen Dienst für eine funktionierende, solidarische Gesellschaft zu leisten.
Zum Dank für seinen Besuch überreichte ihm SPD-Stadtverbands-Co-Vorsitzender Andreas Goerke ein Trikot der SG Barockstadt mit der Aufschrift "Peace not war" und dem Schriftzug "Fulda stellt sich quer". Zudem einen Liegestuhl und selbstgemachte Rosenmarmelade der SPD-Unterbezirksvorsitzenden Birgit Kömpel. Dankesworte gab es schließlich auch für Goerke selbst, weil er den Kontakt zu Kühnert hergestellt hatte, und für Edith Bing, die einmal mehr die Organisation dieses "Marktes der Möglichkeiten" übernommen hatte. Sie wurde von Bernhard Lindner besonders gewürdigt.
O|N-Gespräch mit Kühnert
Bevor er sich wieder auf die Rückfahrt machte und vor seinem Rundgang an die einzelnen Stände, hatte OSTHESSEN|NEWS Gelegenheit, mit dem SPD-Generalsekretär zu sprechen. Mit dabei waren auch SPD-Unterbezirkschefin Birgit Kömpel und die beiden SPD-Stadtverbands-Co-Vorstände Andreas Goerke und Dr. Thomas Bobke. Der 32-jährige Kühnert erfuhr dabei gleich hohes Lob von einem Gast der Veranstaltung: Kühnert sei "rhetorisch nach Gregor Gysi die Nr. 1 im Bundestag. Ich bin extra deinetwegen hier". Der frühere Bundesvorsitzende der Jusos ist leidenschaftlicher Fußballfan (an erster Stelle steht bei ihm Arminia Bielefeld) und laut Goerke ein sogenannter "Groundhopper", also ein Fußballanhänger, bei dem es darum geht, Spiele in möglichst vielen verschiedenen Stadien zu besuchen.Bis Ende 2023 solle die SPD 30.000 neue Mitglieder begrüßen können, habe er zu seinem Einstand als Generalsekretär ausgegeben. In dieser Position, die er seit sieben Monaten bekleide, komme es darauf an, schnell auf sich verändernde Gegebenheiten zu reagieren und den derzeit 400.000 SPD-Mitgliedern die jeweiligen Entscheidungen transparent zu vermitteln, so Kühnert gegenüber O|N. Das Willy-Brand-Haus als Parteizentrale müsse stets handlungsfähig sein.
Die Rolle seiner Partei in der Dreier-Regierungskoalition bewertete er im Gespräch so: "Die SPD muss in dieser Koalition, in der wir den Kanzler stellen, der erwachsene Part sein und den Laden am Laufen halten". Schließlich habe man acht Jahre GroKo hinter sich, und das sei deutlich schwieriger gewesen als jetzt.
In der Region Fulda sei er übrigens nicht zum ersten Mal, beispielsweise habe er 2018 während des Landtagswahlkampfes für die SPD geworben. Die CDU habe hier zwar noch die Nase vorn; politische Auseinandersetzungen mit anderen demokratischen Parteien sehe er sportlich. (Bertram Lenz) +++