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"Volpone" feierte am Samstag im Kleinen Freilichttheater Schloss Eichhof Premiere - Fotos: Christopher Göbel

BAD HERSFELD "Volpone" feiert Premiere

Rasante und schrille Komödie über Gier, Macht und Geld

11.07.22 - Das Kleine Freilichttheater Schloss Eichhof ist auch in diesem Jahr wieder Spielort der Bad Hersfelder Festspiele. Die Komödie "Volpone" von Ben Johnson wird seit Samstagabend dort in der Regie von Christine Bossert gespielt.

Das Kreativteam (von links): Regieassistent Markus Beisl, Regisseurin Christine ...

Ein Oktett aus Darstellern spielt das eigentlich bitterböse Stück über die Gier der Menschen. Volpone oder Herr Fuchs (Simon Mazouri) ist ein steinreicher Mann, der aus Persien nach Venedig gekommen ist und sein Geld dazu nutzt, sich andere gefügig zu machen. Gemeinsam mit seinem Diener Mosca (Mücke, Manuel Struffolino) heckt er den Plan aus, sich todkrank zu stellen, um herauszufinden, wie sich seine "Freunde" verhalten werden. Und sie tun das, was er erwartet hat: Der große Kampf um das vermeintliche Erbe beginnt. Ob nun der gerissene Notar Voltore (Herr Geier, Mathias Renneisen), die Drogendealerin Corbaccio (Frau Rabe, Wiebke Frost) oder der listige Kaufmann Corvino (Herr Krähe, Marius Marx) - sie alle heucheln, um Alleinerben des reichen Volpone zu werden.

Dazu ist Corvino sogar bereit, seine Frau Celia (Caroline Pischel) bei Volpone zu prostituieren. Und Frau Corbaccio enterbt ihren eigenen Sohn Leo (Chris Swientek), um an Volpones Reichtümer zu kommen. Nur der Richter (Henning Kallweit) will nichts von dem Geld haben. Dafür ist der aber latent fremdenfeindlich.

Christine Bossert hat das Stück aus dem Elisabethanischen Zeitalter als bunte, unterhaltsame und bissige Komödie inszeniert und die - zumeist - negativen Charaktereigenschaften der Protagonisten stark herausgearbeitet und überspitzt dargestellt. Stellenweise allerdings ein bisschen zu klischeehaft. Die bunten und einfallsreichen Kostüme und das Bühnenbild von Ulrike Reinhard, bei dem vor allem die im Boden versteckten goldglänzenden Tresore auffallen, und die Musik von Hanns Clasen verstärken diesen Eindruck noch.

In der Gier gefangen

Schrill sind die Handelnden in ihren Rollen verhaftet, bleiben stets in ihrer Gier gefangen. Mazouri spielt Volpone, den gutaussehenden Schönling, der allerdings als "todkranker Greis" benannt wird, mit Grandezza. Zumindest, bis er die Früchte seines Tuns ernten muss und am Ende vor dem Nichts steht. Mathias Renneisen gibt den Notar, der alle austricksen will, mit schleimerischem Habit und schreckt nicht einmal davor zurück, Gott mit gregorianischen Gesängen für seine Zwecke einzusetzen.

Ein bisschen zuviel gibt Wiebke Frost als angeblich verarmte Dealerin. Ihre Auftritte sind exaltiert, bringen das Publikum aber genau deshalb oft zum Lachen. Ganz den linientreuen Sohn spielt Chris Swientek als Beamter der venezianischen Stadtverwaltung. Trotzig wie ein kleines Kind spielt sich Swientek durch seine Rolle. Stimmgewaltig und gerissen gibt Marius Marx den Kaufmann Corvino. Seine Gattin Celia kann einem eigentlich nur leidtun. Caroline Pischel spielt die unterdrückte Frau genau so, wie man sie sich vorstellt. 

Und die Moral von der Geschicht' ...

Henning Kallweit gibt den Richter, der zwar streng auf die Einhaltung des Gesetzes achtet, aber der Verzweiflung nahe ist, als er seinen Justiz-Irrtum erkennt. Und dann ist da noch die Figur, um die sich eigentlich alles dreht: Mosca, der Diener, der im Hintergrund alle Strippen zieht. Manuel Struffolino nimmt man seine Figur, die ein bisschen wie ein Protagonist aus einem japanischen Computerspiel aussieht, voll ab; er brilliert in seiner Rolle. Besonders seine Flüche auf Italienisch beeindrucken. Und das Publikum gönnt ihm, dass er am Ende als Sieger aus dem Erbschaftskampf herausgeht und seine Lehren aus all den Querelen um Geld und Gier gezogen hat.

Alles in allem hat Bossert die Bösartigkeit der Figuren gut herausgearbeitet und das Stück von Ben Johnson, einem Zeitgenossen Shakespeares, in die Gegenwart geholt. Machtmissbrauch, Geldgier und Erbschleicherei sind auch heute oft Probleme unserer Gesellschaft. Pfiffige Regie-Ideen wie die Geräusche kreisender Raben, wenn die Erbschleicher anrücken, oder auch die Nutzung der Gänge zwischen den Publikumsreihen machen "Volpone" zu einem unterhaltsamen Spaß, der bei der Premiere mit langem begeistertem Applaus honoriert wurde.

"Volpone" wird noch bis zum 11. August im Eichhof gespielt. Karten gibt es unter www.bad-hersfelder-festspiele.de (Christopher Göbel) +++


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